Public Libary – Konferenz

EINFÜHRUNG

Anmeldung Konferenz (Eintritt frei): assistenzremove-this@remove-thiswkv-stuttgart.de

Vom 30. Oktober bis 23. November 2014 führen der Württembergische Kunstverein und die Akademie Schloss Solitude das Projekt Public Library. Über Infrastrukturen der Wissensbildung durch. Es umfasst eine Präsentation in dem Projektraum Querungen des Kunstvereins, die sich zwischen Ausstellung, Labor und „Scan-Salon“ bewegt, sowie eine Konferenz, die vom 30. Oktober bis 2. November 2014 im Kunstverein und in der Akademie Schloss Solitude stattfindet.

Das Projekt reflektiert und diskutiert gegenwärtige Bedingungen der Wissensproduktion: von den neoliberalen Bildungspolitiken und der Monopolisierung „geistigen Eigentums“ bis zu alternativen, kritischen und anarchistischen Formen des Teilens und „Borgens“ von Wissen.

Es wurde von dem Programmierer, Verteidiger der freien Software, Kultur- und Gesellschaftsforscher Marcell Mars initiiert und während seines Aufenthalts als Stipendiat an der Akademie Schloss Solitude 2013 in Zusammenarbeit mit Iris Dressler und Sophie-Charlotte Thieroff vorangetrieben. Ein Ausgangspunkt ist dabei sein Projekt Public Library (www.memoryoftheworld.org), ein stetig wachsendes, dezentralisiertes Netzwerk digitaler Bibliotheken, das auf der freien Software Calibre und dem Plugin „Let’s Share Books“ basiert. Letzteres wurde von Mars entwickelt, um Calibre-Bibliotheken über das Internet veröffentlichen und verknüpfen zu können.

THEMEN / FRAGEN DER KONFERENZ


Die viertägige Konferenz umfasst Vorträge, Präsentationen, Workshops und Podien von internationalen KünstlerInnen, KuratorInnen, NetzaktivistInnen und TheoretikerInnen. Sie lenkt den Blick auf die sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen der bestehenden, sich wandelnden und / oder verschwindenden Infrastrukturen von Bildung und Wissen, das heißt, von Bibliotheken, Schulen, der akademischen Welt usw. Es geht um Infrastrukturen, die – zumindest in der sogenannten „westlichen Welt“ – noch als selbstverständlich gelten, die jedoch zunehmend einem erdrückenden Sparzwang unterworfen werden. Vor diesem Hintergrund scheint die Privatisierung und Kommerzialisierung des Wissens- und Bildungsbetriebs als alternativlos und unausweichlich.

An den Grenzen des Legalen
Unabhängige und digital vernetzte Strukturen, die die gemeinsame, nichtkommerzielle Nutzung von Büchern, Filmen, Musik, Kunst, Wissen usw. ermöglichen, gibt es seit Mitte der 1990er-Jahre. Ganz im Sinne des zivilen Ungehorsams bewegen sie sich an der Grenze des Legalen. Modelle von “legal commons” und “common properties”, die sich der Regulierung und Legalisierung solcher Strukturen verschrieben haben, wurden dabei nicht nur als Alternativen anerkannt, sondern auch kontrovers diskutiert. Kritisiert wird beispielsweise, dass sich diese Modelle weiterhin auf eine kapitalistische Definition von Eigentum stützen. Die Konferenz beleuchtet Projekte und Netzwerke, die sich den zunehmend strikten Regularien der (zunehmend privatisierten) Bildungssysteme ebenso entgegenstellen wie der Wissensmonopolisierung durch Konzerne wie Google, Amazon et cetera.

Das Archiv / die Bibliothek kuratieren
Neben offenen digitalen Archiven geht es dabei auch um künstlerische Umgangsweisen mit den Strukturen des Archives und Archivierens. Zudem soll die Frage nach der Notwendigkeit und den Kriterien des Kuratierens von frei zugänglichen digitalen Bibliotheken und Sammlungen wie UbuWeb, Monoskop, Aaaaarg.org, Archive.org oder Library Genesis diskutiert werden.

Konstruktionen des Universellen Wissens
Ein weiterer Aspekt der Konferenz betrifft die Auseinandersetzung mit den Konstruktionen eines universellen Wissens, universeller Bibliotheken und anderer „Weltprojekte“: vom Konzept der öffentlichen Bibliothek des siebzehnten Jahrhunderts über Projekte wie dem „Mundaneum“ – einer belgischen Utopie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, die eine Stadt imaginierte, in der alles Wissen dieser Welt zusammengefasst würde – bis hin zu Google.

Regulierungen, Klassifikationen, Hierarchien
Diskutiert werden sollen überdies jene Klassifikationen, Hierarchien und Protokolle, die den Infrastrukturen der Bildung und Wissensproduktion eingeschrieben sind: Von den Mechanismen und Effekten der Indexierung über akademische Curricula bis zu den dualistischen Beziehung von Lehrer-Schüler, Spezialist-Laie, Server-Client … Dementgegen werden alternative Modelle wie The Public School vorgestellt, das in New York, Berlin und anderen Städten erprobt wird.

„The Public School ist eine Schule ohne Lehrplan. Sie ist nicht zugelassen, kann keine akademischen Grade verleihen und ist dem öffentlichen Bildungssystem nicht angegliedert. Sie bildet einen Rahmen, der autodidaktische Aktivitäten unterstützt und unter der Prämisse arbeitet, dass alles in allem enthalten ist.“ (http://thepublicschool.org)

Staatliche Verantwortung
Neben dem Aufbau freier, dezentraler, unabhängiger und / oder anarchistischer Infrastrukturen, halten wir es für zwingend, auf die Verantwortung des Staates hinsichtlich der Finanzierung und Unterhaltung eines Zugangs zu Bildung, Wissen und Kunst „für alle“ zu bestehen. Welche zukünftigen Beziehungen zwischen staatlichen Makro- und selbstorganisierten Mikrostrukturen von Bildung und Wissen wären vor diesem Hintergrund denkbar?

Etwas fehlt immer
Es ist unerlässlich, dass die großen Maschinen des Wissens, der Diskurse und der Aufmerksamkeit kontinuierlich von jenen Strukturen in Frage gestellt werden, die entstehen, weil es eine Lücke gibt, weil etwas fehlt, und die dem Übersehenen wie Unerwarteten eine Stimme und Sichtbarkeit verleihen. Es geht eben nicht nur um die Frage nach dem Zugang zu Wissen, sondern vor allem darum, wie anderes, verborgenes oder verdrängtes Wissen geschaffen, artikuliert werden und zirkulieren kann.

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