Michaël Borremans
*1963, lebt in Gent
Michaël Borremans ist in den letzten Jahren vor allem durch seine eigenwillige malerische Position wahrgenommen worden. Das SMAK in Gent, das Kunstmuseum Basel sowie das Cleveland Museum of Art fokussierten 2004 erstmals auf breiter Ebene auch das zeichnerische Werk des Künstlers. Die Szenarien, oder besser Szenografien, die Borremans in seinen kleinformatigen Zeichnungen entwirft, greifen kunsthistorische Traditionen ebenso auf wie die Bildsprachen der Wissenschaften, der Bühne und des Kinos. Seine paradoxen Bildräume sind durchdrungen von gegenläufigen Perspektiven und Größenverhältnissen, von Formierung und Deformierung. Sie spiegeln die Instabilität des bürgerlichen Selbst, das in diese Bildräume eingefasst wird: samt seinen kodifizierten Attitüden, Fehlleistungen und Abgründen. Das Unheimliche und Fantastische ist in Borremans Zeichnungen ebenso präsent wie Ironie, Gesellschaftskritik und politischer Kommentar. Noch in den Titeln, die Borremans wählt, setzt sich sein Spiel um kontextuelle Verschiebungen fort. So heißt eine Zeichnung, die der grafischen Sprache medizinischer Anweisungen zum Verbinden von Wunden folgt: „Verschiedene Wege, den visuellen Kontakt mit der Außenwelt durch den Gebrauch von gelbem Isolierband zu vermeiden“.