Symposium

Zur Weitergabe offener Kunstwerke
Symposium anlässlich der Ausstellung: Anna Oppermann. Revisionen der Ensemblekunst

10. – 11. August 2007

ReferentInnen
Dirk Dobke, Hans Dieter Huber, Mariella Mosler, Boris Nieslony, Andrea Otte, Christine Peters, Ute Vorkoeper, Carmen Wedemeyer

Anlässlich der Ausstellung „Anna Oppermann – Revisionen der Ensemblekunst“ findet am 10. und 11. August 2007 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart ein Symposium statt, das sich den Problemen bei der Wiederholung und Bewahrung von offenen Kunstformen widmet.

Das Symposium wird durch eine Reihe von Fragestellungen geleitet, die sich aus dem Umgang mit offenen, singulären oder performativ angelegten Kunstformen ergeben:

Wie verschieben die Begriffe „Interpretation“ und „Inszenierung“ die Debatte um die Handhabung von offenen Bildkunstwerken und Performancekunst durch Künstler, Kuratoren und Restauratoren? Hat nur der Künstler die Freiheit zur Interpretation? Dürfen sich Restauratoren allein um die Sicherung und Wahrung eines Bestands kümmern – und Objektivität vor Authentizität stellen? Laufen Erhaltung und Bewahrung bisweilen Gefahr, dem künstlerischen Anliegen zu widersprechen? Kann auch eine Neuinszenierung und Interpretation das Authentische am Kunstwerk wahren? Welche Chancen liegen in der Nähe der Bildkunst zu den Performance-Künsten? Wo sind dauerhaft Unterschiede zwischen Literatur/Theater/Musik/Film und bildender Kunst zu markieren?

In der Diskussion zwischen Künstlern, Kunstwissenschaftlern, Kuratoren und Restauratoren soll es darum gehen, Kriterien und Grenzwerte zu ermitteln, die bei der Re-Installation eines offenen oder zeitlich singulären Kunstwerks berücksichtigt werden müssen. Die Unterschiede zwischen künstlerischen, kuratorischen und restauratorischen Zugriffen im Kontext der Institutionen sollen dabei beleuchtet werden.

Programm

Freitag, 10. August 2007

19 - 21 Uhr
Ute Vorkoeper
Lektüren und Interpretationen. Über Anna Oppermanns Ensembles und die Konzeption der Ausstellung

Anschließend:
Rundgang durch die Ausstellung
 

Samstag, 11. August 2007

Moderation: Iris Dressler und Ute Vorkoeper

13:00-14.00
Sicherung von und in digitalen Medien

Carmen Wedemeyer: Von HyperCard zu HyperImage, oder wie die Ensembles Anna Oppermanns einen neuen Umgang mit Bildern im wissenschaftlichen Kontext ermöglicht haben. (Vortrag)

Hans Dieter Huber: Der Horizont ist immer noch von Bildern umstellt. Erneute Bemerkungen zu systemischer Interpretation, selektiver Wahrnehmung und Re-Installation der Werke Anna Oppermanns. (Vortrag)

Diskussion

14:15-15:30
Wie überliefert man Performances?

Christine Peters: Über >Grandness< .  Break it, stretch it, bend it, crush it, crack it, fold it. (Vortrag)

Boris Nieslony: Beispiele für Re-Inszenierungen von Performances. (Vortrag)

Diskussion

16:00-19:00
Orte und Installationen

Andrea Otte: Installieren, Restaurieren oder Zerstören? Der Darmstädter Block Beuys: ein aktuelles Beispiel. (Vortrag)

Dirk Dobke: Dieter Roths Schimmelmuseum: Demontage, Sicherung und Fragen zu Möglichkeiten der Re-Installation (Vortrag)
Pause

Mariella Mosler: Go’s. Über ephemere Installationen (Vortrag)

Abschlussdiskussion

RefrentInnen

Dirk Dobke
Kunsthistoriker und Leiter der Dieter Roth Foundation
www.Dieter-Roth-Foundation.com

Dirk Dobke wird das Schimmelmuseum (1990-2004) vorstellen und der Frage nachgehen, ob es als künstlerische Installation, also als ein geschlossenes Werk, oder ein vom Künstler installiertes Museum anzusehen ist. Darüber hinaus wird er die Demontage und Sicherung der Werke im Jahr 2004 zeigen und beispielhaft einige der bereits an ihren neuen Standorten re-installierten Arbeiten präsentieren. In diesem Zusammenhang wird die Diskussionen um Abriss und Re-Installation zwischen dem Sammler, dem Künstler, dem Nachlass des Künstlers, dem Kurator und der Öffentlichkeit skizziert werden.

Hans Dieter Huber
Kunsthistoriker und Begründer des Studiengangs „Konservierung Neuer Medien und Digitaler Information“ an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Stuttgart

Mariella Mosler
Künstlerin und Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste für Freie und Angewandte Keramik.
www.mariellamosler.com


Bekannt wurde Mariella Mosler unter anderem durch ihre äußerst fragilen wie ephemeren Bodenskulpturen aus Sand.  Es sind Werke, die nach jeder Ausstellung verschwinden, nie in der gleichen Konstellation wiederholt werden können und nur auf der Ebene des Dokumentarischen und des Erinnerns weiter existieren. Für die Dokumentation entwickelte Mosler ein eigenes Format: "Go`s" sind Videos, die in Realzeit das Verschwinden einer Sandarbeit zeigen.

Boris Nieslony
Performance- und Installationskünstler, Mitbegründer verschiedener Performancenetzwerke, Beteiligung am Aufbau eines der umfangreichsten Performancearchive
www.asa.de
www.epi-zentrum.org

 
Ausgehend von dem Werk Anna Oppermanns  wird Boris Nieslony auf zwei eigene Arbeiten eingehen, die eine gewisse Analogie zu Oppermanns Werkansatz aufweisen: DAS PARADIES und DAS ANTHROPOGNOSTISCHE TAFELGESCHIRR. Es geht ihm dabei um die Überschreitung des zu eng gefassten Begriffs, der mit „Environmental Art“ umschrieben wird. Von dieser Frage ausgehend wird er sich in seinem Vortrag einerseits auf produktausgerichtete Darstellungen, anderseits auf „ausnahmslose“ Darstellungen beziehen. Diese Betrachtungen wird er darüber hinaus  mit ephemeren Realisationen wie der Performance, Performance Art und Performing Arts vergleichen, um wesentliche Differenzen zwischen diesen Formen aufzuzeigen.

Christine Peters
Kuratorin, Frankfurt/Main

Christine Peters wird Performances und Methoden von  Künstlern wie Christian Jankowski, Roman Ondak, Walid Raad, Elmgreen & Dragset oder Raqs Media vorstellen, die verschiedene Aspekte der Wiederaufführung aufweisen. Der Begriff der Wiederaufführung wird als offener Ansatz der Übersetzung von erlebter Realität, bzw. Geschichte, Erinnerung und Erfahrung, in performancebasierte wie installative Formate verstanden.

Ute Vorkoeper
Autorin, Kuratorin, Hamburg, und Kunsthochschule Weissensee, Berlin
Kuratorin der Ausstellung „Anna Oppermann – Revisionen der Ensemblekunst“


Der Vortrag wird die Grundproblematiken im kuratorischen Umgang mit Anna Oppermanns Ensembles darstellen, exemplarisch posthume Aufbauten vorstellen und das Konzept der Stuttgarter Ausstellung erläutern.

Carmen Wedemeyer
Kunstwissenschaftlerin an der Universität Lüneburg und hat sich intensiv mit verschiedenen Formen der digitalen Dokumentation von zeitgenössischer Kunst beschäftigt.
www.hyperimage.org

Carmen Wedemeyer stellt das gemeinsam mit Martin Warnke an der Universität Lüneburg entwickelte interaktive, digitale Archiv zu den Ensembles Anna Oppermanns vor. Die hypermedialen Bild-Text-Archive verstehen sich als eine kritische Werkausgabe der Ensembles. Die die Arbeit Anna Oppermanns bestimmende Bild-im-Bild-Verweisstruktur wird dabei aufgegriffen und liefert einen werkimmanenten Zugang zum künstlerischen Material. Dieses steht so der interessierten Gemeinschaft in Form von hoch aufgelösten Scans, einer Transkription seiner Texte – die über einen Index auch durchsucht werden können – und Anmerkungen mit weitergehenden Verknüpfungen zur Verfügung.


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