Werke in der Ausstellung

Ignasi Aballí, Llistats (Personas III), 1997-2006
Sven Augustijnen, L'École des pickpockets, 2000 (Videostill)
Sven Augustijnen, L'Histoire belge, 2007
Enrico David, Fait divers, 2007
Enrico David, Interior, 2006 (aus Shitty Tantrum, 2006-2007)
David Lamelas, Reading Film from „Knots“ by R. D. Laing, 1970 (Filmstill)
Renzo Martens, Untitled, 2007 (Videostill)
Gail Pickering, Zulu (Speaking in Radical Tongues), 2005/2008 (Foto: Sheila Burnett, courtesy Gail Pickering und Tate Modern)
Emily Wardill, Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck, 2007 (Filmstill)
John Wood & Paul Harrison, Board, 1993 (Videostill)

Ignasi Aballí, Llistats, 1997-2007
10 Digitaldrucke

Ignasi Aballís Listen zeigen Inventare gefundenen Textmaterials. Emotional aufgeladene Schlüsselbegriffe unserer Alltagsdiskurse werden aus ihrem medialen Kontext isoliert, neu kombiniert und so zu abstrakten Verzeichnissen angeordnet. Die Zahlen- und Begriffskolonnen erzeugen Bedeutung aus der reinen Quantität an "Information", d.h. aus den Relationen, die die einzelnen Elemente notwendig untereinander eingehen. Sie bilden Cluster grafischer Zeichen, in denen Bedeutungen noch nachklingen, ohne sich zu konkretisieren.


Sven Augustijnen, L'école des pickpockets, 2000, 52' (Loop)
Videoinstallation

In L‘École des pickpockets (Die Schule der Taschendiebe) dokumentiert Augustijnen eine Praxis, die üblicherweise im Verborgenen stattfindet: Er beobachtet zwei professionelle Taschendiebe bei der Vermittlung ihres Handwerks an einen Laien. Trotz ihrer offensichtlichen Professionalität beschleichen den Betrachter unweigerlich Zweifel: Wieso sollten sie ihre geheime Kunst der Öffentlichkeit auf diese Weise nachvollziehbar machen, beruht ihr Erfolg doch gerade auf deren Unsichtbarkeit?


Sven Augustijnen, L'Histoire belge, 2007
10 Offsetdrucke

L’Histoire belge erzählt in Tableaus aus je einem Text und zwei Fotografien einzelne Episoden der belgischen Geschichte, die trotz ihrer seriösen Aufmachung im Stile kulturhistorischer Exponate immer unwahrscheinlich bleiben. Namen, Daten und Ereignisse formieren sich zu wiedererkennbaren Mustern, die unerwartete Verbindungen und Parallelen aufweisen. Über Jahrhunderte hinweg erscheint alles mit allem – auch das Zufällige mit dem Zufälligen - verschworen.


Enrico David, Fait divers, 2007
10 Schwarzweiß-Fotografien

verbindet die Sachlichkeit der Schwarzweiß-Fotografie mit Elementen des Surrealen. In der Form von Production stills eines Theaterstücks werden Ereignisse dokumentiert, die so kaum stattgefunden haben können: Ein erwachsenes Paar lässt von einem Anwalt seinen Rechtsstatus in den von Mutter und Adoptivtochter umwandeln. Die Fotografie bezeugt hier den Ereignischarakter des Dargestellten, während zwischen sichtbarem und behauptetem Ereignis eine Lücke klafft, die nur spekulativ zu füllen ist.


Enrico David, Shitty Tantrum, 2006-2007
6 Gouachen auf Papier (aus einer Serie von 22)

Die Serie zeigt unterschiedliche Formen von Bühnensituationen – Szenen fiktiver Theaterstücke, Bühnenbildentwürfe, den Abend vor der Aufführung – ausgeführt mit den Mitteln der Dekorationsmalerei. David verdoppelt die Codes und Konventionen des Theaters und des Theatralischen, um in diesen Kulissen Momente der Scham, des Zweifels, der Unsicherheit aufzuführen: Augenblicke des Ausgestelltseins, in denen der Sinn aussetzt und beginnt, andere Formen anzunehmen.


David Lamelas, Reading Film from „Knots“ by R. D. Laing, 1970, 15' (Loop)
16mm-Filminstallation

David Lamelas' Film basiert auf einem Text des britischen Psychoanalytikers R. D. Laing über die Paradoxien menschlichen Handelns, die er in poetisch verdichtete, syllogistische Sprachspiele übersetzt. Durch die Verschachtelung unterschiedlicher medialer Formate und Wahrnehmungsebenen verwirrt sich die Linearität unseres Lesens in logischen und zeitlichen "Knoten" und führt unsere je privaten Lektüren an einem gemeinsamen physischen Ort zusammen.


Renzo Martens, Untitled, 2007, 12' (Loop)

Videoinstallation

Untitled ist ein Fragment eines Langfilmprojekts (erscheint im Herbst 2008), basierend auf Martens' Reisen in den Kongo. Ausgehend von der weltweiten Vermarktung von Bildern menschlichen Elends, von denen am allerwenigsten diejenigen profitieren, die darauf als Opfer abgebildet sind, leitet Martens eine Reihe kongolesischer Fotografen dazu an, selbst Bilder von der Armut ihrer Landsleute zu produzieren und zu vermarkten. Zugleich hinterfragt er damit die ethischen Normen der Berichterstattung über das Leiden anderer und konfrontiert uns mit den Widersprüchen unseres Sprechens und Betrachtens.


Gail Pickering, Zulu (Speaking in Radical Tongues), 2005/2008

Performance und Installation

Gail Pickerings Arbeit basiert auf Textfragmenten aus Manifesten revolutionärer Stadtguerillagruppen der 1960er und 70er Jahre. In Sprache und Gesten der Performerin werden über die zeitliche Distanz hinweg deren politische Haltungen ausagiert und zugleich einer Befragung auf ihre Aussage und Wirkung unterzogen. Als Bühne und Requisit dienen ihr dabei vier lebensgroße skulpturale Buchstaben, die den Schriftzug "Zulu" darstellen und damit ihr Handeln in ein offenes Feld von Assoziationen mit antikolonialem Widerstand, Exotismus und symbolischer Bezeichnungsmacht einbetten.


Emily Wardill, Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck, 2007, 10’ (Loop)
16mm-Filminstallation

Wardills Film überträgt eine Reihe allegorischer Darstellungen auf Kirchenfenstern in kurze performative Szenen. In pseudohistorisierenden Kostümen und einem perspektivisch verfremdeten Set deklamieren die Schauspieler Texte, die gleichermaßen poetisch wie grotesk sind. Wie die Glassplitter der Kirchenfenster fügen sich hier Pop und absurdes Theater, Melodrama und Transzendenz ineinander. Ihre Bedeutung jedoch zerstreut sich im Überangebot möglicher Lesweisen.


John Wood & Paul Harrison, Board, 1993, 3' (Loop)
Videoinstallation

Wir sehen die Künstler bei der streng durchchoreographierten Interaktion mit einem großen weißen Holzbrett. In einer fließenden Abfolge synchroner Bewegungen manipulieren sie die räumliche Ordnung ihres Sets: Das Brett wird zur beweglichen Wand, das den sichtbaren Raum teilt, ihn faltet, ihm Tiefe verleiht oder nimmt, die Figuren darin sichtbar oder unsichtbar macht. Es unterspült damit die "Statik", das physische und ideologische Fundament des White Cube des Ausstellungsraums, in dem die Arbeit zu sehen ist.










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