Platino, Extern 39.1, 1989/1993, Courtesy: Sammlung Karen van den Berg, Überlingen
Platino, Extern 65.1, 1990/1993, Courtesy: Gu?nter Hermann, Stuttgart
Platino, Extern 70.4, 1988/2011, Courtesy: Platino
Platino, Extern 81.1, 1988/1999, Courtesy: Platino

Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte

EINFÜHRUNG

Neben der Auseinandersetzung mit den jüngsten Positionen der zeitgenössischen Kunst widmet sich der Württembergische Kunstverein auch regelmäßig einer Neubetrachtung künstlerischer Werke und Praktiken, deren Ansätze in den 1970er- und 1980er-Jahren wurzeln und die zugleich hochaktuelle Fragen und Auseinandersetzungsfelder der Kunst betreffen: darunter die Werke von Mark Tansey (2005), Antoni Muntadas (2006), Anna Oppermann (2007) oder Teresa Burga (2011).

2013 knüpft der Kunstverein an diese Reihe mit einer umfassenden Einzelschau des 1948 geborenen Stuttgarter Künstlers Platino an. Neben rund 120 Fotografien umfasst sie ein eigens von ihm für die Ausstellung entwickeltes, malerisches und architektonisches Raumsetting.
 
Die Ausstellung Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte beleuchtet die widerständigen Potenziale, die Platinos Werk sowohl im Hinblick auf seine institutionskritische Haltung als auch hinsichtlich seiner performativen, ephemeren und prozessualen Kunstpraxis auszeichnen.

Es geht um die von ihm erschlossenen, gleichermaßen ästhetischen wie politischen Handlungs- und Ereignisräume, die zwischen Kunst und Leben, Privatem und Öffentlichem, Bild und Raum angesiedelt sind und die einen permanenten Prozess der Neubestimmung und Neuverortung von Kunst und Nicht-Kunst, Werk und Betrachter, dem Gewissen und Ungewissen in Gang setzen.  

Im Zentrum der Ausstellung stehen die sogenannten Externs, das heißt fotografische „Externalisierungen“ aus Platinos Langzeitprojekten, die seit 1979 in der konstanten ästhetischen, baulichen wie malerischen Transformation und Umdeutung von Räumen bestehen: dem Red Space 1 (1979–1986), dem Space 2 (1985–2003) und dem Space 3 (seit 2003). Alle drei Räume dienten bzw. dienen dabei zugleich als Atelier, Wohnung und Ausstellungsraum.

Bei den Externs handelt es sich weniger um Dokumentationen der entropischen Raumprojekte, sondern um deren Übertragung in ein anderes Medium und an einen anderen Ort. Die Externs bilden somit gleichermaßen die Fluchtlinien, die aus den Spaces herausführen, und die Verbindungslinien, oder Flechtwerke, zwischen den Spaces und den externen Ausstellungsorten.

Platino, der zwischen den Bereichen von Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, architektonischer und urbaner Intervention arbeitet, entwickelt seine Ausstellungen grundsätzlich ortsspezifisch. Dabei greift er stets in die vorhandene Situation ein und verändert diese durch malerische und architektonische Setzungen, die gemeinsam mit den weiteren Ausstellungsobjekten sowohl Resonanzen als auch Dissonanzen erzeugen. Die Idee des Gesamtkunstwerks wird somit gleichermaßen aufgegriffen und hintertrieben, im Sinne einer Dekonstruktion totalitärer Raumkonzepte.

Für den Kunstverein hat Platino ein Display entwickelt, das auf – baulich wie farblich – unterschiedlichen horizontalen und vertikalen Raumstaffelungen basiert. Es wurde als integraler Bestandteil der Gesamtinstallation konzipiert, die das Spiel der Transformationen, Umdeutungen und Übertragungen fortschreibt: von den Spaces zu den Externs zum Ausstellungsraum.

Neben den Externs umfasst die Ausstellung auch eine Reihe scheinbarer Substitute, wie beispielsweise Elemente aus Platinos offenem, unabgeschlossenen Archiv der Farben: eine Sammlung zahlloser Farbproben – schier unendlicher Variationen von Farbtönen  –, die er in den letzten Jahrzehnten angefertigt, geordnet und mit genauesten Angaben zur jeweiligen Zusammensetzung versehen hat.

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