Territorien des In/Humanen

Filmprogramm
6. – 24. Juli 2010

Mit Filmen und Videos von
bankleer, Patricia Esquivias, Korpys / Löffler, Elena Kovylina, Christine Meisner, Olivier Menanteau, Damir Ocko, Monika Oechsler, Amie Siegel, Helene Sommer, José Carlos Teixeira, Alexey Terehoff, Ingrid Wildi

PROGRAMM

Dienstag, 6. Juli 2010, 19 Uhr

GESPENSTER DES POSTKOMMUNISMUS

Alexey Terehoff
, Lyapis Trubetskoy “Capital”, 2007, 3’17’’
Elena Kovylina,
Dying Swans, 2008, 8’ 36”
bankleer, Lenas Gespenster, 2007, 25’
Helene Sommer, A Tale of Stone and Wood, 2009, 21’
Damir Ocko, The Boy with the Magic Horn, 2007, 15’
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bankleer, Lenas Gespenster, 2007, 25’
Alexey Terehoff, Lyapis Trubetskoy “Capital”, 2007
Helene Sommer, A Tale of Stone and Wood, 2009, 21’
Damir Ocko, The Boy with the Magic Horn, 2007, 15’

Alexey Terehoff, Lyapis Trubetskoy “Capital”, 2007
Musikvideo zu Lyapis Trubetskoys Song Capital.

Elena Kovylina, Dying Swans, 2008

Über 200 Journalisten wurden in den letzten zehn Jahren in Russland umgebracht oder gelten als vermisst. Der Film Dying Swans ist ihnen gewidmet. Dabei greift die Künstlerin auf einen besonderen Mythos der ehemaligen Sowjetunion zurück: Tschaikowskis Ballett Schwanensee, das mit Stalins Tod ein jedes Mal im Fernsehen ausgestrahlt wurde, wenn ein sowjetischer Führer gestorben war.

bankleer, Lenas Gespenster (Lena’s Ghosts), 2007
Lenas Gespenster hinterfrägt die Überreste eines politisch-kulturellen Experimentes. (...) Lenin, seit mehr als 80 Jahren tot, hat Unruhe, Revolte und den Roten Terror heraufbeschworen. Sein Geist spukt nicht nur im Lenin-Museum, das ihm zu Ehren in Samara errichtet wurde, sondern auch in den Köpfen vieler Menschen, die sich heute die Frage stellen, was von den gesellschaftlichen Utopien übrig geblieben ist (…). (bankleer)

Helene Sommer, A Tale of Stone and Wood, 2009
Das bulgarische Bergdorf Kovatchevitsa avancierte in den 1970er Jahren zu einem beliebten Drehort der bulgarischen Filmindustrie. Die Videoarbeit verschränkt Fragmente einer Auswahl dieser Filme mit eigenen Aufnahmen der Künstlerin von diversen Schauplätzen des Dorfes. Es erscheint als eine mit verschiedensten Projektionen überfrachtete Leerstelle, an der sich die realen wie fiktiven historischen Narrative – von der osmanischen bis zur postkommunistischen Ära – überlagern.

Damir Ocko, The Boy with the Magic Horn, 2007
Während der politischen Umbrüche gab Kroatien eines der größten Bauvorhaben der nördlichen Hemisphäre auf: eine Universitätsklinik, die sich auf rund 250.000 qm erstrecken sollte. Die Klinik (…) – mit ihren heruntergekommenen Hallen, nackten Betonwänden, undefinierbaren labyrinthischen Räumen und einer in das gesamte Gelände eindringenden Natur – bildet den Hintergrund für The Boy with the Magic Horn. In einem wagnerianischen Szenario treiben fremdartige Kreaturen ein traumähnliches halluzinogenes Spiel, das auf eine soziale und emotionale Dislozierung verweist (…). (Damir Ocko)

Dienstag, 13. Juli 2010, 19 Uhr

EMPATHIE

Amie Siegel, Empathy, 2003, 92’
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Amie Siegel, Empathy, 2003, 92’
Amie Siegel, Empathy, 2003, 92’

Amie Siegel, Empathy, 2003
Empathy lenkt den Blick des Psychoanalytikers auf diesen selbst zurück. Drei Genres – Fiktion, Probeaufnahme und Interview – werfen dabei Fragen zur Macht, Manipulation und zu den Möglichkeiten und Grenzen des Verstehens auf. Die fiktionale Erzählung über eine Synchronsprecherin, die in psychoanalytischer Behandlung ist, wird durchkreuzt von Probeaufnahmen verschiedener Schauspielerinnen, die sich um eben diese Rolle in Empathy bewerben, sowie von Interviews mit verschiedenen Psychoanalytikern. (Amie Siegel)

Dienstag, 20. Juli 2010, 19 Uhr

MAGISCHE KONSTRUKTIONEN / KONSTRUKTIONEN DES MAGISCHEN

Patricia Esquivias, Folklore I, 2006, 12’
Patricia Esquivias, Folklore II, 2008, 14’
Monika Oechsler, There Is Only One Life, 2006, 12’ 50’’
Korpys / Löffler, The Nuclear Football, 2004, 30’ 30’’
Olivier Menanteau, Media Alert, 2006, 12’ 30’’
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Patricia Esquivias, Folklore I, 2006, 12’
Patricia Esquivias, Folklore I, 2006, 12’
Patricia Esquivias, Folklore II, 2008, 14’
Patricia Esquivias, Folklore II, 2008, 14’
Monika Oechsler, There Is Only One Life, 2006, 12’ 50’’
Monika Oechsler, There Is Only One Life, 2006, 12’ 50’’
Korpys / Löffler, The Nuclear Football, 2004, 30’ 30’’
Korpys / Löffler, The Nuclear Football, 2004, 30’ 30’’
Olivier Menanteau, Media Alert, 2006, 12’ 30’’
Olivier Menanteau, Media Alert, 2006, 12’ 30’’

Patricia Esquivias, Folklore I, 2006
Patricia Esquivias, Folklore II, 2008

Entlang von Notizen, Diagrammen und Fotografien entwickelt Patricia Esquivias in Folklore I und II ihre Gedanken zur spanischen Geschichte, Identität und Kultur. Dabei verknüpft sie scheinbar unzusammenhängende Ereignisse und Fakten. Ihre Herleitungen von und Bezüge zwischen einem Spiegelei-Wettessen, Immobilienspekulation, einem Volksfest und der Clubkultur der 1980er und 1990er Jahre (Folklore I) oder zwischen dem spanischen König Philip II., dem Schlagersänger Julio Iglesias und dem Tourismusfaktor Sonne (Folklore II) erscheinen gleichermaßen plausibel, naiv und als krude Verschwörungstheorie.

Monika Oechsler, There is Only One Life, 2006
Die Videoarbeit There is Only One Life setzt an der spirituellen Sinnsuche der Konsumgesellschaft jenseits traditioneller Konfessionen an. Im Rückgriff auf die kabbalistische Lehre, Gedichte des englischen Malers und Poeten William Blake, dem als Science-Fiction-Comic gestalteten Roman Promethea von Alan Moore sowie Songlyrics der Bands Verve und Radiohead folgt die Videocollage den vier Inkarnationen der Romanfigur Promethea. Schauplätze sind dabei verschiedene Orte in London: das Bankenviertel Canary Wharf, eine U-Bahn-Station sowie der Abney Friedhofspark.

Korpys / Löffler, The Nuclear Football, 2004
The Nuclear Football begleitet George W. Bushs Staatsbesuch im Jahr 2002 in Berlin von der Ankunft am Flughafen Tegel bis zum Besuch im Schloss Bellevue. Dabei gerät, neben den diplomatischen Protokollen, ein Koffer in den Fokus: der sogenannte Nuclear Football, der alle Reisen der US-amerikanischen Präsidenten begleitet, um im Falle eines Angriffs auf die USA einen Nuklearkrieg anordnen zu können.

Olivier Menanteau, Media Alert, 2006
Das Video Media Alert zeigt verschiedene Situationen, die der Künstler 2006 in den Presse- und Konferenzsälen der Vereinten Nationen in New York aufnahm: Ein Frau fordert die Ächtung von Vergewaltigung als Kriegsmittel, es geht um die Wahlen im Kongo, eine andere Frau setzt sich für den genetischen Erhalt indigener Völker ein, auf einer AIDS-Veranstaltung werden afrikanische Tänze von Kindern aufgeführt. Die Maschinerie der Vereinten Nationen wird im Hinblick auf ihre Protokolle, mediengerechten Repräsentationen und auf deren kolonialistischen Implikationen hin untersucht.

Samstag, 24 Juli 2010, 18 Uhr

NARRATIVE DER MIGRATION

Christine Meisner,
Recovery of an Image, 2005, 26’
José Carlos Teixeira, Deviation and Consequence: Towards a New (R)evolution, 2008, 22’
Ingrid Wildi, ¿Aquí vive la Señora Eliana M…? (Does Mrs. Eliana M… live here?), 2003, 68’
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Christine Meisner, Recovery of an Image, 2005, 26’
Christine Meisner, Recovery of an Image, 2005, 26’
José Carlos Teixeira, Deviation and Consequence: Towards a New (R)evolution, 2008, 22’
José Carlos Teixeira, Deviation and Consequence: Towards a New (R)evolution, 2008, 22’

Christine Meisner, Recovery of an Image, 2005
Recovery of an Image erzählt die Lebensgeschichte von João Esan da Rocha, der 1840 als Zehnjähriger von Lagos (Nigeria) nach Salvador de Bahia in Brasilien verschleppt wurde und dort als Sklave auf einer Zuckerrohrplantage arbeitete. Nach 31 Jahren konnte er freigekauft werden und übersiedelte wieder in seine Heimat. Obwohl es immer sein Wunsch gewesen war, nach Afrika zurückzukehren, konnte er seinen Platz in Lagos nur in der dortigen brasilianischen Gemeinde finden. (Christine Meisner)

José Carlos Teixeira, Deviation and Consequence: Towards a New (R)evolution, 2008
Die als Videoinstallation konzipierte Arbeit zeigt in einer Doppelprojektion Aufnahmen einer Gruppe afrikanisch-portugiesischer Jugendlicher, die an einem neuen Text für die portugiesische Nationalhymne arbeitet. Der Prozess wird begleitet von Fragen zur Identität, zu kulturellen Unterschieden, zum Exil und zur Zugehörigkeit. In die Texte der neuen transnationalen Hymne haben sich die Sichtweisen der jungen MigrantInnen auf ihr Gastland eingeschrieben.

Ingrid Wildi, ¿Aquí vive la Señora Eliana M…? (Does Mrs. Eliana M… live here?), 2003
Die Videoarbeit basiert auf einer Reihe von Interviews, die die Künstlerin auf der Suche nach ihrer Mutter, einer in Chile bekannten Wahrsagerin, führte. Zu den zahlreichen Befragten zählt ihre Großmutter, die über die Migrationsgeschichte der Familie spricht, ein Cousin, der als Anästhesist arbeitet und jene in Chile verbreitete Sehnsucht, die Vergangenheit zu vergessen, verkörpert oder eine Tante, die von ihren parapsychologischen Erfahrungen berichtet. Die Arbeit mäandert dabei zwischen verschiedenen Wirklichkeiten, dem Realen und Fiktiven, Sichtbaren und Unsichtbaren.

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