Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Produktionsfoto
Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Videostills
Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Videostills
Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Videostills
Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Videostills
Hubbard/Birchler, Grand Paris Texas, 2008, Videostills
Hubbard/Birchler, Night Shift, 2005/6, Videostill
Hubbard/Birchler, House with Pool, 2004, Videostill
Hubbard/Birchler, House with Pool, 2004, Videostill
Hubbard/Birchler, House with Pool, 2004, Videostill
Hubbard/Birchler, Johnny, 2004, Videostill
Hubbard/Birchler, Single Wide, 2002, Videostill
Hubbard/Birchler, Single Wide, 2002, Videostill
Hubbard/Birchler, Single Wide, 2002, Videostill
Hubbard/Birchler, Eight, 2001, Videostill
Hubbard/Birchler, Eight, 2001, Videostill
Hubbard/Birchler, Detached Building, 2001, Videostill
Hubbard/Birchler, Detached Building, 2001, Videostill
Hubbard/Birchler, Detached Building, 2001, Videostill

Werke in der Ausstellung

Grand Paris Texas, 2008
High Definition Video mit Ton, 
Dauer: 54 min

Etwa 150 km nordöstlich von Dallas liegt die texanische Kleinstadt Paris, deren Attraktion ein verkleinerter Nachbau des Eiffelturms ist, den ein roter Cowboyhut krönt. Durch Wim Wenders gleichnamigen Film erlangte Paris, Texas eine gewisse Berühmtheit, obwohl dieser Film weder dort spielt noch gedreht wurde.
In Paris, Texas entdeckten Hubbard und Birchler das seit Jahren leerstehende Kino "The Grand". Dieser eigenwillige, von Tauben bevölkerte Ort, in dem die Zeit zugleich stillsteht und voranschreitet, veranlasste sie schließlich dazu, eine Videoarbeit in und über "The Grand" und Paris, Texas zu produzieren. Formate des Dokumentarischen aufgreifend, verklammert Grand Paris Texas den einstigen Ort der Projektion filmischer Illusion mit den Projektionen auf eine Stadt, die gleichermaßen mit der französischen Metropole und Wim Wenders Film verschränkt sind.
An und in dem verfallenen, von Unrat und veralteter Technik übersäten Kino beobachten wir ein mit Staubmasken und Handschuhen bewaffnetes Filmteam, dessen Tätigkeiten an die von Höhlenforschern erinnern. An einer Stelle gelangen auch Hubbard und Birchler kurz ins Bild.
In verschiedenen Interviews äußern sich die BewohnerInnen der Stadt über das ehemalige Kino, über Filme im Allgemeinen und Wim Wenders’ Paris, Texas im Besonderen. Ein Bestattungsunternehmer vergleicht dabei seine Arbeit mit der eines Filmregisseurs.
Auf vielschichtige Weise werden in Grand Paris Texas Erzählungen und Metaerzählungen miteinander verwoben. So geht es auch um ein VHS-Band von Wenders’ Film, das die KünstlerInnen in einer Videothek in Paris, Texas fanden. Ein anderer Benutzer hatte vor mehreren Jahren versehentlich den letzten Teil des Films überspielt, sodass man nicht erfährt, wie die Geschichte zu Ende geht. Diese Anekdote lässt sich durchaus als Verweis auf die offenen Erzähltechniken von Hubbard und Birchler lesen. 

Night Shift, 2005–2006
High Definition Video mit Ton,
 Dauer: 08:24 Min., Loop

In vier aufeinanderfolgenden Episoden, die alle in einem US-amerikanischen Polizeiwagen bei Nacht spielen, wiederholt sich folgender Ablauf: Sam, ein älterer Beamter, wartet im Auto. Ein Kollege beziehungsweise eine Kollegin – jeweils alternierend in Geschlecht und Hautfarbe – gesellt sich dazu und bringt zwei Kaffees. Stets erhält der Wartende sein Getränk mit den Worten "Two sugars, no cream" [Zwei Stück Zucker, keine Milch]. Die wechselnden Kollegen und Kolleginnen beginnen alsdann ein monologisierendes Gespräch, das jeweils um die Schwelle zwischen Schlafen und Wachen kreist. Mal geht es um die Uneinholbarkeit und den Verlust von Träumen, mal um den unbestimmbaren wie unkontrollierbaren Augenblick des Wachwerdens. Schlafen wir womöglich, wenn wir glauben, wach zu sein? Wie stark durchdringen sich Traum und Wirklichkeit? Parallel zu den philosophischen Erörterungen entfaltet Night Shift [Nachtschicht] ein formal wie inhaltlich komplex ineinander verwobenes Spiel um Wiederholung, Spiegelungen und Abweichung.

House with Pool, 2004
High Definition Video mit Ton,
 Dauer: 20:39 Min., Loop

House with Pool ist eine mit unaufhaltsamer Dynamik verlaufende Verkettung zahlreicher potenzieller Begegnungen – und zugleich eine Erzählung über das Nicht-Begegnen – von Personen, von Vergangenheit und Gegenwart, Bewusstem und Unbewusstem, Ursache und Wirkung. Die ProtagonistInnen sind eine junge und eine ältere Frau – es könnten Mutter und Tochter sein – sowie ein Gärtner, der eine schreckliche Entdeckung machen wird. Das wortlose Geschehen ereignet sich auf einem eingezäunten Grundstück mit Haus, Pool und Garten. Es sind Objekte, Handlungen, Geräusche und Klänge, die den Fluss der Erzählung vorantreiben – wie etwa ein Klavierstück, das in zwei Variationen vorgetragen wird.

Johnny, 2004
High Definition Video mit Ton,
 Dauer: 03:51 Min., Loop

Johnny fokussiert die in rote Uniformen gekleideten jungendlichen Musiker einer Blaskapelle. Der Trompeter hat das Lied When Johnny Comes Marching Home angestimmt, doch die anderen Mitglieder der Kapelle scheinen sich nicht dazu durchringen zu können, ihn musikalisch zu begleiten. Die Kamera rückt sehr dicht an den Spieler sowie an die Spielverweigerer heran. Während wir vom Gesicht des Trompeters dabei nur Fragmente zu sehen bekommen, können wir ungehindert in die teils angespannten, teils verhaltenen Gesichter der Nichtspieler blicken. Es sind immer Einzelporträts, nie sehen wir die gesamte Gruppe. Auch die Hände der Musiker, die verschiedene Instrumente bereithalten, werden von der Kamera erfasst.
Das Lied When Johnny Comes Marching Home stammt aus der Zeit des US-amerikanischen Sezessionskriegs und wird Patrick S. Gilmore zugeschrieben. Es besingt und beschwört zugleich den aus dem Krieg heimkehrenden Helden herauf, feiert einen Triumph, den es noch einzulösen gilt.

Single Wide, 2002
High Definition Video mit Ton,
 Dauer: 06:07 Min., Loop


Die Kamera kreist um eine mobile Wohneinheit des US-amerikanischen Typus "Single Wide" sowie um einen davorstehenden Pick-up-Truck. Eine Wand des Wohncontainers wurde entfernt, sodass wir in sein kulissenhaftes Interieur wie in ein Puppenhaus blicken können. Zwischen den beiden Schauplätzen agiert eine junge Frau. Sie verlässt das Heim, steigt in den Pick-up und lässt ihrer Wut und Verzweiflung freien Lauf. Dann scheint sie davonzufahren, doch plötzlich rast sie in das Haus hinein, sodass eine Hälfte des Wagens darin steckt und die andere herausragt. Unbeirrt von diesen merkwürdigen Ereignissen setzt die Kamera ihren Weg Runde um Runde fort. Vorher und Nachher, Ursache und Wirkung sowie Anfang und Ende dieser sich endlos wiederholenden Erzählung bleiben dabei vakant.

Eight, 2001
High Definition Video mit Ton,
Dauer: 03:35 Min., Loop


Die Videoarbeit Eight verweist bereits im Titel gleichermaßen auf das, was hier erzählt wird, wie auf die Struktur dieser Erzählung. Offenbar kreist sie um den (achten?) Geburtstag eines Mädchens – und das in einer endlosen Schleife. Die Kamera fährt, unterbrochen nur von zwei kurzen Schnittfolgen, konstant vom Interieur eines Hauses in den Garten und wieder zurück. Die Verortung von sowie der Übergang zwischen Innen und Außen sind dabei ebenso ungeklärt wie der Ausgangs- und Endpunkt der Erzählung. Zwischen diesen unklaren Verhältnissen pendelt das Mädchen hin und her. Im verregneten nächtlichen Garten angekommen, macht es sich an die Überreste der ins Wasser gefallenen Party heran und schneidet sich ein Stück von der Geburtstagstorte ab. Doch bevor es hineinbeißen kann, ist das Mädchen schon wieder im Haus angekommen, um von hieraus erneut seinen Weg nach draußen anzutreten. Wann immer es die Grenzen zwischen Innen und Außen – behütetem Heim und stürmischer Welt – überschreitet, haben sich die räumlichen Ordnungen bereits verkehrt.

Detached Building, 2001
High Definition Video mit Ton,
 Dauer: 05:38 Min., Loop


In Detached Building fährt die Kamera in einer scheinbar konstanten Bewegung zwischen dem Innen- und Außenraum eines Wellblechschuppens hin und her. Draußen ist es dunkel. Das beleuchtete Interieur des Schuppens ist vollgestellt mit Hausrat, Werkzeugen und Musikinstrumenten. Mal ist der Schuppen menschenleer, mal ist dort eine Gruppe männlicher Teenager mit dem Proben eines Musikstücks beschäftigt. Draußen sehen wir manchmal eine junge Frau, die Steine auf ein Haus im Hintergrund wirft, dann ist sie plötzlich verschwunden. Wie in anderen Videoarbeiten von Hubbard und Birchler entsteht an den Schwellen zwischen Innen und Außen ein Leerfeld, eine visuelle Pause, innerhalb derer sich paradoxe Zeitsprünge ereignen. Es sind Wendepunkte, an denen die verschiedenen Sequenzen zugleich miteinander verknüpft und voneinander getrennt werden. In Detached Building markieren sie die Risse innerhalb der räumlichen und zeitlichen Ordnung sowie der Geschlechterordnung.


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