18.07. - 12.10.2003
Michel Blazy arbeitet mit jener Energie, die sich im Wachstum
und in der Verwesung organischer Materialien manifestiert. Sein Atelier
ist ein Gewächshaus ganz besonderer Art: Sporen, Samen und Fäulnisbakterien
werden im Hinblick auf ihre ästhetische Verwendbarkeit untersucht
und gezüchtet. Die Organismen wachsen und entwickeln sich auch
während der Ausstellungszeit sichtbar weiter. Der Künstler
strebt nach neuen Dialogformen zwischen uns und unserer lebenden Umwelt.
Die kleinteiligen und feingliedrigen Organismen werden von Blazy in
einer überaus intelligenten Weise eingesetzt, so dass sie trotz
ihrer Fragilität auch monumentale Räume, wie die des Kunstvereins,
einzunehmen im Stande sind. Gerade diese Spannung zwischen monumentaler
Architektur und dem Maß des Lebens macht einen wesentlichen
Aspekt der Ausstellung aus.
Für den runden Kuppelsaal des Kunstvereins hat Blazy eine Installation
entwickelt, die aus zwei Teilen besteht: in der Mitte des Kuppelsaals
wird ein aus großen Kartons errichteter runder, oben offener
Raum errichtet, in dem zahlreiche wachsende und verwesende organische
Materialien installiert werden. Darüber hinaus schwebt hoch oben
in der 23 Meter hohen Kuppel eine Bio-Abfalltonne, aus der langsam
fester Seifenschaum heraustropft. Es wird eine sehr publikumswirksame
Ausstellung werden.
Die Einsicht in jene nie erschöpfenede Energie, die dem Wachsen
und dem Verfall gleichermaßen innewohnt, ist für den Künstler
mit eine Voraussetzung dafür, die Herausforderungen menschlichen
Energieverbrauchs in Zukunft realistisch einzuschätzen und meistern
zu können.
Michel Blazy ist in Frankreich, Japan, USA und Griechenland mit zahlreichen
Ausstellungen in renommierten Museen bekannt geworden. In Deutschland
jedoch hat er bislang nur wenig und in kleinerem Rahmen ausgestellt.
Mit der Installation im Kuppelsaal des Württembergischen Kunstvereins
bekommt Blazy nun erstmals eine große und bedeutende Einzelausstellung
in Deutschland.
|
|