Judit Angel

Ausstellungsansichten

Balázs Beöthy
Kaszás / Kotun
Kaszás / Kotun
Sándor Bartha
Big Hope

It's Up To Us

Sándor Bartha
Balázs Beöthy
Big Hope (Miklós Erhardt / Dominic Hislop)
CAB – Curator's Association Budapest
Tamás Kaszás/Viktor Kotun
Manamana

Judit Angels kuratorischer Beitrag beschäftigt sich mit Formen des Bürgeraktivismus und lotet die Bedeutung dieses Phänomens in Ungarn aus. Gezeigt werden Arbeiten von Künstlern und Künstlerkollektiven, die nachhaltige Kontakte zur aktivistischen Bewegung pflegen. Sie reflektieren Praktiken der Bürgerbeteiligung und setzen sich für die Veränderung der institutionellen Strukturen zeitgenössischer Kunst in Ungarn ein. Die zunehmende Forderung nach Partizipation verweist in Ungarn auf eine qualitative (und weniger auf eine quantitative) Verschiebung innerhalb der lokalen Kunst und Gesellschaft. Sie lässt sich zum einen auf die Phase des „mentalen Wandels“ zurückführen, die auf die ökonomischen, rechtlichen und politischen Transformationen in Mittelosteuropa nach 1989 folgten. Zum anderen ist sie mit der fortschreitenden Globalisierung sowie einer expandierenden neoliberalen Wirtschaft verknüpft, die verschiedene Formen des Widerstands erzeugen.

Werke und Projekte in der Ausstellung

Sándor Bartha
Other Spaces, 2006
Video, 40 Min.

Sándor Barthas Video stellt ein unabhängiges Kulturzentrum in Budapest vor, das in einer ehemaligen Fabrik für medizinische Instrumente eingerichtet wurde: als Kommunikations- und Arbeitsraum für verschiedene künstlerische und aktivistische Initiativen. Im Gegensatz zu konventionellen dokumentarischen Methoden, die Informationen vor allem sprachlich vermitteln, versucht Bartha, die Atmosphäre des Ortes über visuelle Eindrücke einzufangen.

Balázs Beöthy
Vertical Shift, 2006
Videoinstallation

Obwohl dichter Stadtverkehr und Luftverschmutzung in Budapest ein drängendes Problem sind, fehlt jegliches städtebauliche Konzept, um diese Situation zu entschärfen. Fahrradfahren wird von offizieller Seite nicht als ernstzunehmende Alternative, sondern allenfalls als Hobby oder Sport betrachtet. Inzwischen haben sich allerdings zahlreiche Bürger- und Fahrradinitiativen gebildet, die sich für mehr Kontrolle über die Investitionen in das städtische Verkehrsnetz engagieren. Balázs Beöthy – selbst ein passionierter Radfahrer – konfrontiert uns mit der unerfreulichen Erfahrung einer Fahrradfahrt über Budapester Straßen und diskutiert radikale Alternativen.

Big Hope (Miklós Erhardt / Dominic Hislop)
Talking about Economy, 2003
Video, 30 Min.

Das Video zeigt eine Reihe von Interviews, die in Dunaújváros (Ungarn) und Berlin mit Personen aus unterschiedlichen Berufsfeldern geführt wurden. Dunaújváros – früher „Stalinstadt“ – wurde in den 1950er Jahre nach den Maßgaben sozialistisch-utopistischer Stadtplanung errichtet. Heute sieht sich die Stadt mit einer durch Strukturwandel bedingten Krise konfrontiert. Die Befragten in Berlin dagegen haben die Erfahrungen mit den sich rapide und elementar verändernden wirtschaftlichen Verhältnissen bereits im Zuge der Wiedervereinigung gemacht. Mit ihrem Projekt möchten Miklós Erhardt und Dominic Hislop die weit verbreitete Annahme, Wirtschaftsfragen seien auf Grund ihrer Komplexität nur noch von Experten oder Politikern zu beantworten, relativieren. Ihr Ziel ist es, die breite Öffentlichkeit dazu zu motivieren, sich in die Auseinandersetzung um ökonomische Themen einzumischen.

CAB – Curators’ Association Budapest
Between the Lines, 2006
Video, 40 Min.

Das Video zeigt eine Reihe von Gesprächen mit Repräsentanten der ungarischen Kunstszene. Zwar wird hierfür das klassische Interviewformat aufgegriffen, tatsächlich handelt es sich jedoch um inszenierte Gesprächssituationen: Die Fragen und Antworten folgen strengen Regeln, welche durch die Interviewer vorgegeben wurden. Um dem gewohnten, eher negativen Blick auf die eigene Kunstszene zu entgehen, haben sie die Befragten dazu aufgefordert, jegliches Klagen zu vermeiden und die bestehenden Fakten so zu interpretieren, dass sie ein positives Bild zeichnen.

Tamás Kaszás / Viktor Kotun
Our Goal Is Life
Modell des Museums der Hausbesetzung in Budapest, 2006
Installation

Hausbesetzungen haben in Ungarn keine lange Tradition. Erst in den letzten Jahren hat sich eine entsprechende Szene in Budapest formiert, die sich gleichermaßen für die Bewahrung der historischen Bausubstanz und die Schaffung autonomer, nichtkommerzieller Handlungsräume für Kultur und Aktivismus einsetzt. Die Installation von Tamás Kaszás und Viktor Kotun ist aus einer künstlerisch aktivistischen Kollaboration hervorgegangen. Der Hausbesetzerästhetik folgend wurde sie aus recycelten Materialien hergestellt. In einer Mischung aus griechischem Tempel, Museum und Infoshop dient die Installation als Archiv verschiedener politischer Initiativen, mit einem Schwerpunkt auf der Jugendgruppe Zentrum, die zum radikalen Flügel der Budapester Aktivisten zählt.

Tibor Várnagy, Miklós Erhardt, BiL
Manamana UPDATED, 2006
www.c3.hu/~ligal/ManamanaFO.htm

Das 2000 von Künstlern initiierte Projekt Manamana zählt zu den ersten Foren in Ungarn, die globalisierungskritische Diskurse aufgegriffen und ein erfolgreiches Netzwerk von unabhängigen Aktivisten aufgebaut haben. Seither sind zahlreiche solcher Foren – darunter indymedia – entstanden, so dass die Rolle, die Manamana zunächst spielte, schrittweise von anderen Akteuren übernommen wurde. Vor diesem Hintergrund versucht sich Manamana neu zu positionieren. Das Update der Website ist Teil dieses Prozesses. Die Website enthält ein aktuelles Interview zwischen Tibor Várnagy und Magdalena Marsovszky, das um den Stellenwert von Kultur in Deutschland und Ungarn sowie um die Bedeutung von Kulturpolitik für die Lösung kultureller Konflikte kreist. Das Interview knüpft an frühere Gesprächs-reihen zwischen dem Künstler und der in Deutschland lebenden Journalistin und Medienwissenschaftlerin an. Ein weiterer Beitrag basiert auf Miklós Erhardts fortlaufendem Interviewprojekt, bei dem Künstler, Kulturschaffende und Aktivisten in Ungarn und im Ausland darüber sprechen, warum sie sich für eine kollektive Arbeitsweise entschieden haben – und welche Probleme und Frustrationen diese Art der Zusammenarbeit mit sich bringt.

 

 

deueng
suchenImpressum
instagramfacebooktwitteryoutube
Schlossplatz 2
D-70173 Stuttgart
Fon: +49 (0)711 - 22 33 70
Fax: +49 (0)711-22 33 791
zentrale@wkv-stuttgart.de
Württembergischer Kunstverein Stuttgart