Was sind die Wolken?

Ausstellung im Kunstgebäude Stuttgart
18. November 2017 – 4. März 2018
Eröffnung: Freitag, 17. November 2017, 19 Uhr

Künstler_innen
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme, CPKC (Emily Fahlén, Peter Spillmann, Marion von Osten), Tim Etchells, Glenn Ligon, Frédéric Moser & Philippe Schwinger, Pier Paolo Pasolini, Catarina Simao, Ana Torfs, Ana Vaz, u.a.

Kuratorinnen
Iris Dressler, Christine Peters

Ein Projekt von
Akademie Schloss Solitude, Institut für Auslandsbeziehungen, Schauspiel Stuttgart, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Theater Rampe, Württembergischer Kunstverein Stuttgart

Über die Ausstellung
Was sind die Wolken? nimmt das Jubiläum der Reformation zum Anlass, um aus der Perspektive der Gegenwartskunst über Freiheit, Emanzipation und Imagination nachzudenken. Zentraler Ausgangspunkt der Ausstellung ist der Kurzfilm Che cosa sono le nuvole? (Was sind die Wolken?) des italienischen Filmregisseurs, Autors und Publizisten Pier Paolo Pasolini von 1968. Dieser kreist um eine Aufführung von Shakespeares Othello als Marionettentheater – wobei die Marionetten von Schauspieler_innen an Fäden dargestellt werden. Im Verlauf des Stücks hinterfragen die Marionetten sich und ihre Handlungen, und auch das Publikum akzeptiert die Erzählung nicht: Um Desdemonas Ermordung zu verhindern, stürmt es die Bühne und beseitigt den Intriganten Jago und den „Mohr von Venedig“, Othello. Pasolini lässt diesen von einem weißen Schauspieler mit schwarz gefärbtem Gesicht spielen (heute als „Blackfacing“ bezeichnet) und verweist so auf die rassistische Tradition, dunkelhäutige Figuren durch weiße Schauspieler darzustellen. Jago und Othello werden am Ende von einem Müllmann entsorgt. Auf der Müllkippe sieht Othello zum ersten Mal in seinem Leben die Wolken…
Indem er die emanzipatorische Geste des Widerstands als Narrativ einführt, lässt sich Pasolinis Film als vielschichtige Parabel aus historischer wie aus zeitgenössischer Perspektive lesen.
Zentrales Motiv der Ausstellung ist das handelnde Subjekt – dessen emanzipatorisches Streben und Suche nach anderen Lebensformen sowie die politische Dimension des eigenen Denkens und Handelns, hier u. a. definiert als Zweifel, Revolte und Reformulierung. Sie setzt sich zudem kritisch mit den Auswirkungen des modernen Kolonialismus und globalen Sklavenhandels auseinander, die ihre Wurzeln – gemeinsam mit dem Kapitalismus – bekanntlich im Zeitalter der Reformation haben. Erst im 18. Jahrhundert, parallel zum Höhepunkt des modernen Sklavenhandels, entstand anhand der philosophischen Theorien der Aufklärung der europäische Freiheitsbegriff mit seiner Idee von der Autonomie des Subjekts. Somit lässt sich unsere heutige Definition von Freiheit und Emanzipation nicht ohne ebendiese ideengeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Dimensionen verstehen.
Darüber hinaus bezieht sie sich auf zeitgeschichtliche Ereignisse, wie die Proteste gegen den Vietnamkrieg oder die Unabhängigkeitsbewegung gegen die portugiesische Kolonialmacht in Mosambik in den 1960er- und 1970er Jahren.
Ein weiterer Schlüsselbegriff der Ausstellung ist „der emanzipierte Zuschauer“: In seinem gleichnamigen Buch plädiert der französische Philosoph Jacques Rancière für eine Beziehung auf Augenhöhe zwischen „Lehrenden“ und „Lernenden“, die als Rückverweis auf Pasolinis „Pädagogik der Befreiung“ gelesen werden können. In seinen als Lutherbriefe betitelten Essays relativierte auch Pasolini die Kompetenz der Älteren bzw. Lehrenden, indem er Lernen als umfassendes Verstehen der Welt durch kulturelle Aneignung sowie geistige und körperliche Prozesse interpretierte.

Die Ausstellung Was sind die Wolken? greift die ästhetischen und diskursiven Ebenen von Pasolinis Film auf. Sie zeigt hierzu aktuelle künstlerische Reflektionen über Freiheit, Emanzipation und Imagination und setzt sie in eine intertextuelle Beziehung. Im Vordergrund stehen Werke, die auf Relektu?ren bzw. De- und Remontagen aus den Bereichen Kunst, Literatur, Film und Theater basieren.

Sie wird ergänzt durch ein Programm mit Performances, Vorträgen, Workshops und Filmen, das ein Assoziationsfeld zu den verschiedenen Aspekten der Ausstellung bildet.
So werden etwa in einem gemeinsam mit dem Hannah- Ahrendt-Institut Stuttgart, Die AnStifter und dem Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg realisierten Forum zivilgesellschaftliche Initiativen Fragen der politischen wie gesellschaftlichen Teilhabe verhandelt.

Noch bis zum 14. Januar 2018 ist in der Ausstellung Alexander Kluge. Gärten der Kooperation im Württembergischen Kunstverein eine Hommage von Alexander Kluge an Pasolinis Was sind die Wolken? zu sehen.

Kunstgebäude Stuttgart
Schlossplatz 2
70173 Stuttgart
www.kunstgebaeude.org
info@kunstgebäude.org
Tel.: +49 (0)711 22337-20

Eintritt
5 Euro / 3 Euro ermäßigt

Pressekontakt
gebhard_lehnerremove-this@remove-thiswkv-stuttgart.de
www.kunstgebaeude.org
Tel.: +49 (0) 172 344 69 77

Hauptförderer
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Gefördert von
Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung

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