Modell der Wandgestaltung
On Translation: Stand By
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On Translation: Listening

Protokolle, 2006

Die Ausstellungssektion „Protokolle“ stellte sowohl die inhaltliche als auch architektonische Schnittstelle zwischen „On Translation: Die Sammlung“ und „Stadium XII“ dar. Auf verschiedenen Ebenen präsentierte sie die vorläufigen Ergebnisse einer umfangreichen Recherche, die im Rahmen des Projekts zum Begriff des Protokolls initiiert worden ist. Das Protokoll wurde dabei in seinen weitreichenden Bedeutungsfacetten ausgelotet: als bürokratisches Format der Aufzeichnung ebenso wie als diplomatischer, religiöser oder militärischer Verhaltenskodex. Es ging um die dem höfischen und bürgerlichen Leben entstammenden Benimmregeln, Kleider- und Sitzordnungen, um Vereinbarungen wie das „Kyoto-Protokoll“, Verschwörungstheorien wie das „Protokoll der Weisen von Zion“ oder Netzwerkprotokolle.

Muntadas interessiert es, auf welche Art und Weise Protokolle sowohl das öffentliche als auch private Leben regulieren. Welche Funktionen übernehmen sie nicht nur innerhalb von, sondern auch zwischen den Gesellschaften, deren soziale Umgangsformen bekanntlich stark divergieren? Bei seiner Recherche setzte Muntadas sowohl an der sprachlichen Konnotation als auch der visuellen Repräsentation von Protokollen an. Welche Assoziationen lässt der Begriff zu? Auf welche Art und Weise schreiben sich Protokolle in die Massenmedien, in Architektur, Mobiliar, Design oder in Institutionen ein? Welcher Codes bedienen sie sich?

Während mit „On Translation: Die Sammlung“ und „Stadium“ zwei bestimmte soziale Territorien entlang der ihnen innewohnenden Regelwerke reflektiert wurden, öffnete Muntadas in „Protokolle“ den Blick auf das breite Feld gesellschaftlicher Handlungsnormen. Entstanden ist dabei ein hybrider Raum, der gleichermaßen Recherchematerialien wie Werke von Muntadas umfasste. Das heißt, er unterzog auch sein eigenes, bereits bestehendes Werk einer Revision.

Ein zentrales Element von „Protokolle“ bestand in einer Wandtapete, die Kommentare von Personen verschiedener Länder und Professionen enthielt, die Muntadas zu ihrem individuellen Verständnis des Begriffs „Protokoll“ befragt hatte. Die Kommentare erschienen unverändert, jedoch anonymisiert und in Hervorhebung bestimmter Textstellen. Das visuelle Material – Fotografien, Bücher, Zeitschriften, Dokumente und Ähnliches – war in einer Vitrine entlang verschiedener Aspekte arrangiert und Begriffen zugeordnet, die wiederum mit den markierten Textstellen der Wandtapete korrespondierten. Umgekehrt wurde auch eine Auswahl des visuellen Recherchematerials in die Tapete integriert, sodass die sprachlichen wie bildlichen Ebenen der Annäherung an den Begriff des Protokolls ineinandergriffen.

Den Raum hatte Muntadas durch ein Besucherleitsystem geteilt, wie man es von Flughäfen, Stadien oder Museen kennt. Es führte entlang verschiedener Arbeiten, in denen er das Verhalten und die Steuerung wartender Personen in öffentlichen Räumen beobachtet.

(Iris Dressler, Auszug, Katalog)

deueng
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