RE-DESIGNING THE EAST

© Activism of Graphic Imagination
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Pracha Suveeranont, Vote No to Draft Constitution Campaign, 2007, © Pracha Suveeranont
Pracha Suveeranont, Vote No to Draft Constitution Campaign, 2007, © Pracha Suveeranont
Jerzy Janiszewski, Solidarnosc-Logo, 1980, © Jerzy Janiszewski
Jerzy Janiszewski, Solidarnosc-Logo, 1980, © Jerzy Janiszewski
Design & People
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© Activism of Graphic Imagination
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Politisches Design in Asien und Europa

EINFÜHRUNG

Vom 25. September 2010 bis 9. Januar 2011 widmet sich der Württembergische Kunstverein mit der Ausstellung Re-Designing the East. Politisches Design in Asien und Europa kritischen und widerständigen Designpraktiken der 1980er Jahre bis heute in (Ost) Europa und (Süd/Ost) Asien. Es geht um die Rolle von Design und DesignerInnen im Kontext weitreichender gesellschaftlicher, politischer, ökonomischer und kultureller Umbrüche.

Re-Designing the East basiert auf einer Kooperation zwischen dem Württembergischen Kunstverein, der Trafó Gallery in Budapest, dem Wyspa Institute of Art in Danzig und dem Total Museum, Seoul. Die Ausstellung umfasst sechs Sektionen, die von jeweils verschiedenen KuratorInnen aus Europa und Asien entwickelt werden.

Kontexte
Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich – insbesondere durch den Zerfall der sogenannten Ostblockstaaten, im Zuge eines globalen Neoliberalismus’ und der rasanten Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien – die bis dahin gekannte Weltordnung radikal und nachhaltig verschoben. Die alten Konzepte des ideologischen „Ostens“ und „Westens“ sind obsolet geworden. Im – aus eurozentristischer Perspektive – weit entfernten Osten haben, neben China, auch Staaten wie Südkorea, Thailand und Indien längst ökonomische Positionen von globaler Relevanz besetzt. Die einstige Ordnung von Zentrum (der „Westen“) und Peripherie (der „Rest“) wurde aufgebrochen. Zugleich geht der vermeintliche Siegeszug der „westlichen“ Modelle von Demokratie und Kapitalismus mit zahlreichen Konflikten einher.

Die Ausstellung Re-Designing the East. Politisches Design in Asien und Europa verweist bereits im Titel auf das Entgleiten oder zumindest die Fragwürdigkeit geopolitischer Zuweisungen wie „der Osten“. Zugleich sollen die Umbrüche der 1980er und 1990er Jahre in Europa sowie aktuell in Asien in Beziehung zueinander gesetzt werden: und das vor dem Hintergrund der Frage, welche Bedeutung kritische und widerständige Designpraktiken innerhalb dieser Umbrüche haben, das heißt innerhalb der Kämpfe um eine politische, gesellschaftliche, ökonomische, ökologische und kulturelle Neugestaltung.

Im Vordergrund stehen dabei Kontexte wie der politische Wandel der 1980er und 1990er Jahre in Ungarn, Polen und der ehemaligen Tschechoslowakei, sowie die bis heute von vielschichtigen Konflikten begleiteten Demokratisierungsprozesse und rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen in Indien, Thailand und Südkorea.

Positionen
Die Ausstellung beleuchtet dabei höchst unterschiedliche Designpositionen. Zu den historischen Positionen zählt unter anderem das von dem polnischen Designer Jerzy Janiszewski entwickelte Logo der Solidarność-Bewegung. Untersucht wird überdies die Arbeit des tschechischen Designers Joska Skalník, der aktiv an der sogenannten „Samtenen Revolution“ beteiligt war, heute allerdings dem Vorwurf ausgesetzt ist, als Informant des Geheimdienstes der ČSSR gewirkt zu haben.

Zu den aktuellen Positionen zählt das indische Netzwerk Design & People, das sich für soziopolitische Projekte einsetzt. Ganz im Sinne des „Copyleft“ stellt es dabei seine gestalterischen Arbeiten sowie sein Wissen für nicht-kommerzielle Zwecke zur freien Verfügung. Der thailändische Designer Pracha Suveeranont zeigt eine 2007 von ihm entwickelte umfangreiche Boykott-Kampagne, die sich gegen die Wahl zu einer neuen Verfassung Thailands richtete, sowie weitere grafische Arbeiten, die sich auf die derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Konflikte des Landes beziehen.

Auch die südkoreanische Gruppe Activism of Graphic Imagination (A.G.I.) engagiert sich in aktivistischen Zusammenhängen. Ihre Arbeiten opponieren gegen die in Südkorea herrschende repressive Politik, die einem ungehemmten Turbokapitalismus sowie einer neu erwachenden „Kalter Krieg“-Atmosphäre geschuldet ist.

Die beteiligten KuratorInnen der Ausstellung hatten bei der Konzeption ihrer Sektion sowie der Auswahl der DesignerInnen freie Hand. Damit folgte der Württembergische Kunstverein einem bereits im Rahmen von On Difference (2005 und 2006) oder Subversive Praktiken (2009) erprobten Modell, das gerade in der Auseinandersetzung mit sogenannten „nicht-westlichen“ Kulturpraktiken die Möglichkeiten und Grenzen eines multiperspektivischen und prozessbasierten Kuratierens auslotet. Während Subversive Praktiken die widerständigen Potenziale der bildenden Kunst beleuchtete, hebt Re-Designing the East nun explizit die Besonderheiten widerständiger Methoden und Ästhetiken des Designs hervor.

Das Eröffnungswochenende der Ausstellung Re-Designing the East wird von einer Konferenz begleitet. Eine Publikation des Projektes erscheint im Anschluss an die Ausstellung.

Springerin. Hefte für Gegenwartskunst
Die Herbstausausgabe 2010 der österreichischen Kunstzeitschrift Springerin. Hefte für Gegenwartskunst (Band XVI, Heft 4, Herbst 2010) greift das Thema der Ausstellung Re-Designing the East auf. Sie umfasst Textbeiträge der AusstellungskuratorInnen Keiko Sei, Iris Dressler/Hans D. Christ, Sethu Das, Pracha Suveeranont, Tomas Pospiszyl und Maks Bochenek/Aneta Szylak sowie einen Text von Herwig G. Höller. Der südkoreanischen Designgruppe Activism of Graphic Imagination ist eine Bildstrecke gewidmet.



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