(1) Ângelo de Aquino, O nadador, aquele que sabe nadar, OJ, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(1) Ângelo de Aquino, O nadador, aquele que sabe nadar, OJ, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(2) Artur Barrio, Die Konstellation der Schildkröte, 1981/82, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(2) Artur Barrio, Die Konstellation der Schildkröte, 1981/82, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(3) Artur Barrio, Sit.....Cidade.....y.....Campo..., 1970	, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(3) Artur Barrio, Sit.....Cidade.....y.....Campo..., 1970 , Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(4) Ulises Carrión, To be or not to be, 1976, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(4) Ulises Carrión, To be or not to be, 1976, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(5) Dalibor Chatrny, Mirrors, O.J., Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(5) Dalibor Chatrny, Mirrors, O.J., Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(6) Fernando França Cocchiarale, Nachwirkung, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(6) Fernando França Cocchiarale, Nachwirkung, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(7) Attila Csernik, Experimente, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(7) Attila Csernik, Experimente, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(8) Attila Csernik, Experimente, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(8) Attila Csernik, Experimente, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(9) Jirí Kocman, The End, 1973,  Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(9) Jirí Kocman, The End, 1973, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(10) Gastão de Magalhães, Circulação Postal, 1976, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(10) Gastão de Magalhães, Circulação Postal, 1976, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(11) Gastão de Magalhães, Deslocamento, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(11) Gastão de Magalhães, Deslocamento, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(12) Gastão de Magalhães, This is Poem, 1975-2008, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(12) Gastão de Magalhães, This is Poem, 1975-2008, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(13) Clemente Padín, Der Künstler im Dienst der Gemeinschaft, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(13) Clemente Padín, Der Künstler im Dienst der Gemeinschaft, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(14) Júlio Plaza, Evolution/Revolution, 1971, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(14) Júlio Plaza, Evolution/Revolution, 1971, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(15) Féliks Podsiadly, Metamorphose, 1977, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(15) Féliks Podsiadly, Metamorphose, 1977, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(16) Petr Stembera, Körner essen während einiger Tage der Askese, 1973, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(16) Petr Stembera, Körner essen während einiger Tage der Askese, 1973, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(17) Petr Stembera, Flagellation, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(17) Petr Stembera, Flagellation, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(18) Regina Vater, PlayFEUilagen, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(18) Regina Vater, PlayFEUilagen, 1974, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(19) Krzysztof  Wodiczko, Vehicle, 1973, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(19) Krzysztof Wodiczko, Vehicle, 1973, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(20) Letícia Parente, Marca Registrada (Markenzeichen), 1975, Courtesy: MAC-USP, São Paulo
(20) Letícia Parente, Marca Registrada (Markenzeichen), 1975, Courtesy: MAC-USP, São Paulo

Alternative Netzwerke

Kuratorin: Cristina Freire

Ângelo de Aquino, Artur Barrio, Ulises Carrión, Dalibor Chatrny, Fernando Cocchiarale, Attila Csernik, Roberto Evangelista, Paulo Herkenhoff, Jirí Kocman, Gastão de Magalhães, Clemente Padín, Letícia Parente, Júlio Plaza, Féliks Podsiadly, Petr Stembera, Regina Vater, Krzysztof Wodiczko

In den 1960er und 1970er Jahren traten Künstler verschiedener Länder über alternative Netzwerke in Verbindung miteinander. Der Postverkehr war damals das bevorzugte Medium, über das der weit verzweigte Kreis, der sich nicht um den Kunstmarkt und die Interessen der dominanten Kunstzentren scherte, kommunizierte. In Brasilien zählte ein öffentliches Universitätsmuseum zu den Anlaufstellen dieser künstlerischen Austauschkanäle. Es diente trotz der Militärdiktatur, die das Land beherrschte, als Treffpunkt für Künstler und präsentierte Werke aus aller Welt. Von den vielen europäischen Künstlern, die an den Ausstellungen und Veranstaltungen teilnahmen, kamen die meisten aus Osteuropa. Wie ihre lateinamerikanischen Verbündeten suchten sie nach Strategien, um die durch das diktatorische System verhängte Zensur zu umgehen. Die Fotografie, als ein Aufzeichnungsmedium für Performances, Aktionen und Situationen, spielte in diesem Netzwerk eine besondere Rolle. Nahezu jeder konnte zu Hause heimlich eine Dunkelkammer einrichten. Mit der Post ließen sich die Aufnahmen der Kunstereignisse, die oftmals den Körper des Künstlers miteinbezogen, weltweit verschicken. Über den Körper und die Aktionen der Künstler manifestierten sich innerhalb dieser Austauschkanäle gemeinsame Taktiken des symbolischen Widerstandes. Diese kreisten um Kunst und Leben und weisen bis heute ein provozierendes utopisches Potenzial auf. (Cristina Freire)

WERKE
Courtesy für alle Werke: Collection: Museu de Arte Contemporânea da Universidade de São Paulo, Brazil
Alle Texte, wenn nicht anders vermerkt: Cristina Freire

Ângelo de Aquino (*1945 in Brasilien)
O nadador, aquele que sabe nadar (Schwimmer, der dort schwimmen kann), o. J., (Abb. 1)
4teilige Fotoserie, sw, je 24 x 30,1 cm

Artur Barrio (*1945 Portugal)

A constelação da tartaruga (Konstellation der Schildkröte), 1981-82 (Abb. 2)
16teilige Fotoserie, sw, Maße variierend

Sit.....Cidade.....y.....Campo...(Sit.....Stadt.....und.....Land...), 1970           
Diaserie
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(Abb. 3)

Bei den 1969 begonnenen Situationen handelt es sich um temporäre Aktionen, die mit vergänglichen Materialien und meist im öffentlichen Raum durchgeführt wurden. Sit.....Stadt.....und.....Land... zeigt Aufnahmen einer Situation, in der der Künstler - in einer Zeit der massiven politischen Unterdrückung - heimlich Brotbündel an unterschiedlichen Orten in Rio de Janeiro auslegt. Die Brotbündel lösten bei den Passanten Verwirrung aus und wurden vom Künstler als "ein ephemeres Medium kondensierter Energie" beschrieben.

Ulises Carrión (*1941 in Mexiko, gest. 1989 in den Niederlanden)
To Be or Not to Be, 1976   
Foto, sw, 29,1 x 20,8 cm
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(Abb. 4)
Die Arbeit To Be or Not to Be zeigt ein Foto sowie eine Beschreibung der gleichnamigen Performance, die in der Galerie Kontakt in Antwerpen stattfand. Der Künstler rezitierte jenen berühmten Monolog Hamlets und warf dabei nach jedem Wort einen kleinen Ball auf den Boden. Die Dokumentation der Performance wurde nach Brasilien geschickt.

Dalibor Chatrny (*1925 in der Tschechoslowakei)
Spiegelverhältnisse am gegenüberliegenden Horizont, ca. 1973, (Abb. 5)
9teilige Fotoserie, je 12,9 x 17,8 cm

Fernando França Cocchiarale (*1951 in Brasilien)
Seqüela (Nachwirkung), 1974 (Abb. 6)
Fotos, 23,5 x 14,5 cm

Attila Csernik  (*1941 in Jugoslawien)
Experimente, 1974 (Abb. 7-8)
8teilge Arbeit (Fotos und Grafiken), je 29,8 x 21,1/21,1 x 29,8 cm

Roberto Evangelista (*1946 in Brasilien)
Mater Dolorosa, 1979
Film, Farbe, Ton, 11’48”
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In diesem poetischen Videoessay, der am Arara-See des Rio Negro (Amazonas) aufgenommen wurde, reflektiert der Künstler die "Erschaffung und den Fortbestand von Formen." Mit kritischem Blick verweist das Video auf Umweltzerstörung und die ökonomische Ausbeutung der lokalen Bevölkerung. Die Formulierungen "ertrinkendes Land" und "schiffbrüchige Kultur", die auf Hélio Oiticica zurückgehen, werden hier durch Kürbisse, eine für die Region typische Frucht, verkörpert. Sie schwimmen im Fluss und werden von der Strömung geformt.

Paulo Herkenhoff (*1949 in Brasilien)
Estômago Embrulhado, Jejum (Krankheit, Fasten), 1975
Schwarzweissfilm, ohne Ton,  07’20”
Estômago Embrulhado, Sobremesa (Krankheit, Nachtisch), 1975
Schwarzweissfilm, Ton, 02’41”
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In Jejum (Fasten) kaut der Künstler solange auf Zeitungsausschnitten zum Thema Zensur, bis er würgen muss. Dann schluckt er sie, aufgeweicht durch Speichel und Druckerschwärze, herunter. Er absorbiert den Inhalt der Zeitungsberichte in seinem eigenen Körper.
Sobremesa (Nachtisch) kreist um die Idee, ein Kunstwerk zu verspeisen. Das ausgewählte Werk ist eine der Heimlichen Schlagzeilen (Maler lehrt Gott zu malen von Antônio Manoel), die am 29. Mai 1973 in der Zeitung O Dia veröffentlicht wurde.
Dem Künstler zufolge war die Entscheidung, für Estômago Embrulhado das Medium Video zu verwenden, ideologisch bestimmt. Er wollte zwei der wichtigsten Massenmedien jener Tage gleichzeitig kritisch beleuchten: das Fernsehen und die Presse.

Jirí Kocman (*1947 in der Tschechoslowakei)
The End,
1973 (Abb. 9)
2teilige Fotoarbeit, je 18 x 13,2 cm

Gastão de Magalhães (*1953 in Brasilien)

Circulação Postal
(Postzirkulation), 1976 (Abb. 10)
2teilige Fotoarbeit, je 24 x 18 cm

Deslocamento do Gramado do Parque
(Verlegung eines Rasenstücks aus dem Park), 1974
8teilige Fotoserie, je 18,2 x 24  cm
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(Abb. 11)
Die Fotografien dokumentieren eine Aktion, die der Künstler anlässlich der Ausstellung 6th Young Contemporary Art (1972) im Museum für zeitgenössische Kunst der Universität von São Paulo durchführte. Bei dieser vom Künstler fotografierten Aktion wurde ein Rasenstück aus dem Garten des Museums in den Ausstellungsraum transportiert. Die Aufmerksamkeit wurde somit auf eine aus ihrem Zusammenhang herausgelöste alltägliche Handlung gelenkt. Mit einem kritischen Unterton brachte die Aktion zugleich die Spannungen zwischen den inneren und äußeren Strukturen des Kunstsystems ins Spiel.

This is Poem, 1975-2008 (Abb. 12)
4teilige Fotoserie, je 29,7 x 21,1 cm

Clemente Padín (*1939 in Uruguay)
O artista a serviço da comunidade (Der Künstler im Dienst der Gemeinschaft), 1974
4teilige Fotoserie, je 26 x 107 cm
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(Abb. 13)
Fotodokumentation eines Projektes, das für die Ausstellung Visual Poetics im Museum für zeitgenössische Kunst der Universität von São Paulo eingereicht wurde. Es sah vor, dass ein Künstler das Publikum durch die Ausstellung führt und die gezeigten Werke kommentiert. Da Clemente Padín von der Militärjunta in Uruguay verhaftet worden war, führte Francisco Iñarra, ein spanischer Künstler, der als Exilant in Brasilien lebte, die Arbeit aus. Wir sehen die Umsetzung einer vom Künstler entwickelten nicht-objekthaften Poesie: eine Kunst ohne Objekt, ein "Gedicht", das durch die Aktion konkretisiert wird. 

Letícia Parente (1930 - 1991, Brasilien) 
Marca Registrada
(Markenzeichen), 1975
Schwarzweissfilm, Ton, 11’44”
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(Abb. 20)
Die Arbeiten der frühen brasilianischen Videokünstler zeichnen sich durch die Radikalität aus, mit der hier Bilder eines sozialen und politischen Körpers einem selbstbezüglichen Narzissmus entgegenstellt werden. Im Close-up zeigt diese Arbeit wie sich die Künstlerin mit einer Nadel die Worte "Made in Brazil" in die Fußsohle stickt.

Júlio Plaza (*1938 in Spanien, gest. 2003 in Brasilien)
Evolução/ Revolução (Evolution/Revolution), 1971 (Abb. 14)
10teilige Fotoserie, je 24 x 18 cm

Féliks Podsiadly (*1936 in Polen)
Metamorphose, ca. 1977
12teilige Fotoserie, je 24 x 18,2 cm
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(Abb. 15)
Die Fotoserie des polnischen Künstlers Feliks Podsiadly verweist gleichermaßen auf Erfahrungen von Transkulturalität, Fragestellungen der Anthropologie sowie die Grenzen der eigenen Identität. Im Prozess einer Metamorphose, die eine starke emotionale Aufladung erfährt, verwandelt sich der Europäer in einen Afrikaner. Die Porträts des Künstlers sind von einer Aura durchzogen, die auch in einem zur Serie dazugehörenden Brief zum Ausdruck kommt. Darin heißt es: "Diese Arbeit ist von einem vierjährigen Aufenthalt in Afrika inspiriert. Ihre Form interessiert mich nicht, sondern vielmehr die Veränderung des Menschen im Verlauf seiner mentalen Entwicklung."

Petr Stembera (*1945 in der Tschechoslowakei)

Körner essen während einiger Tage der Askese, 1973 (Abb. 16)
2teilige Fotoserie, je 24,2 x 18,2

Geißelung, 1974
2teilige Fotoserie, je 24 x 18 cm
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(Abb. 17)
Der Künstler schrieb über diese Arbeit: "Gefahr und Gewalt sind wesentliche Elemente der Welt, in der wir leben (…) Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass diese Elemente nicht nur negativ, sondern auch positiv sind, und dass die Grenzen und Möglichkeiten ihrer Überwindung nur in der Konfrontation mit diesen aufscheinen. Ich setze meinen Körper gefährlichen Aktionen aus, da es immer mein Körper ist, der frontal mit der Welt zusammenstößt."

Regina Vater (*1943 in Brasilien)
PlayFEUilagen, 1974
12teilige Fotoserie, je 16,7 x 22,6 cm
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(Abb. 18)
Bei dieser Arbeit handelt es sich um das fotografische Drehbuch für einen Schwarzweißfilm. Antonio Pitanga, ein Schauspieler, der in einer Reihe von Filmen des Regisseurs Glauber Rocha auftritt und zu den wichtigsten Vertretern des brasilianischen Cinema Novo zählt, markiert auf einem Gehweg im Pariser Jardin du Luxembourg das Feld für Filmaufnahmen. In deutlicher Anspielung auf den instabilen und flüchtigen Charakter der Kunst und des Lebens, soll in diesem abgesteckten Feld das Spiel von Licht und Schatten gefilmt werden.

Krzysztof Wodiczko (*1943 in Polen)
Vehicle, 1973
3teilige Fotoserie, Maße variierend
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(Abb. 19)
Zu dieser Arbeit schreibt der Künstler: "Gleichförmig bewegt sich das Fahrzeug auf einer geraden Linie in nur eine Richtung. Der Künstler, der auf der schwankenden Plattform auf- und abgeht, verursacht das Schaukeln. Die dabei entstehende Energie wird von einem System aus Kabeln und Mechanismen auf die Räder übertragen und treibt so das Fahrzeug an, dessen Nutzung dem Künstler vorbehalten ist (...). Die Intelligenzija sollte ‚auf dem Weg des Fortschritts’, durch eine beschleunigte Fahrt auf der ‚Straße zur besseren Zukunft’ zum rationalen Fortschritt beitragen. Fortschritt wurde unter der Bedingung garantiert, dass jeder, Künstler und Intellektuelle miteingeschlossen, sich dieser Maschine unterwirft und sie als Gegeben akzeptiert. Innerhalb der Maschine waren sie es, die sie wiederbeleben und inspirieren würden."
(in: Krzysztof Wodiczko, Critical Vehicles. Writings, Projects, Interviews. MIT Press, 1999, S. 76)

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