Actually, the Dead Are Not Dead. Politiken des Lebens

Ab 8. Mai 2020 wieder geöffnet
Verlängert bis zum 23. August 2020

Bergen (Belgin Sarilmiser), Lisa Bufano, Antonio Centeno Ortiz / Raúl de la Morena, Anna Dasovic, Eva Egermann, Valérie Favre, Flo6x8, Robert Gabris, María Galindo/Danitza Luna, Sonsherée Giles, Niklas Goldbach, Siri Hermansen, Suntag Noh, PEROU/Sébastien Thiéry, Pedro G. Romero, María Salgado/Fran MM Cabeza de Vaca, Ilhan Sayin, Åsa Sonjasdotter, Sunaura Taylor

Einführung

Die Ausstellung Actually, the Dead Are Not Dead. Politiken des Lebens bildet den Auftakt einer dreiteiligen Ausstellungsreihe des Württembergischen Kunstvereins, die dem Leben gewidmet ist: einem Verständnis von Leben jenseits der vermeintlich binären Oppositionen zwischen Subjekt und Objekt, Mensch und Tier, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Es geht um die Verletzlichkeit des Lebens, die hier nicht als ein zu überwindender Makel verhandelt wird, sondern von der aus versucht wird, Gesellschaft neu zu denken.

Die Ausstellung geht der Frage nach, wie sich unsere Beziehungen zu denen, die nicht mehr oder noch nicht da sind, neu definieren lassen: im Sinne der Verantwortung für das vergangene und kommende Leben. Sie richtet sich gegen die herrschenden Todespolitiken und deren Unterscheidung zwischen Leben, die als lebenswert gelten und solchen, die nicht zählen. Dies betrifft die Ausbeutung von Arbeitskräften und die Zerstörung des Planeten ebenso wie die Gleichgültigkeit gegenüber Geflüchteten oder die Diskriminierung funktional und intellektuell diverser Menschen, ethnischer und anderer Minderheiten: also all diejenigen, die aus den derzeitigen Pandemiebedingten Konzepten der Führsorge und Solidarität herausfallen.

Nicht die Auferstehung, sondern der Aufstand der Körper ist dabei das Leitmotiv: etwa der Aufstand funktional diverser Menschen, die ihr Recht auf künstlerische Arbeit, körperliche Nähe und Sexualität einfordern und sich dagegen wehren, weggesperrt zu werden, oder der von Arbeiter*innen, die in ihrem Kampf um faire Arbeitsbedingungen bis zu einem Jahr lang auf Kränen, Werbedisplays und anderen Strukturen im öffentlichen Raum ausharren. 

Der Kampf um Gerechtigkeit und ein selbstbestimmtes Leben erfordert andere Attribute als die des Heroischen oder Triumphalen. Sie basieren auf emanzipatorischen Praktiken, für die Verletzlichkeit und Selbstermächtigung, Trauer und Freude, die Toten und die Lebenden zusammengehören.

Shutdown-Programm
Mit der Wiedereröffnung der Ausstellung setzt der Württembergische Kunstverein sein während der Schließung konzipiertes Shutdown-Programm fort, um die Fragen, Themen und Haltungen, die Actually, the Dead Are Not Dead aufwirft, im Kontext der SARS-CoV-2-Pandemie und deren möglichen Auswirkungen sowie historischen Zusammenhängen zu reflektieren. Mit der Pandemie hat sich der Blick auf diese Ausstellung verschoben. Diesen Verschiebungen möchte der Kunstverein nachgehen. Das Shutdown-Programm versteht sich dabei als Klammer zwischen dem eingeschränkt zugänglichen Ausstellungsraum, einem zunächst vor allem auf virtuellen Plattformen stattfindenden Gedankenaustausch sowie den zukünftigen Formen der physischen Zusammenkunft.

Hintergründe der Ausstellung: Bergen Assembly 2019
Die dreiteilige Ausstellungsreihe Actually, the Dead Are Not Dead versteht sich als
Fortführung der Bergen Assembly 2019. Künstlerische Leiter*innen dieser jüngsten Ausgabe der norwegischen Triennale waren Hans D. Christ und Iris Dressler, die Direktor*innen des Württembergischen Kunstvereins.

Christ und Dressler hatten für die Bergen Assembly 2019 zehn weitere Kurator*innen eingeladen, den Begriff der Assembly, der Versammlung, gemeinsam auszuloten. Dabei ging es auch um die Frage nach den Verbündeten innerhalb kollektiver emanzipatorischer Prozesse und inwiefern die Toten bzw. diejenigen, die nicht mehr oder noch nicht leben, relevant für diese Prozesse sind. Dieser Aspekt bildete schließlich den inhaltlichen Kern der Bergen Assembly 2019, deren Titel sich auf ein Zitat des Schriftstellers und Filmemachers Alexander Kluge bezieht: „Es ist nämlich ein Irrtum, dass die Toten tot sind“.

Während sich der zweieinhalbjährige kuratorische Prozess in Bergen im September 2019 in Form einer neunwöchigen Ausstellung zuspitzte, wird diese Formation in Stuttgart wieder aufgefächert. Im Rahmen von drei zeitlich hintereinander folgenden, zugleich in sich geschlossenen und aufeinander bezogenen Ausstellungen werden Denkansätze und Ergebnisse aus Bergen aufgegriffen, weitergeführt und zugleich neu angeordnet. Mehrere Werke zirkulieren zwischen den verschiedenen Teilen, tauchen also wiederholt in jeweils anderen Zusammenhängen auf.

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