Hugo Ball
Anti-Globalisazión (Anti-Globalisierung)
Avida Dollars
Zur Kritik der deutschen Intelligenz
Georges Bataille

ARCHIVO F.X. / Pedro G. Romero

Vom 11. Februar bis zum 29. April 2012 zeigt der Württembergische Kunstverein das Projekt Archivo F.X. des spanischen Künstlers Pedro G. Romero.

Das Projekt basiert auf einem von Romero seit 1999 zusammengetragenen Archiv, das in über tausend Dokumenten die Geschichte(n) des antiklerikalen Ikonoklasmus in Spanien (zwischen 1845 und 1945) mit internationalen Positionen der Avantgarde verknüpft.

Aus diesem sich ständig erweiternden Pool entwickelt Romero verschiedene Formen der Aufführung des Archivo F.X., die  von Publikationen über multimediale Objekte bis hin zu komplexen Ausstellungschoreografien reichen. Dabei wird auch der inhaltliche Bezugsrahmen immer wieder neu ausgerichtet: nach Aspekten wie Stadt, Gemeinschaft, Wissen oder Ökonomie.

Die eigens für den Württembergischen Kunstverein konzipierte Inszenierung des Archivo F.X., die den Untertitel Wirtschaft, Ökonomie, Konjunktur trägt, ist gleichermaßen als Gedächtnistheater, Archiv und imaginäres Museum angelegt. Dabei kreist sie im Schwerpunkt um die Beziehungen zwischen Ikonoklasmus und Avantgarde, Säkularisation und Ökonomie, Geld und dem Heiligen. So treffen geplünderte Kirchen, zerstörte Heiligenfiguren oder zu Waffen umgeschmolzene Kirchturmglocken auf Hugo Ball, Valie Export oder Joseph Beuys. Eine Münze, auf der das Wort „katholisch“ entfernt wurde, stößt auf Anti-Globalisierungsgegner. Eine Maschine, die Fünf-Cent-Stücke in Heiligenbilder verwandelt, trifft auf den französischen Philosophen Georges Bataille. Und Banknoten, die eigens gedruckt wurden, um die Änderung von vormals christlich geprägten Städtenamen zu verbreiten, werden mit Marcel Duchamp, Cildo Meireles oder Salvador Dalí in Verbindung gebracht.

In Form einer begehbaren Montage – bestehend aus Textcollagen, Bildern, audio-visuellen Dokumenten, Objekten und Artefakten unterschiedlichster Art – verknüpft das Archivo F.X. scheinbar Unvereinbares miteinander. Dabei setzt diese veritable „Archivmaschine“ einen beständigen Prozess der Neuordnung der Dinge in Gang: der Neubetrachtung bestehender Verhältnisse, die buchstäblich zum Tanzen gebracht werden.

Einen besonderen Dialog stellt die Ausstellung zu den KünstlerInnen Hugo Ball und Emmy Hennings, Joseph Beuys und Alexander Kluge her. Ihren Werken sind drei Räume gewidmet, die formal auf den „Salon d’Or“ (Ball-Hennings), den „White Cube“ (Beuys) und die „Black Box“ (Kluge) verweisen. Diese drei Räume sind allerdings nur in Ausschnitten vorhanden. Das heißt, sie führen über den realen Ausstellungsraum, an dessen Rändern  sie platziert sind, im Sinne einer imaginären Fortsetzung hinaus. Zugleich sparen sie das Zentrum des Ausstellungsraums aus, das in einer Backstage-Situation die verschiedenen Materialien, Objekte und Anordnungen des Archivo F.X. beherbergt. Zwischen diesem „Zentrum“ und seinen „Peripherien“ spannt sich ein vielschichtiges Netz von Querverweisen, das einen unabschließbaren Prozess der De- und Rekontextualisierung hervorruft, bei dem – in einer neu produzierten Arbeit – auch Dada auf Flamenco trifft.

Die Ausstellung versteht sich als Angebot, in dieses Spiel um die Neuordnung der Dinge jenseits eines Anspruchs auf Vollständigkeit einzusteigen. Denn das Archivo F.X. selbst widerspricht der Idee des Vollständigen, ist bewusst als ein unabschließbares Projekt angelegt. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Ausstellungsarchitektur wider, die über die gegebene Situation hinaus auf den Raum des Möglichen verweist.

Die Ausstellung Archivo F.X. Wirtschaft, Ökonomie, Konjunktur wurde in enger Zusammenarbeit mit Romero sowie dem Kokurator Valentín Roma (Barcelona) entwickelt. Zur Ausstellung erscheinen diverse Publikationen.

deueng
suchenImpressum
instagramfacebooktwitteryoutube
Schlossplatz 2
D-70173 Stuttgart
Fon: +49 (0)711 - 22 33 70
Fax: +49 (0)711-22 33 791
zentrale@wkv-stuttgart.de
Württembergischer Kunstverein Stuttgart