Raumpolitiken

Symposium im Rahmen der Ausstellung "On Difference #2: Grenzwertig"

7. - 9. April 2006

Mit Beiträgen von
Solomon Benjamin
Iara Boubnova
Francisco Ali Brouchoud
Stefan Constantinescu
flyingCity
Javor Gardev
Ligia Nobre
Kyong Park
Gabriele Steffen
Krassimir Terziev
Joseba Zulaika

programm.de.pdf

85 K

Im Rahmen der Ausstellung „On Difference #2“ veranstalten der Württembergische Kunstverein und die Heinrich Böll Stiftung BW das Symposium „Raumpolitiken“. Hierbei sollen verschiedene Aspekte der Ausstellung aufgegriffen und vertieft werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der kritischen Reflexion der politischen und ökonomischen Hintergründe urbaner Entwicklungen, die gleichermaßen im lokalen wie globalen Zusammenhang diskutiert werden. So geht es am Beispiel der Stadt Sofia um die tief greifenden Veränderungen der visuellen Kultur in so genannten postkommunistischen Gesellschaften. Das Guggenheim Museum in Bilbao wird zusammen mit weiteren „Kathedralen“ der baskischen Großstadt hinsichtlich einer „Ethnografie des Begehrens“ gelesen. Zugleich geht es um informelle Praktiken der Wiederaneignung und Okkupation öffentlicher Räume, wie etwa in indischen Metropolen, oder um Ansätze der „Sozialen Stadt.“
Neben einer Analyse der sich verändernden Situationen in Großstädten und boomenden Metropolen – und der Frage danach, wo und wie sich hier soziale und kulturelle Freiräume organisieren –, werden auch „Nicht-Orte“ am Beispiel von Grenzregionen beleuchtet: als „Freiflächen“, die gleichermaßen ideologisch aufgeladen wie durch ökonomische Machtstrukturen geprägt sind – und die sich auch im Sinne offener Handlungsräume interpretieren lassen.
Neben Vorträgen von Künstlern, Kuratoren, Soziologen, Urbanisten und Architekten umfasst das Symposium auch Filmpräsentationen.
Symposiumssprache ist Englisch!

Anmeldung

Anmeldung erwünscht
Online-Anmeldung
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Eintritt

Freitag und Sonntag: jeweils 4 Euro, ermäßigt 2 Euro
Samstag: 8 Euro, ermäßig 4 Euro

Ort
Württembergischer Kunstverein Stuttgart
Schlossplatz 2, D – 70173 Stuttgart

Ein Projekt des
Württembergischen Kunstvereins Stuttgart

In Kooperation mit
Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg

Gefördert durch
Europäische Gemeinschaft, Kultur 2000
Kulturstiftung des Bundes
Allianz-Kulturstiftung
Institut für Auslandsbeziehungen

Programm

Freitag, 7. April 2006

19:00 Uhr

Begrüßung
Heike Schiller-Schenten,
Vorsitzende der Heinrich Böll Stiftung BW

Einführung
Iris Dressler, Direktorin des Württembergischen Kunstvereins

Ligia Nobre, São Paulo
Architektin und Mitbegründerin sowie Kodirektorin von EXO experimental org.
3 Fallstudien des São Paulo S.A. Archivs
Ligia Nobre stellt drei interdisziplinäre Studien, die im Rahmen des Projektes „São Paulo S.A.“ entwickelt werden, vor. Diese beschäftigen sich mit der Frage nach möglichen Repräsentationen der Metropole São Paulo: dem seit Mitte des 20. Jahrhunderts ökonomischen, politischen und kulturellen Epizentrums Brasiliens.

Joseba Zulaika, E
Soziologe, bis 2005 Direktor des Center for Basque Studies in Reno, Nevada
Architektur des Begehrens: Bilbaos vier Kathedralen
Seit je her heißt es, dass Bilbao über drei wichtige Dinge verfügt: Den Fußballclub Atheltic (dessen Stadion allgemein „Die Kathedrale“ genannt wird“), die Jungfrau Maria von Begoña (deren Basilika Bilbao überragt) und die Bank von Bilbao (dessen Hauptsitz das größte Gebäude von Bilbao ist). 1997 wurde eine vierte Kathedrale hinzugefügt: Das Guggenheim Bilbao Museum. Der Beitrag von Zulaika argumentiert, dass die Interaktionen zwischen diesen vier Gebäuden in Bilbao die Grundlage für eine Ethnografie des Begehrens geschaffen haben.

Samstag, 8. April 2006

11:00 Uhr

Iris Dressler
Führung durch die Ausstellung „On Difference #2“

12:30 Uhr

Solomon Benjamin, Bangalore
Urbanist
Beyond the Concept and into Occupant Cities
Wie interdisziplinär, offen und fundiert müssen unsere Ansätze sein, um die komplexen Politiken und Ökonomien, welche Stadtentwicklungsprozesse prägen, aufzeigen zu können? Diese Ansätze wären notwendiger Weise „turbulent“ und konträr zu jenen der „Konzept-Stadt“ (wie sie De Certeau skizziert). In dieser hierarchisch organisierten Stadt wird versucht, Turbulenz einzudämmen und Prozesse innerhalb der linearen Entwicklung von Fortschritt und „Modernität“ einzureihen. Entspricht die Auslöschung des Turbulenten einer Einschränkung des Politischen? Lassen sich, über eine genauere Betrachtung von Formen der räumlichen Okkupation, Konzepte erkennen, die jenseits hierarchischer Strukturen angesiedelt sind?

13:30 Uhr: Mittagessen

15:00 Uhr

Gabriele Steffen, Stuttgart/Berlin
Geschäftsführerin Weeber + Partner, Institut für Stadtplanung und Sozialforschung
Umgang mit Differenz – Konzepte und Beispiele für integrative Stadterneuerung
Neue Ansätze in der Stadterneuerung verbinden Städtebau, soziales Handeln, Kultur und die Stärkung der lokalen Ökonomie, sie setzen auf eine aktive Rolle der Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil. Gabriele Steffen stellt Erfahrungen aus dem deutschen Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ vor, das die Lebenschancen in benachteiligten Quartieren verbessern soll, und aus der Konversion früherer Militärareale.

16:00 Uhr

flyingCity, Seoul
Urban Research Group
Stimulating Collective Imagination through Reorganizing the Past
Die Künstlergruppe flyingCity spürt der Bedeutung von informellen Strukturen im öffentlichen Raum nach, um diese als eine ernstzunehmende Alternative gegenüber der institutionalisierten Stadtentwicklung, die in Südkorea äußerst brutal vorgeht, zu diskutieren. In Stuttgart stellt die Gruppe ihre Auseinandersetzung mit dem künstlich angelegten Fluss Cheonggyecheon, der sich im Stadtzentrum von Seoul befindet, vor.

17:00 Uhr

Iara Boubnova, Sofia
Direktorin des Institute of Contemporary Art (ICA), Sofia
Die lokale Konfiguration globaler Prozesse durch das Visual Seminar
Das Visual Seminar ist ein multidisziplinäres Projekt, das die veränderte Visualität neokapitalistischer Städte und Gesellschaften analysiert. Am Beispiel Sofia werden die Verschiebungen diskutiert, die sich seit der Einführung eines kapitalistischen Systems an den Oberflächen urbaner Räume vollzogen haben: die Dominanz neuer visueller Codes und die damit einhergehenden Veränderungen bestehender Wahrnehmungsmuster ebenso wie deren politische Implikationen. Im Rahmen von Kunstaktionen im öffentlichen Raum und Diskussionsforen werden der breiten Öffentlichkeit Strategien angeboten, die eine aktive Auseinandersetzung und die Entschlüsselung dieser Bilder ermöglichen.

18:00 Uhr

Javor Gardev, Sofia
Theaterregisseur und Künstler
Credibility Gap Beyond Repair
Der Vortrag beschreibt und analysiert die Vorbereitungsphase sowie die Wahrnehmung von Javor Gardevs TV-Simulakrum-Projekt „Visual Police“, das in der Ausstellung „On Difference #2“ zu sehen ist. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit einigen der prominentesten bulgarischen Fernsehmoderatoren und Meinungsmachern realisiert. Es untersucht die Manipulationsmacht elektronischer Medien.

19:00 Uhr: Screenings

Krassimir Terziev, Sofia
Videokünstler
Battles of Troy, 2005, 51 Min.
“Battles of Troy” ist eine Studie über die interne Ökonomie der heutigen globalisierten Filmindustrie, die aus der Sicht der Statisten, also der untersten Hierarchieebene, betrachtet wird. Es geht um die Produktion des Blockbusters „Troy“ (2004), für den 300 Statisten aus Bulgarien nach Mexiko geholt wurden.

20:00 Uhr

Stefan Constantinescu, Stockholm
Videokünstler
El Passaje, 2005, 62 Min.
Stefan Constantinescus Dokumentarfilm „El Passaje“ handelt von den existenziellen Veränderungen dreier Chilenen, die gezwungen waren, Chile 1973 nach dem Putsch von Pinochet zu verlassen. Alle drei führte die Flucht in ein Leben unter der kommunistischen Diktatur von Nicloae Ceausescu. Zwei von ihnen wanderten später nach Schweden aus. „El Passaje“ ist ein Film über Flüchtlinge, Fremde, die Vergangenheit, über Vorurteile und Einsamkeit.

Sonntag, 9. April 2006

11:00 Uhr

Kyong Park,
informeller Architekt im Ruhestand, stellvertretender Kurator und aufstrebender Urbanist
Europe Lost and Found
Gemeinsam mit weiteren Gründungsmitgliedern der Centrala Foundation for Future Cities (Rotterdam), plant Kyong Park ein offenes Forschungsprojekt über die potenzielle politische und kulturelle Geografie eines zukünftigen Europa. Beginnend mit der „Lost Highway“ Expedition, einer Art „Schwarmintelligenz“, die sich entlang der neun wichtigsten Städte von Ex-Jugoslawien und Albanien bewegen wird, möchte das Projekt „Europe Lost and Found“ die Widersprüche und Zusammenhänge der “Balkanisierung“ und Europäisierung untersuchen: Im Sinne einer temporären Gesellschaft, einer mobilen Stadt und eines staatenlosen Staates.

12:00 Uhr

Francisco Ali Brouchoud, Buenos Aires
Künstler und Kritiker
Die Schurkenzone: Über ein Kunstprojekt im Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay.
Wie entsteht eine „Schurken-Region“? Das Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay wurde quasi über Nacht zu einem geopolitisch verhandelten Brennpunkt der „Post-9/11“ Welt. Diese komplexe Grenzregion – ein wahrhaft sprachliches wie soziales, ökonomisches, kulturelles und politisches Labor – hat eine Enklave hervorgebracht, die sich durch zeitgenössische Kunstpraktiken zu einer „temporären autonomen Zone“ verschieben ließe. Zu einer Plattform, auf der Künstler, Autoren, Theoretiker, Forscher und Aktivisten – im engen Austausch mit lokalen Gruppen – kollektive Denkprozesse, Projekte und Aktivitäten in Gang setzen könnten: als Widerstand gegen die hegemonialen Logiken und Erzählungen.
 

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