Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Mimicry, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Masculine – Feminine, 1976, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Pyjamas, 1978, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Pyjamas, 1978, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Văcăreşti, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Ion Grigoresu, Văcăreşti, 1975, Courtesy: Ion Grigoresu
Iosif Kiraly, The Kiraly Family, Fotoarbeit mit Jubiläumsstempel “25 Jahre der vollständigen Kollektivierung der rumänischen Landwirtschaft”, 1988, Courtesy: Iosif Kiraly
Iosif Kiraly, The Kiraly Family, Fotoarbeit mit Jubiläumsstempel “25 Jahre der vollständigen Kollektivierung der rumänischen Landwirtschaft”, 1988, Courtesy: Iosif Kiraly
Iosif Kiraly, Kiraly-Shimamoto, Fotoarbeit, 1985, Courtesy: Iosif Kiraly
Iosif Kiraly, Kiraly-Shimamoto, Fotoarbeit, 1985, Courtesy: Iosif Kiraly
Iosif Kiraly, Mail Art, o. J.
Iosif Kiraly, Mail Art, o. J.
Iosif Kiraly, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Iosif Kiraly, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Dan Perjovschi, Confessional, 1986-1994, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Dan Perjovschi, Confessional, 1986-1994, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Dan Perjovschi, Confessional, 1986-1994
Dan Perjovschi, Confessional, 1986-1994
Paul Neagu, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Paul Neagu, Ausstellungsansicht, WKV 2009
Paul Neagu, Cake man event, 1971
Paul Neagu, Cake man event, 1971
Paul Neagu, The Boxes, 1968
Paul Neagu, The Boxes, 1968
Paul Neagu, Ramp, 1976
Paul Neagu, Ramp, 1976
Horia Bernea, Bernea in seinem Atelier, 1972
Horia Bernea, Bernea in seinem Atelier, 1972

Zwischen den Grenzen. Flucht in das Konzept

Kuratorin: Ileana Pintilie Teleaga

Horia Bernea, Constantin Flondor, Ion Grigorescu, Pavel Ilie, Iosif Kiraly, Paul Neagu, Dan Perjovschi, Grupul Sigma

Zwischen 1965 und 1989 fielen in Rumänien zwei Entwicklungen zusammen: der Aufstieg von Nicolae Ceauşescus kommunistischer Partei zur Staatsmacht und die langsame aber vorhersehbare Errichtung seiner persönlichen Diktatur. Als Ceauşescu 1965 gewählt wurde, entstand zunächst der Eindruck, er würde den ersehnten innerstaatlichen Wechsel, eine Befreiung vom Einfluss Stalins und den Beginn eines Dialoges mit der westlichen Welt vorantreiben. Das Bestreben, sich von den Nachbarn im Osten unabhängig zu machen, zeigte sich vor allem in Rumäniens Abspaltung von den Mitgliedern des Warschauer Paktes, als diese im Sommer 1968 in Prag die Reformbestrebungen der tschechoslowakischen Regierung mit militärischem Druck beendeten. 1971 jedoch, nach einem Besuch in China und Nordkorea, weitete er, beeindruckt vom totalitären Kommunismus und der Kulturrevolution in Asien,  die Zensur und ideologische Kontrolle in allen gesellschaftlichen Bereichen aus: von der Bildung und Kultur über das öffentliche Leben bis hin zu staatlich gesteuerten Initiativen zur Geburtenerhöhung.
Parallel zur offiziellen Kunst, die von der politischen Macht diktiert wurde, versuchten einige Künstler, ihre eigenen „Überlebensstrategien“ zu etablieren. Sie entwickelten experimentelle Praktiken, die im Wesentlichen um ephemere Formen sowie ironische und gesellschaftskritische Positionen kreisten. Obwohl sie unter recht isolierten Bedingungen arbeiteten, gelang es den Künstlern hin und wieder, in alternativen Räumen auszustellen: in Kulturclubs, der Halle des Architekturinstitutes in Bukarest, oder in ihren eigenen Ateliers und Wohnungen. Andere versuchten offene und nonkonformistische Kommunikationsforen aufzubauen. Die Mail Art bot dabei ein unabhängiges, ironisches und subversives Medium – und einen Weg, die Zensur zu umgehen. (Ileana Pintilie)

WERKE
Alle Texte: Ileana Pintilie Teleaga

Horia Bernea (1938, RO; 2000, F)
Horia Berneas Arbeiten, die zwischen 1968 und 1972 entstanden, wurden vom ihm als „persönliche künstlerische Ideologie“ betrachtet: als individualistischer Akt der Distanzierung und des Protests gegen die kommunistische Ideologie, die den Künstlern bei offiziellen Ausstellungen abverlangt wurde. Bei den gezeigten Objekten und Bildern handelt es sich scheinbar um abstrakte konzeptuelle Restfragmente einer experimentellen Aktion.

Constantin Flondor (RO; 1936, UA)

Ich – Du – Zeuge (Das Visuelle Bewusstsein), 1979
DVD Aufnahme einer 3-Kanal Filminstallation, S8mm, Farbe, 13’ 6’’
Courtesy: Constantin Flondor
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Constantin Flondor war Mitglied der wichtigsten experimentellen Gruppen im Rumänien der 1960er und 1970er Jahre (Gruppe 111 und Sigma) und beschäftigt sich als Multimediakünstler mit unterschiedlichen visuellen Experimenten. I – You – Witness ist ein Film über die „Triontizität”: eine Wahrnehmungstheorie des rumänischen Psychiaters Eduard Pamfil, der zufolge es nicht nur ein visuelles „Bewusstsein”, sondern mehrere gibt.

Andplevision, 1979
DVD Aufnahme einer 2-Kanal Filminstallation, S8mm, Farbe, 7’ 24’’
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Der Film basiert auf einer Collage aus experimentellen Bildern, die bei unterschiedlichen Gelegenheiten aufgenommen wurden. Er gibt einen Überblick über die von konstruktivistischen Ideen geprägten visuellen Recherchen des Künstlers bzw. über seine Auseinandersetzung mit natürlichen Elementen.

Bolting and Modelling, 1985
S8mm auf DVD, Farbe, 5’ 24’’

Anno-Aversion, 26. Januar, 1982
S8mm auf DVD, s/w, 2’ 30’’
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Anno-Aversion entstand anlässlich des Geburtstags von Nicolae Ceauşescu. Der kommunistische Diktator wurde landesweit von allen Medien gefeiert. Vor allem der staatliche Fernsehsender, der täglich über nur zwei Stunden Sendezeit verfügte, wurde von diesem Ereignis vollständig in Beschlag genommen. Bei dem Titel handelt es sich um ein Wortspiel zwischen Geburtstag und Magenschmerzen. Der Künstler sitzt vor dem schwarzen Bildschirm des staatlichen Fernsehsenders an einem Tisch voller damals nicht erhältlicher Lebensmittel. Mit Beginn der Sendung verschwinden diese plötzlich...

Ion Grigorescu (1945, RO)
Grigorescu zählt zu den wenigen Multimediakünstlern in Rumänien, die sich während des kommunistischen Regimes mit der visuellen Erforschung des Körpers befassten – zur damaligen Zeit ein Tabuthema. Der Körper des Künstlers wurde zum Arbeitsmaterial, Medium und zur Oberfläche. Seine Körperperformances können als Post-Happenings betrachtet werden, bei denen der Fokus nicht länger auf der zeitlichen Dimension liegt, sondern auf der fotografischen Momentaufnahme, die jedoch einen performativen Charakter bewahrt. Wie viele andere Arbeiten aus den 1970er und 1980er Jahren waren auch seine Werke erst viel später öffentlich zu sehen.

Văcăreşti, 1975
Serie von 4 Fotogrammen, s/w, je 20 x 30 cm
Courtesy: Ion Grigorescu
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Die Fotogramme zeigen die Räume eines riesigen sakralen Gebäudekomplexes (das Kloster Văcăreşti), der in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Die verschiedenen historischen Stadien der Gebäude sind von Grafitti überlagert: subkulturelle Zeichen einer marginalen Welt.

Trăisteni, 1976
Serie von 5 Fotogrammen, s/w, je 20 x 30 cm
Diese Fotos von spontanen Aktionen entstanden in der Nähe des Dorfes Trăisteni. Anlass war die Entdeckung einer Kirchenruine.

Election meeting, 1975
6 Fotogramme (aus einer Serie von 28), s/w, je 20 x 30 cm
Courtesy: Ion Grigorescu
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Der Künstler nahm diese Fotos mit einer an der Hüfte versteckten Kamera während einer Kundgebung in Bukarest auf. Sie zeigen die Vertreter der Securitate bei der Überwachung der Menge.

Pyjamas, 1978
Serie von 4 Fotogrammen, s/w, je 20 x 30 cm
Courtesy: Ion Grigorescu
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Bei diesen Fotos handelt es sich um Aufnahmen einer merkwürdigen Performance: einer Art Frühstücksritual des Künstlers im Pyjama. Der an die Aufnahmen von Überwachungskameras erinnernde Bildausschnitt, die Streifen auf der Kleidung des Künstlers sowie die Atmosphäre von Abgeschlossenheit und Entfremdung spielen auf eine Gefängnissituation an.

Party, 1960s
Fotoserie, Readymade, s/w

Snagov, 1971
Serie von 4 Fotogrammen, s/w, je 20 x 30 cm
Schnappschüsse eines Ausflugs nach Snagov, einem beliebten Ausflugsziel der Bukarester.

Mimicry, 1976
N8mm film auf DVD, 1’
Courtesy: Ion Grigorescu

Boxing, 1977
N8mm film auf DVD, 2’ 44’’
Courtesy: Ion Grigorescu
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Der Künstler boxt und schlägt sein Alter Ego k.o., dessen physische Existenz auf die Größe eines Schattens geschrumpft ist.

Masculine – Feminine, 1976
N8mm Film auf/on DVD, 11’ 21’’

In Our Beloved Bucharest, 1977
N8mm film auf DVD, 14’
Courtesy: Ion Grigorescu
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Grigorescu bediente sich einer versteckten Kamera, um eine Dokumentation über das Leben in Bukarest aus der Perspektive der Straßenbahnlinie 26 zu drehen. Der Film entstand 1977, nachdem ein Erdbeben die Stadt heimgesucht hatte. Dem Erdbeben folgte eine Reihe systematischer Abrisse, um auf den Ruinen des historischen Zentrums eine neue, dem Größenwahn Ceauşescus entsprechende Stadt entstehen zu lassen.

Dialogue with Ceauşescu, 1978
N8mm film on DVD, 14’
In Dialogue with Ceauşescu spielt der Künstler zwei entgegengesetzte Rollen: sich selbst und den  Diktator Ceauşescu.

Pavel Ilie (1927, RO; 1995, CDN)
Pavel Ilie nimmt in der rumänischen Kunst der frühen 1970er Jahre eine besondere Stellung ein. Er konzentrierte sich in seinem künstlerischen Schaffen auf das Konzept, dessen visuelle Manifestation – sei es in Form von Zeichnungen, Fotografien, Objekten oder Environements – zweitrangig war. Die  formale Annäherung an Objekte betrachtete er als „Arbeitshypothesen“, als temporäre Momente eines Arbeitsprozesses.

Iosif Kiraly (1957, RO)
Anfang der 1980er Jahre begann Kiraly damit, sich die Fotografie als ein Medium anzueignen, mit dem er den performativen Charakter seiner Bildexperimente vermitteln konnte. Dabei wurde er stark von den visuellen Untersuchungen der Gruppe Sigma geprägt. Später setzte er die Fotografie als Kommunikationsmedium ein. Dies war vor allem in den 1980er Jahren wichtig, als die Isolation der Kulturschaffenden in Rumänien erdrückend geworden war. Kiraly verbreitete seine konzeptuellen Arbeiten, Fotos oder kleinformatigen Collagen über das Netzwerk einer internationalen Gruppe von Mail Artisten, und entwickelte so seine künstlerische Überlebensstrategie. Zu den Künstlern des Netzwerkes zählte beispielsweise der Japaner Shozo Shimamoto, Mitglied der Gruppe Gutai, der Kiraly sogar in Rumänien besuchte.

Paul Neagu (1938, RO – 2004, UK)

Collector (Sammler), 1971
Zeichnung
Courtesy: Paul Neagu
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Paul Neagu begann sein Debüt in Rumänien mit einer Serie ironischer Werke, die den Titel Neagu’s Boxes trugen. Es handelt sich um ephemere Objekte, die aus einfachen Materialien hergestellt wurden und neo-dadaistische Züge trugen. Sie verstanden sich als Protest gegen das geschlossene System der offiziellen Kunst, das damals im Land herrschte. Die Zeichnung Sammler wiederholt Bilder von einigen dieser „Boxen“.

Merit Collector (Verdienst-Sammler), 1968–1972
Serie von Zeichnungen und Objekten
Courtesy aller Werke: Paul Neagu
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1968 begann Neagu seine aus Zeichnungen und Objekten bestehende Serie Verdienst-Sammler. Angeregt von der Art und Weise, mit der im kommunistischen Rumänien die Verdienste bei der Verleihung von Titeln, Ehrungen und Orden angerechnet wurden, erdachte er eine ironische Maschine. Diese würde in der Lage sein, die Auswahlkriterien für Verdienste zu sammeln, sie auf zufällige Passanten anzuwenden und an diese die Auszeichnungen zu vergeben. Die Serie gipfelte in der ersten Straßenaktion, die in Rumänien stattfand. 1968, auf einer belebten Straße in Bukarest, platzierte der Künstler seinen Verdienst-Sammler mitten im Verkehr.

Anthropocosmos Serie, 1968–1974
Serie von Objekten, Malereien, Zeichnungen und Performances
Courtesy aller Arbeiten: Paul Neagu
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Schrittweise entwickelte der Künstler ein System, das einfache geometrische Formen – Quadrat, Dreieck, Kreis und Spirale – mit verschiedenen Ebenen – der individuellen, sozialen und kosmischen – verband. Mithilfe dieses Systems begann er, alle seine visuellen Werke in ein kohärentes Muster einzubinden. Die der individuellen Ebene gewidmete Anthropocosmos Serie bestand aus Objekten, Malereien, Zeichnungen und Performances in der Gestalt einer menschlichen Figur, die auch an einen Sarg erinnerte. Der Körper war wie Honigwaben in seine Einzelteile zerlegt.

Ramp, 1976
Performance-Dokumentation, Film auf DVD, 10’
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In der Performance Ramp springt der Künstler an eine Wand, während seine Partnerin mit verbundenen Augen versucht, die Höhe des Sprungs einzuschätzen und auf der Wand zu markieren.

Cake man event, 1971
Performance-Dokumentation, Film auf DVD, 8’
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Die Cake man Performance-Rituale, die erstmals in Bukarest im Haus eines Künstlers vor geladenem Publikum stattfanden, waren mit der Anthropokosmos Serie verbunden. In der Performance, die später in Großbritannien stattfand, wurde eine menschliche Figur mit Waffeln gefüllt, an denen Zettelchen befestigt waren. Diese wurden von den Teilnehmern, den Empfängern der Botschaften, schließlich verspeist.

Ritual-Performances, 1970-1978
16 Fotodokumentationen der rituellen Performances Horizontal Rain, Cake-man, Going Tornado, Ramp und Blinde Bite
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Für seine rituellen Performances fertigte der Künstler ein Kostüm mit zahlreichen kleinen transparenten Taschen an, in die er an die Öffentlichkeit gerichtete Botschaften steckte. Die Botschaften verwiesen auf „die Ebene der menschlichen Kommunikation“ und deren Entwicklung in der Gesellschaft. In der Performancereihe Gradually Going Tornado, die Performances, Zeichnungen und andere Kunstformen miteinander verband, brachte der Künstler wie ein Derwisch verschiedenste Elemente in eine kreisförmige Bewegung.

GAG – Generative Art Group (UK, 1970-1975)
Im britischen Exil erfand Paul Neagu die Generative Art Group (GAG). Der Künstler erklärte öffentlich, dass er eine aus fünf Mitgliedern bestehende Künstlergruppe gegründet hatte, und ging dabei so weit, seinen vier Partnern Namen zu geben. Für einige Jahre hielt er die Gruppe mit Ausstellungen und Werken unterschiedlichster Art aufrecht, die alle von den Mitgliedern der GAG signiert sind.

Dan Perjovschi (1961, RO)

Confessional, 1986-1994
Rollen aus schwarzem Plastik
Courtesy: Lombard Fried Gallery, New York.
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In Confessional, einer Installation aus den 1980er Jahren, zeichnet der Künstler karikaturhafte schematische Figuren auf Papierrollen, wobei er die Papierstreifen zu einem Raum anordnet.

Red Apples, 1988
Series von 7 Fotos, b/w, je 17 x 12 cm
Foto: Dorel Gaina; Courtesy: Lombard Fried Gallery, New York.
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Bei Red Apples handelt es sich um eine Intervention in der Wohnung des Künstlers in Oradea, wo er zusammen mit seiner Frau Lia lebte. Dabei wurde die Wohnung in weißes Papier verpackt. Auf das Papier zeichnete und schrieb er Texte über ihre Beziehung. Bett, Nachtschränkchen, Fenster und Fernseher waren von großen Papierbahnen bedeckt. Auf den Fernseher zeichnete er einen neuen Bildschirm und ein Figurenpaar, das sich den Raum anschaut. Das Ehepaar lebte zwei Wochen in
diesem Raum. Neben der Auseinandersetzung mit dem Thema Intimität, stellte die Aktion auch eine indirekte Anspielung auf den Wunsch des Künstlers dar, sich selbst vom gesellschaftlichen und politischen Kontext abzugrenzen.

Romania, 1993, Timişoara /Removing Romania, 2003
Wandinstallation (Video und Brief)
Courtesy: Gregor Podnar Gallery, Ljubljana.
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Das Gefühl von Angst und Frustration, das in Perjovschis frühen Arbeiten zu spüren war, erreichte in den Jahren nach 1990 seinen Höhepunkt, als in Rumänien das, was so lange unterdrückt worden war, an die Oberfläche gelangte. Unter diesem Eindruck führte er 1993 auf dem Performance-Festival Zone in Timişoara die „Anti-Performance“ (Perjovschi) Romania auf, bei der er sich den Landesnamen auf die Schulter tätowieren ließ. Zehn Jahre später entschloss er sich anlässlich der Ausstellung In den Schluchten des Balkans von René Block, das Tattoo zu entfernen. Das chirurgische Verfahren des neuen Werkes, Removing Romania, bestand in einem Laser-Beschuss des Tattoos. Dabei wurde jeder schwarze Punkt in Millionen Teile zerlegt, die anschließend von Molekülen durch die Haut in den Körper transportiert wurden. Perjovschi ging es nicht darum, das Tattoo auszuradieren, sondern es in seinem ganzen Körper zu verteilen.

Sigma Gruppe (Constantin Flondor, Ştefan Bertalan, Doru Tulcan), 1970–1978
Multivision, 1972–1978
Video einer Rekonstruktion der ursprünglichen Filminstallation, 15’ 45’’
Courtesy: Constantin Flondor
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Multivision besteht aus experimentellen Super-8-Aufnahmen von Naturphänomenen (Wassertropfen, Seifenblasen etc.), die mit Musik und Texten unterlegt sind, die von den drei Mitgliedern der Gruppe sowie von Eduard Pamfil, Psychiater und Vorsitzender einer Gesellschaft für Bionik, vorgelesen werden. Der Film wurde in einem von den Künstlern selbst geschaffenen Environment mit zwei Projektoren auf zehn halbtransparente Leinwände projiziert. Aufgrund des performativen Charakters gab es nur drei Vorführungen unter Originalbedingungen (Timişoara, Cluj, 1979 und Bukarest, 1980).


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