Manuela Beck, Spiegeln, seit 2011
Manuela Beck, Spiegeln, seit 2011
Banu Cennetoglu / Yasemin Özcan, What Is It That You Are Worried About?, 2013
Kiri Dalena, Erased Slogans, 2008
Kiri Dalena, Erased Slogans, 2008
Kiri Dalena, Erased Slogans, 2008
Kiri Dalena, Erased Slogans, 2008
Barbara Ehnes, Die Schwarze Botin. Remastered and Remistressed, 2013, Ausstellungsansicht "Unruhe der Form", Secession, 2013
Heinz Frank, Keine Augen, die das Nichts sehen, 1975
Grupo Baja Mar, Estamos Vigilando (Wir Beobachten), 1994
Kiluanji Kia Henda, Redefining The Power III (Serie 75 with Miguel Prince), 2011
Kiluanji Kia Henda, Balumuka – Ambush, 2010
Kiluanji Kia Henda, Karl Marx, Luanda, 2006
Francis Hunger, Tolpa, 2012, Ausstellungsansicht Hartware MedienKunstverein
Hassan Khan, Studies for Structuralist Film n. 2, 2013
Pil and Galia Kollectiv, Co-Operative Explanatory Capabilities in Organizational Design and Personnel Management, 2010
Pil and Galia Kollectiv, Co-Operative Explanatory Capabilities in Organizational Design and Personnel Management, 2010
Pil and Galia Kollectiv, Co-Operative Explanatory Capabilities in Organizational Design and Personnel Management, 2010
Pil and Galia Kollectiv, Co-Operative Explanatory Capabilities in Organizational Design and Personnel Management, 2010
Dóra Maurer, Kreativität. Visualität, 1976
Marion von Osten, The Glory of the Garden, 2009
David Riff / Dmitry Gutov, Das Lifshitz Institut, 2013
Pedro G. Romero, La Casa (Das Haus), 2005
Pedro G. Romero, Los Trabajadores (Die Arbeiter), 2011
Pedro G. Romero, Cheka del convento de Santa Úrsula, Valencia (Arbeitstitel), 2013, Entwurfsskizze von Antoinio Marín
Allan Sekula, Aerospace Folktales, 1973
Allan Sekula, Aerospace Folktales, 1973
Allan Sekula, Aerospace Folktales, 1973
Wolfgang Stehle, Maccaron, 1998
Wolfgang Stehle, Maccaron, 1998

Der Ungeduld der Freiheit Gestalt zu geben

WERKE
Courtesy: wenn nicht anders vermerkt: Die KünstlerInnen


Manuela Beck (*1981 in Friedrichshafen, lebt in Stuttgart)
Spiegeln
, seit 2011
Serie von Radierungen, Aquatinta, diverse Formate
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In ihrem noch unabgeschlossenen Projekt Spiegeln nähert sich Manuela Beck in Form von "bildnerischen Improvisationen" Heinrich Heines Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen.

Banu Cennetoglu / Yasemin Özcan
(B.C.: *1970 in Ankara, lebt in Istanbul; Y.Ö.: *1974 in Istanbul, lebt in Istanbul)
What Is It That You Are Worried About?, 2013
Einkanal-HD-Video, 35 Min.
A Self-Sufficient yet Supportive Long-Distance Companion, 2013
Broschüre, 20 Seiten, 9 cm x 12.5 cm, Farbe
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit und Unterstützung von Project Biennale D-0 ARK Underground, Konjic, Bosnien und Herzegowina, Wiener Festwochen und SAHA, Istanbul.
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Banu Cennetoglu und Yasemin Özcan bedienen sich in diesem Projekt einer nicht-künstlerischen Disziplin zur Messung jener Energien, die im materiellen Raum des Objekts D-0, Titos geheimen Kommandobunkers für den Atomkrieg (ARK) in Konjic zirkulieren. Dieses „Objekt“, das 350 Menschen fassen und im Fall eines Atomkriegs die sichere Führung der Streitkräfte ermöglichen sollte, wurde von der Trainerin für Wohnungs- und Körperenergiebalance, Zeynep Sevil Güven, einer „holografischen“ Energiemessung unterzogen. Sie nutzt dazu das InnerSpeak-Protokoll und die von ihr entwickelte ZSG-Heilmethode. Damit nahm sie unsichtbare Daten des Bunkers auf, den sie auf dem Plangrundriss durchmaß, um ihn so in relativ kurzer Zeit vollständig zu reinigen. Diese Fernenergiemessung sowie die dazugehörigen Forschungsmaterialien bilden die Basis eines Videos, in dem die Künstlerinnen auch andere Kanäle entdecken, die uns den berüchtigten ARK besser begreifen lassen. (Quelle: Broschüre Unruhe der Form)

Stefan Constantinescu (* 1968 in Bukarest, lebt in Stockholm und Bukarest)

An Infinite Blue, 2009 – 2010
Auswahl aus einer Serie von 22 Malereien
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In der aus 22 Malereien bestehenden Serie An Infinite Blue greift Stefan Constantinescu auf seine Malerei-Ausbildung an der Kunstakademie Bukarest zur Zeit der Diktatur Nicolae Ceausescus zurück. Als Vorlage dienten ihm Propaganda-Bilder der 1960er-Jahre, die der kommunistische Machtapparat in Umlauf gebracht hatte. Sie demonstrieren, wie die sozialistische Ideologie sämtliche Lebensbereiche durchdringen sollte: Arbeit, Freizeit, Bildung, Forschung, Konsum etc. In einer mimetischen Geste, einer Art Reenactment, untersucht Constantinescu die formalen wie inhaltlichen Parameter dieser Bildwelten.

The Golden Age Of Children, 2008
Pop-Up Book, 2008
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The Golden Age for Children illustriert die Ära des Ceausescu-Regimes in Rumänien, das einst als „Goldendes Zeitalter“ galt. Es ist ein interaktives Buch, das nach Art der Pop-up Bücher die Biografie des Künstlers mit den Höhepunkten der heroischen Narrative aus der Vergangenheit des Landes verschränkt. So entsteht eine Erzählung, die einen Zeitraum von 20 Jahren aus der jüngeren Geschichte Rumäniens umspannt.

Alice Creischer, Christian von Borries, Andreas Siekmann
(A.C.: *1960 in Gerolstein, lebt in Berlin; C.v.B.: *1961 in Zürich, lebt in Berlin; A.S.: *1961 in Hamm, lebt in Berlin)
Dubai–Erweiterte Horizonte
, 2009
Dokumentation des Reenactments einer Pressekonferenz / Musikstücks
Video, Doppelseitiger Druck auf Leinwand und drehbarem Holzgestell, Pressemappe
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Das Video zeigt die Dokumentation des Reenactments einer Pressekonferenz, die am 28. Mai 2008 unter dem Titel Dubai – erweiterte Horizonte in der Neuen Nationalgalerie in Berlin stattfand. Die drei auf diesem Podium selbsternannten „Generäle“, ihres Zeichens damals Generaldirektoren der Museen des preußischen Kulturbesitz in Berlin (Peter-Klaus Schuster), der Gemäldesammlungen in München (Reinhold Baumstark) und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Martin Roth), verkündeten zusammen mit Michael Schindhelm, zu dieser Zeit Kulturdirektor der Dubai Culture & Arts Authority und Martin Kobler, damals Abteilungsleiter der Kultur- und Kommunikationsabteilung des Auswärtigen Amtes, die Vereinbarung eines gemeinsamen Projektes: der Konzeption eines Universalmuseums für Dubai. Thema war dabei auch die am Abend desselben Tages in Dresden anberaumte Veranstaltung zu der durch Deutschland gewanderten Ausstellung Humanism in China sowie der  Ausblick auf das, was 2011 unter dem Titel Die Kunst der Aufklärung im Pekinger Nationalmuseum stattfinden sollte: beides ebenfalls Kooperationsprojekte zwischen Berlin, Dresden und München [und im Fall von Humanism in China auch Frankfurt (MMK) und Stuttgart (Staatsgalerie)].
Die Redner der Pressekonferenz visionieren die ganz große Bühne für einen globalen Auftritt der deutschen Kulturnation, der von Dubai bis China reichen soll. Zugleich perpetuieren sie ungebrochen die Vorstellung eines weltumspannenden Geistes- und Kulturguts, über das man nicht nur frei verfügen kann, sondern das man in ferne Länder zu tragen habe.
Am 15. September 2009 wurde die Pressekonferenz in der Temporären Kunsthalle in Berlin nach einer Konzeption von Alice Creischer, Christian von Borries und Andreas Siekmann in leicht gekürzter Form wiederaufgeführt. Hinzu kamen ein drehbares Bühnenbild sowie ein eigens komponiertes Musik- und Performancestück, das unter anderem Bezug auf zwei historische Dokumente nimmt: die Fotografie und Tonaufnahme des Kham hom Orchesters, das 1900 im Berliner Zoo gastierte.

Kiri Dalena (*1975 in den Philippinen; lebt in Quezon City, Philippinen)
Erased Slogans, 2008
Serie von digitalen Prints
Red Book of Slogans, 2008
Buch
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Kiri Dalenas Arbeiten Erased Slogans und Red Book of Slogans basieren auf einer Auswahl von über hundert historischen Fotografien, die verschiedene Massenproteste und Demonstrationen in den Philippinen dokumentieren. Die meisten Fotos stammen aus den 1950er bis 1970er Jahre, also aus der Zeit vor der Diktatur Ferdinand Marcos (1972-1986). Für die Fotoserie Erased Slogans hat die Künstlerin sämtliche Parolen, die in den Bildern auf Transparenten und Bannern zu lesen waren, entfernt. Die ihrem Kontext enthobenen Slogans sind wiederum in dem Buch Red Book of Slogans zusammengetragen. Pro Seite wird ein Slogan wiedergegeben. In einem Akt der Aneignung der Rolle des Zensors schneidet sie die historischen Botschaften heraus – um sie in einen anderen Kontext der Speicherung und Ordnung zu verschieben – und lenkt dabei zugleich den Blick auf die Konstellationen zwischen Körper und Raum, Masse und Individuum, Widerstand und der Gewalt der Staatsmacht. Zugleich wird der öffentliche Raum paradoxer Weise gleichermaßen als Möglichkeitsraum der Artikulation wie der Verstummung aufgeladen.

Barbara Ehnes (*1963 in Springe, lebt in Berlin)
Die Schwarze Botin. Remastered and Remistressed, 2013
Wandtapete mit Fünf-Kanal-Videoinstallation; Publikation
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Die Wandzeitung Schwarze Botin remastered and remistressed 2013 entstand im Kontext eines Recherche- und Lecture-Performance-Projektes über eine feministische Zeitschrift aus den 1970er- und frühen 1980er-Jahren, die in ihren 33 Nummern einen herrschaftskritischen, satirisch feministischen Diskurs etablierte. In dem Performance-Teil dieser Arbeit (Premiere Juni 2013 in Wien) wurde eine Redaktionskonferenz der Schwarzen Botin mit den damaligen Autorinnen reenacted und eine heutige Sondernummer der Zeitschrift herausgegeben. Dabei trafen die Botinnen aus den 1970er-Jahren auf Protagonistinnen und Autorinnen einer jungen Generation heutiger Feministinnen. Eine Videoinstallation porträtierte die Gründerinnen heute und in den 1970er-Jahren. Das Projekt als theatrale Installation auf der Bühne und als Wandzeitung im Ausstellungsraum inszeniert die Auseinandersetzung zwischen den historischen und den aktuellen Positionen eines literarisch/politischen Feminismus. Die Wandzeitung entstand neben der Redaktionskonferenz im Rahmen der Wiener Festwochen Ausstellung Unruhe der Form. Sie enthält gedruckte und gesprochene Texte, die im Rahmen der Arbeit an diesem Projekt geschrieben wurden. Die Texte sind auf die Wand gedruckt oder werden auf in die Wand eingebaute Monitore in drei minütigen Filmbeiträgen von den Autorinnen gelesen. Der größte Teil sind Auftragsarbeiten junger Autorinnen, während die „Botinnen“ von damals in den Videobeiträgen ihre Texte aus den 1970er und 1980er Jahren lesen. Insofern ist die Wandzeitung eine Dokumentation der Recherche, in der sich zwei Zeiten und ihre unterschiedlichen Diskurse kreuzen: Die Zeit der Gründerinnen der Schwarzen Botin und die heutige Zeit. Die Wandzeitung ist ein Objekt aus Texten, die man lesen und hören und sehen kann. (Stefanie Carp)

Heinz Frank (*1939 in Wien, lebt in Wien)
Diverse Skulpturen, darunter
Keine Augen, die das Nichts sehen, 1975
Stein, Holz, Bambus, 135 x 40 x 230 cm
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Heinz Franks Skulpturen setzen sich aus Materialien wie geschliffenen Steinen, Holz- und Metallresten, ungebranntem Ton, Teilen von Möbeln, Teppichen, Gestellen und Anderem zusammen. Die verschiedenen Versatzstücke werden dabei ohne Fixierung über- und umeinander gestapelt. Auf kleinen Zetteln finden sich notierte Gedanken, die jeder Arbeit vorausgehen. Es sind gleichermaßen figurative wie abstrakte, komische wie unheimliche Gebilde, deren eigentümliche Zusammenkunft sich jeden Augenblick wieder aufzulösen droht. Jede Skulptur schlägt eine Neuanordnung der Dinge vor, die Ordnung zugleich als ein offenes Spiel von Möglichkeiten verhandelt.

Grupo Baja Mar
Ricardo Basbaum, Igor Vamos, Dale Yeo, Elisabeth Mc Lendon, Daniel García Andújar

Cerrado - Estamos Vigilando – Ocup do (Gesperrt – Wir Beobachten – Bes tzt), 1994
Videodokumentation einer dreiteiligen Intervention mit Harken an der Playa de Gros und Playa de La Concha in San Sebastian im Juli 1994

1994 wurde der spanisch-US-amerikanische Künstler Antoni Muntadas zu einer Einzelausstellung in das Kunstinstitut Arteleku in San Sebastian eingeladen. Stattdessen schlug er einen Workshop für KunststudentInnen vor, der schließlich unter dem Titel Urban Interventions stattfand und den er gemeinsam mit Künstlern wie Hans Haacke und Krzysztof Wodiczko durchführte. Zu den TeilnehmerInnen zählten unter anderem Ricardo Basbaum, Igor Vamos (heute eher unter dem Namen The Yes Men bekannt), Dale Yeo, Elisabeth Mc Lendon und Daniel García Andújar, die gemeinsam die Grupo Baja Mar bildeten. Ihr Projekt bestand aus drei Aktionen an der Playa de Gros und Playa de La Concha. Nacheinander schrieben sie bei Ebbe mit Harken folgende Sprüche in den Sand: Cerrado (Gesperrt), Estamos Vigilando (Wir beobachten) und Ocup do (etwa: Bes tzt). Bei jeder Aktion überließen sie diese Markierungen sich selbst und dokumentierten die Reaktionen der Öffentlichkeit: etwa die Verwunderung oder das sich Echauffieren darüber, dass der Strand geschlossen oder besetzt sein soll. Eine Person kann anscheinend nicht anders, als das fehlende A von Ocup(a)do zu ergänzen, während eine andere Person das Wort "Geschlossen" durch "Geöffnet" ersetzt. Wieder Andere kümmert es dagegen nicht, was da im Sand geschrieben steht. Sie legen einfach ihr Badetuch darüber. Es ist ein Projekt, das Partizipation auch als Akt des Ungehorsams verhandelt.

Dmitry Gutov / David Riff
(D.G.: *1960 in Moskau, lebt in Moskau; D.R.: *1975, lebt in Moskau)

Das Lifshitz Institut, 2013
Installation
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Das 1994 von den Künstlern Dmitry Gutov und Konstantin Bokhorov in Moskau gegründete Lifshitz Institute widmet sich der Sichtung und Neuinterpretation des Werks und Nachlasses des sowjetischen Denkers Michail Lifschitz (1905–1983), einer der, wie es in Gutovs Film zum Lifshitz Institute heißt, wohl unzeitgemäßesten und„paradoxesten Erscheinungen der kommunistischen Epoche“. Lifschitz ist ebenso berühmt für seine in den 1930er-Jahren entdeckte „verborgene Ästhetik“ bei Marx, wie er für seinen orthodoxen Marxismus und seine konservative anti-modernistische Kulturkritik berüchtigt ist. Letztere fand ihren Höhepunkt in seiner 1968 erschienenen Schrift Krise des Häßlichen. Vom Kubismus zur Pop Art von 1968. Gutov und andere dagegen sehen ihn als einen wesentlich facettenreicheren Denker der Zwischenräume der Geschichte und machen in seinem Werk einen anti-stalinistischen Kern aus.

Kiluanji Kia Henda (*1979, lebt in Luanda und Lissabon)

Redefining The Power III (Serie 75 with Miguel Prince), 2011
Triptychon, 3 Fotografien, je 80 x 120m cm
Courtesy: AGI Verona Collection
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Redefining The Power III (Serie 75 with Miguel Prince) ist Teil einer Serie von Porträts, die Kiluanji Kia Henda an verschiedenen öffentlichen Plätzen in Luanda zwischen 2011 und 2012 aufnahm. Für diese Aufnahmen lud er „Persönlichkeiten aus Luandas Kunstszene, deren Leben aus einer Art permanenten Performance besteht, dazu ein, auf Sockeln zu posieren, die einst für portugiesische Denkmäler gebaut worden waren. Die Denkmäler waren 1975, als Angola seine Unabhängigkeit erreichte, entfernt worden … Die meisten Sockel blieben in den nächsten 35 Jahren leer und nahezu unsichtbar für die Bewohner Luandas. Sie bilden eine Leerstelle und die perfekte Metapher für den Mangel an Auseinandersetzung sowie für das Versäumnis, die Vergangenheit auf neue Weise zu begreifen“ (Kia Henda). Die Triptychen, von denen die Ausstellung eine zeigt, umfassen jeweils eine Aufnahme des historischen Monuments der Kolonialmacht, eine Abbildung des leeren Sockels sowie ein Bild des in einem theatralischen Akt wiederangeeigneten Sockels.

Balumuka – Ambush, 2010
Serie von 12 Fotografien, je 30 x 40 cm.
Courtesy: Galleria Fonti, Neapel
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Die Serie zeigt verschiedene Ansichten eines eigenwilligen Schauplatzes in Luanda, einer Art „Friedhof der Erinnerungen“ (Kia Henda), der sich unweit der Festung São Miguel befindet. Neben ausrangierten Waffen und Militärfahrzeugen, die aus verschiedenen Epochen stammen, finden sich hier auch die ausgedienten Monumente diverser Autoritäten der Kolonialzeit – und die Skulptur einer der wichtigsten afrikanischen Königinnen, Nzinga Mbandi, die sich im 17. Jahrhundert gegen die portugiesischen Kolonialherren auflehnte. Aufgrund temporärer Renovierungsarbeiten an ihrem angestammten Platz hat man sie hierher verfrachtet.

Karl Marx, Luanda, 2006
Triptychon, 3 Fotografien, je 86 x 130 cm
Courtesy: Nomas Foundation, Raffaella and Stefano Sciarretta Collection, Rom
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Der Bürgerkrieg in Angola, der mit Unterbrechungen von 1975 bis 2002 andauerte, wurde bis 1989 durch die Einmischung der beiden Supermächte zwischen den Fronten des Kalten Krieges aufgerieben. Das Fototriptychon Karl Marx, Luanda verweist auf die Jahre der Handelsbeziehungen und politischen Kollaboration des Landes mit der Sowjetunion. Es zeigt das rostige Wrack eines sowjetischen Fischereibootes, das die UdSSR Angola geschenkt hatte. Es trägt den Namen Karl Marx, Luanda.

Francis Hunger
(*1976 in Dessau, lebt in Leipzig)
Tolpa, 2012
Zwei-Kanal-Videoprojektion ohne Ton, 22 Min., Ein-Kanal-Video ohne Ton, 10 Min., 3 Siebdrucke, gerahmt, 40 x 30 cm
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In seiner Installation Tolpa editiert und kommentiert Francis Hunger Filmszenen des sowjetischen Regisseurs Dziga Vertov. Zu Vertovs berühmtesten Filmen zählt Der Mann mit der Filmkamera (1929), der das Großstadtleben in der Sowjetunion und dessen Beschleunigung durch damals neue Technologien thematisiert. Für seine Installation verwendet Hunger Originalmaterial aus diesem und zwei weiteren Filmen des Regisseurs: Enthusiasmus / Donbass-Symphonie (1930) und Drei Lieder über Lenin (1934), einer Hymne auf den Begründer der Sowjetunion. Hunger montiert ausschließlich Massenszenen aneinander, die er zu folgenden Themen clustert: Stadt, Alltagsleben, Arbeiter, Demonstration, Armee, Trauer. Im Kommentar der laufenden Szenen, der sich – wie beim Stummfilm – nur in Form eingeblendeter Schriften manifestiert, diskutieren zwei Figuren über verschiedene konzeptuelle Ansätze, ein Bühnenstück über Vertov zu verfassen. Auch diese beiden unsichtbar bleibenden Figuren setzen bei den Massenszenen an, doch diese sind für sie nur der Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit dem Schicksal der russischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund der Diskurse dieser Zeit geht Hunger der Frage nach, warum und wie die Avantgarde, die einst enthusiastisch für die russische Revolution eintrat, von Stalin kaltgestellt wurde. (Fabian Saavedra-Lara)

Sven Johne (*1976 in Bergen auf Rügen, lebt in Berlin)
Carnival, 2008
Diptychon, 160 x 250 cm
Courtesy: Galerie Nagel Draxler, Köln
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Die beiden Fotografien des Diptychons Carnival stammen aus den Archiven des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR. Sie zeigen Aufnahmen einer Geburtstagsfeier, bei dem sich die Beamten offensichtlich über die von ihnen bespitzelten Personenkreise lustig machen, indem sie sich als eben diese verkleiden. So tritt ein hoher Stasi-Beamter, der für die Überwachung der Kirche verantwortlich war, als katholischer Bischof auf und hält zur Unterhaltung der Gäste eine Zeremonie ab. Auch die niederen Beamten, die auf dem zweiten Foto zu sehen sind, haben sich aus Anlass des Festes in ihr jeweils zu überwachendes „Alter Ego“ verwandelt: in eine Prima Ballerina, einen Sportler, Professor, Arzt, Punk etc.

Griechenlandzyklus, 2012
11 Fotografien aus einer Serie von 37, je 110 x 72 cm
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Sven Johnes Griechenlandzyklus zeigt Nachtaufnahmen von 37 verschiedenen Orten in Griechenland. Zu sehen sind dabei hauptsächlich die opulenten Sternenhimmel, während die Spitzen der Horizonte an den unteren Bildrändern meist nur mehr in ihrem letzten Glimmern zu erahnen sind. Jedes Foto ist zudem mit einer Reiseanekdote des Künstlers versehen. Diese kurzen, lakonisch erzählten Geschichten bewegen sich zwischen Verstörung, Absurdität und Tragikomik. In ihrer Gesamtheit zeichnen sie ein ambivalentes und widerstreitendes Bild der Krisensituation des Landes, das weder eindeutige Täter und Opfer benennt, noch sich auf die eine oder andere Seite schlägt.

Hassan Khan (*1975 in London, lebt in Kairo)
Studies for Structuralist Film n. 2, 2013
Full-HD-Video, stumm, Schwarzweiß
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In Hassan Kahns Studies for Structuralist Film n. 2 kreist die Kamera in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und aus unterschiedlichen Entfernungen kontinuierlich um verschiedene Personen, die in der Mitte eines leeren weißen Raums auf einem Stuhl sitzen. Sie erwidern den Blick der Kamera und folgen ihm, während die Kamera sie umkreist. In bestimmten Momenten werden die Personen gebeten, sich an persönliche Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit zu erinnern. Dabei schweifen sie gedanklich ab und verlieren den Sichtkontakt zur Kamera. Nach einem kurzen Augenblick wird ihnen die Kamera wieder bewusst, und sie nehmen erneut Blickkontakt auf. Die Aktion wird mit jeder Person mehrmals wiederholt. (Quelle: Broschüre Unruhe der Form)

Jakob Kolding (*1971 in Albertslund, Dänemark, lebt in Berlin)

Untitled Balance Acts, 2013
Serie von 6 Collagen, je 42 x 29,7 cm
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Die Serie von sechs Collagen wurde eigens für die Ausstellung produziert.

Untitled (Graz), 1999; Untitled, 2001; Untitled (Copenhagen), 2007; Untitled (Graz), 1999; Untitled, 2011 (bestehend aus 2 Plakaten)
Auswahl von 5 Plakaten / Selection of 5 posters
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Jakob Kolding zeigt eine Auswahl seiner seit 1999 entstandenen Poster, die auf Schwarzweiß-Collagen basieren und sich zwischen den Ästhetiken von Dada und Agitprop bewegen. Montiert werden Ansichten und Details urbaner Räume mit menschlichen Figuren und Parolen. Dabei entsprechen die Innen- und Außenräume samt deren Dekors bzw. Ausstattungen ebenso den Klischees und Standards des modernen / modernistischen Stadtlebens, wie die darin eingefügten Figuren: zum Beispiel Skater, die gleichermaßen für eine widerständige Aneignung des städtischen Raumes wie für die Kommodifizierung des urbanen Lebensgefühls stehen. Dabei scheinen die Figuren den sie umgebenden Raum entgegen seiner eigentlichen Funktion auszuloten, ihn in gewisser Weise umzuwidmen. Es handelt sich um eine offene Befragung urbaner Strukturen und Einöden, aber auch mentaler oder psychischer Räume. Neben den Postern zeigt Kolding eine Serie von sechs Collagen, die eigens für die Ausstellung produziert werden.

Pil and Galia Kollectiv (Israel / UK)
Co-Operative Explanatory Capabilities in Organizational Design and Personnel Management, 2010
DVD, 23 Min.
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Auf der Basis eines Online-Bildarchivs, das den Aufbau und die Geschichte eines frühen Computerunternehmens  dokumentiert, konstruiert die Videoarbeit eine fiktive Erzählung über die Steigerung der Produktivität von ArbeiterInnen. Untersucht werden dabei die Räume, Strukturen und Biopolitiken des Effizienzmanagements sowie die Funktion bürokratischer Systeme in einem postindustriellen Arbeitsumfeld. (http://beaconsfield.ltd.uk/projects/kollectiv)

Dóra Maurer (*1937, lebt in Budapest)
Kreativität. Visualität, 1976
16 mm auf DVD, 25 Min., Englisch
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Ein Film über die Einübung kreativer Praktiken in den Workshops der ungarischen KonzeptkünstlerInnen Dóra Maurer und Milkos Erdely, die von 1975 und 1976 stattfanden. In diesen Workshops wurde mit avantgardistischen künstlerischen Arbeitsweisen experimentiert, die kollektive Prozesse ebenso wie die Einbeziehung des Körpers oder das Spiel mit der Kamera betrafen. „Wir haben versucht uns von dem Zwang, etwas tun zu müssen, zu befreien, indem wir uns unmögliche Ziele setzten“ wird Erdely zu Beginn des Filmes zitiert. Seine und Maurers Workshops wendeten sich auch gegen den starren, hierarchischen und zentralisierten (Kunst)Ausbildungsapparat, den das sozialistische Regime verordnet hatte. Sie wurden schließlich von den Behörden untersagt.

Klaus Mettig / Katharina Sieverding
(K.M.: *1952 in Brandenburg, lebt in Düsseldorf; K.S.: *1944 in Prag, lebt in Düsseldorf)
China-America, 1976
4-Kanal Diaprojektion, 80 Konstellationen.
Soundtrack: Verhör Bertolt Brechts vor dem HUAC (Committee on Un-American Activities / Komitee für unamerikanische Umtriebe) am 30. Oktober 1947
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In 80 verschiedenen Konstellationen stellt die 1976 entstandene 4-Kanal Diaprojektion China-America die visuellen Repräsentationen Chinas und der USA einander gegenüber: zweier zu diesem Zeitpunkt in ihrem Antagonismus einander geradezu verpflichteten Staatsmächte. Die Bilder aus China entstammen der 1950 gegründeten und in zahlreiche Sprachen übersetzten Propaganda-Zeitschrift China im Bild, mit der sich China im Ausland empfehlen wollte. Unter den USA-Bildern befinden sich sowohl Abbildungen aus den Massenmedien als auch Aufnahmen von Klaus Mettig selbst. Sind es auf der chinesischen Seite eher die Massen und das ländliche Leben, die im Mittelpunkt stehen, dominieren in den US-amerikanischen Bildwelten Individuum und Großstadtleben – ihr Glanz und Glamour, aber auch ihre Abgründe und Ausschlüsse. Anstelle eines klischeehaften Abgleichs der Systeme geht es hier allerdings vielmehr um eine offene Untersuchung von Bildern: ihrer formalen Sprache sowie ihrer Beziehung zu Wirklichkeit, Inszenierung und Bedeutung. Die starren Grenzen zwischen Ost und West, die von der strengen Bildaufteilung noch aufgenommen werden, verschieben sich zunehmend – und zwar im gleichen Maße wie die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Inszenierung.
Diese Stabilisierung und Destabilisierung ideologischer Eindeutigkeit findet ihre Entsprechung auf der Tonebene der Installation. Sie besteht aus dem originalen Audiomitschnitt des Verhörs von Bertholt Brecht vor dem „Komitee für unamerikanische Umtriebe“. Es geht um Brechts politische Gesinnung. Dabei wird immer wieder um die Übersetzung und Auslegung seiner Werke gerungen.

Marina Naprushkina (*1981 in Minsk, lebt in Berlin)
The Office for Anti-Propaganda, seit 2007
office-antipropaganda.com
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The Office for Anti-Propaganda wurde 2007 von Marina Naprushkina gegründet. Das „Büro“ umfasst ein Videoarchiv sowie Text- und Bildmaterial über politische Propaganda. Im Schwerpunkt befasst es sich mit Belarus und untersucht den Einfluss staatlicher Autorität auf die Gesellschaft. Das „Büro“ organisiert politische Aktionen und produziert Zeitungen, die in Belarus und weltweit distribuiert werden. In der Ausstellung stellt Naprushkina das Office for Anti-Propaganda sowie ihr neuestes partizipatives Projekt vor, das sie mit Unterstützung des Württembergischen Kunstvereins im September 2013 begann. Im Mittelpunkt dieses Projektes steht ein AsylbewerberInnenheim in Berlin Moabit, das neu bezogen wurde und in dem ein Raum geschaffen werden soll, der MigrantInnen, AsylbewerberInnen und die umliegend wohnende Bevölkerung zusammenführt, um voneinander unter Anleitung zu lernen. Dies soll ohne Hierarchien, ohne staatliche Stellen, ohne SozialarbeiterInnen und unter Umgehung des kapitalistischen Prinzips „Ware gegen Geld“ vonstattengehen.

Boris Ondreicka
(*1969 in Zlate Moravce, Slowakai, lebt in Bratislava)
ENTOPTIC & TACIT
Bilder und Texte aus Boris Ondreickas Archiv von 1987 bis 2013
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ENTOPTIC dient mir als Bildarchiv für Vorträge, die ich ähnlich wie ein VJ oder DJ auch im Format der klassischen Dichterlesung vortrage und die oft von Musik und Bildprojektionen begleitet werden. Das Bildarchiv hat allgemeinen Charakter. Dasselbe Archiv dient diversen Vortragsarten (Poesie, Vortragsperformance …). Jeder Vortrag, jeder Ort bringt neue Bilder, neue Kategorien, neue Themen. Das Bildarchiv wächst. Jedes Bild wird je nach Vortragsdauer für eine bestimmte Zeit projiziert. Eine polysemantische Oszillation von Frequenzen, hergestellt durch Kategorien wie Kindheit, Kuss, kaputtes Klavier, Krähe, Pamphlet, Widerstand, Wahrnehmen / Aufnehmen, unbewusst, entoptisch, psychoaktiv, Halluzination, Rave, Wandern, Horror, Gewalt, Zerstörung, Grundlegendes, Melancholie usw. Die Bilder stammen von Google Image Search. TACIT sind die gelesenen Texte, der gesprochene Teil der Arbeit also.“ (Boris Ondreicka)

Pedro G. Romero
(*1964 in Aracena, Huelva, lebt in Sevilla)

La Casa
(Das Haus), 2005
Video, 21 Min., Tänzer: Israel Galván
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Der Flamenco-Tänzer Israel Galván lotet mit seinem Körper und Tanz die räumlichen Gegebenheiten eines Apartments in Badía del Vallès aus, einer in der Nähe von Barcelona gelegenen Ortschaft, die fast ausschließlich aus sozialem Wohnungsbau besteht. Nicht ohne Humor erkundet Galván dabei die Parameter der standardisierten Wohnkultur: „Bei Das Haus entschieden wir uns dafür, einen besonderen Fall aus der Dynamik der Konkurrenz in Badia del Vallès zu bearbeiten. Das einzige „frei gewordene“ Apartment in einer Stadt, in der hundert Prozent aller Apartments Sozialbauten sind… Wie markiert man den einzigen bewohnbaren Ort in Badía, der sich auf dem freien Markt befindet? Veränderte diese Besonderheit seine Physiognomie? Haben sich aufgrund dieser liberalen Situation seine Lebensumstände verändert? Hat etwas von der Ausstattung diesen ökonomischen Mehrwert am Markt wahrgenommen? Hat der neue Marktwert der Miete die Ausführung der Fenster und Türen verbessert? Es ist uns nichts anderes eingefallen, als dies durch einen Tanz aufzuzeigen und zu markieren. Ein Tanz, der diesen Raum ermessen soll. Ein Dispositiv von Gesten, das  nicht ohne eine gewisse Ironie diese neuen Unwägbarkeiten aufnehmen könnte. Niemals waren die Spuren so sehr die Merkmale.“ (aus dem Skript)

Los Trabajadores
(Die Arbeiter), 2011
Video, 5 Min., Tänzer: Israel Galván
Courtesy: Palmadotze, Barcelona
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Eine Ökonomie der Kunst: Der Tänzer Israel Galván zeigt alle Formen von Arbeit, die sein Körper verrichten kann, und die daraus sich ergebenden Funktionsmöglichkeiten: vom Philosophieren bis zum Bau von Särgen.

Entrada: Barraçao, 2013
Nachbau der checa des Klosters Santa Ursula, Holzkonstruktion, Mischtechnik
Produziert durch den Württembergischen Kunstverein im Rahmen der Ausstellung Der Ungeduld der Freiheit Gestalt zu geben, Baupläne: Antonio Marín, Konstruktion: Serge de Waha, Steffen Osvath, Michael P. Hoffmann, Jan Löchte
Courtesy: Der Künstler
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Während des Spanischen Bürgerkriegs errichteten die Anarchisten in diversen Kirchen spezielle Gefängnis- und Folterzellen, deren Interieurs in ihrer Farb- und Formgestaltung von Künstlern wie Kandinsky, Klee oder Itten inspiriert waren. Absicht war es, die Wahrnehmung der Inhaftierten zu beeinträchtigen: Moderne Kunst als psychotechnische Folter. Der spanische Künstler Antoni Tàpies, der eine der checas lange nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs besuchte, schrieb dazu: „Es scheint, dass die Suggestivkraft der abstrakten und geometrischen Malerei sowie der Op-Art in jenen Jahren sehr viel stärker und gravierender war, als Jahre später, wo ihre Formen zum Dekor für die banalsten Dinge verfielen.“ Pedro G. Romero hat im Kontext seines Langzeitprojektes Archivo F.X. bereits zwei verschiedene „checas“ rekonstruiert. Im Rahmen der Ausstellung Der Ungeduld der Freiheit Gestalt zu geben entstand nun eine Dritte, die sich ursprünglich in Valencía befand. Romero interessieren an dem Phänomen der „checas“ nicht so sehr der Schrecken, den sie mit den Mitteln der modernen Kunst möglicherweise erzeugten, sondern die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen propagandistischen Bewertungen seitens der Linken und der Rechten: „Durch ihre Überbeanspruchung als vollkommener ‚Schrecken’ seitens der revisionistischen Propaganda“, schreibt er, „werden sie zu einer anekdotischen Fiktion. Um sie als das Symptom, das sie sind, wiederherzustellen, muss man sie auf der Ebene des Diskurses, der rhetorischen Produktion verhandeln, wo sie kein Gegenstand der Propaganda mehr sind.“

Allan Sekula (*1951 in Erie, PA, gest. 2013 in Los Angeles)
Aerospace Folktales, 1973
Foto-Audio-Installation, 51 Schwarz-Weiß Fotografien (48 x 14,8 cm x 22,4 cm; 3 x 22,4 cn x 14,8 cm), 3 rote Regisseur-Stühle, 6 Fächerpalmen
Courtesy: Sammlung Generali Foundation, Wien
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In Aerospace Folktales untersucht Allan Sekula seine eigene Klassenherkunft. Die audio-visuelle Installation umfasst zwei Interviews, zum einen mit dem Vater des Künstlers, ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Lockheed, der entlassen worden war, und zum anderen mit seiner Mutter. Es geht um die Frustrationen und Stigmatisierungen, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen, aber auch um Themen wie den Vietnam Krieg. In der Fotoserie zeigt er das Paar und deren Familienleben in einem Arbeiterviertel in San José. Stimme, Bild und Text sind hier wie in der Art einer filmischen Demontage (eines nicht existenten Films) arrangiert.

Klaus Staeck
(*1938 in Pulsnitz, lebt in Berlin)
Die Demokratie muß gelegentlich in Blut gebadet werden
, 1973
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Vor vierzig Jahren, am 11. September 1973, wurde mit der Bombardierung des Präsidentenpalastes La Moneda in Chile und dem darauffolgenden Einfluss der Chicago Boys auf die wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes in gewisser Weise der Neoliberalismus eingeläutet. „Was Pinochet mit staatlicher Gewalt erzwang, erreichte Thatcher durch die Organisation eines demokratischen Konsenses … In den schwierigen Zeiten der ökonomischen Stagnation in den 1970er Jahren gewannen … Konzepte und Denkrichtungen an Resonanz, in denen es um Individualismus, Freiheit und Freizügigkeit im Gegensatz zur Macht der Gewerkschaften und der hinderlichen bürokratischen Unfähigkeit seitens des Staates ging.“ (Harvey, David: Räume der Neoliberalisierung, Zur Theorie der ungleichen Entwicklung, hrsg.: VSA, Hamburg, 2007 S. 15)

Wolfgang Stehle (*1965 in München, lebt in München)
Maccaron, 1998
Video und Objekt
Courtesy (Objekt): Städtische Galerie Villingen-Schwenningen
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Im Zentrum dieser Videoarbeit von Wolfgang Stehle, die formal zwischen Demovideo und Werbeclip angesiedelt ist, stehen ein Problem – der Verzehr von Nudeln in Tomatensoße im Kreise der Familie – und dessen Lösung: ein passgenaues und zugleich ein wenig unhandliches Objekt, das die kleckerfreie Nahrungsaufnahme garantieren soll. Das Manövrieren der Nahrung vom Topf in den Teller und vom Teller in den Mund ist durch klar definierte Verkehrswege geregelt. In der Tat erinnert das Objekt, das als Schaustück ebenfalls ausgestellt ist,  eher an modernistische Stadtmodelle denn an Tischdekoration.

Marion Von Osten (*1963, lebt in Berlin)
The Glory of the Garden
, 2009
Video, 14 Min.
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In The Glory of the Garden beobachten wir das Gespräch einer Gruppe von Personen, von denen wir lediglich die Arme und Hände sehen – und wie diese eine Reihe von Holzklötzchen analog zu ihrem Gespräch zu immer neuen Konstellationen arrangieren. Wie sich im Verlauf des Gespräches herausstellt, handelt es sich um die MitarbeiterInnen einer britischen Kunstinstitution, die die strukturellen und räumlichen Veränderungen ihrer Institution seit den 1970er Jahren analysieren. Diese Neustrukturierungen sind insbesondere aus dem Druck der Thatcher-Regierung und deren neoliberalen, auf Wettbewerbsfähigkeit und Profitorientierung fokussierten Kulturpolitik hervorgegangen, dem sich die Institution scheinbar ohne großen Widerstand fügte.

Jeronimo Voss (*1981 in Hamm, lebt in Frankfurt)
Aufstand der Fischer, 2011
Installation
Courtesy: Galerie Cinzia Friedländer, Berlin
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Die Installation inszeniert Erwin Piscators Versuch, in den Jahren 1931 bis 1934 Anna Seghers Novelle Aufstand der Fischer von St. Barbara in einen antifaschistischen Film zu übersetzen. Aufstand der Fischer macht Erwin Piscator dabei selbst zu einem der Protagonisten der Inszenierung. „Jeronimo Voss verbindet diese phantasmagorische Nutzung von Projektoren mit Erwin Piscators Methode des epischen Dramas – eine experimentelle Theaterpraxis, die in besonderer Weise den gesellschaftspolitischen Gehalt des Schauspiels betonte. Piscator erweiterte mit seinen Theaterinszenierungen die Bühne durch Filmmontagen und -projektionen, nicht nur zur Hervorhebung des narrativen Aspekts, sondern auch um die Bühne selbst in eine eigenständige erzählerische Konstruktion zu verwandeln. (Hili Perlson).“ Diese Rekonstruktion gibt Seghers und Piscators Aufstand der Fischer nicht an die Geschichte zurück, sondern setzt dessen Scheitern als Ausgangspunkt für die Gegenwart. (Quelle: Broschüre Unruhe der Form)

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