Acts of Voicing

Bani Abidi, The Speech Writer, 2011
Bani Abidi, The Speech Writer, 2011
Anonym, Transgender Voice 3, www.youtube.com/watch
John Baldessari, Teaching a Plant the Alphabet, 1972
Samuel Beckett, Not I, 1977
deufert + plischke, Emergence Room, seit 2010
Ines Doujak, Webschiffe, Kriegspfade, 2011–2013
Ines Doujak, Webschiffe, Kriegspfade, 2011–2013
Juan Manuel Echavarría, Guerra y Pa, 2001
Juan Manuel Echavarría, Bocas de Ceniza (Münder aus Asche), 2003-2004
Tim Etchells, Void Story, 2009-2012
Tim Etchells, Void Story, 2009-2012
Tim Etchells, Void Story, 2009-2012
Rainer Ganahl, Seminar/Lecture, Naomi Klein, Open Forum, Naomi Klein, Occupy Wallstreet, Liberty Square, New York, 6.10.2011, 1 von 6 Fotografien
Rainer Ganahl, Seminar/Lecture, Naomi Klein, Open Forum, Naomi Klein, Occupy Wallstreet, Liberty Square, New York, 6.10.2011, 1 von 6 Fotografien
Rainer Ganahl, Seminar/Lecture, Naomi Klein, Open Forum, Naomi Klein, Occupy Wallstreet, Liberty Square, New York, 6.10.2011, 1 von 6 Fotografien
Mariam Ghani, The Trespassers, 2010-2011
Mariam Ghani, The Trespassers, 2010-2011
Karl Holmqvist, I’m with you in Rockland, 2005
Jacques Lacan, Psychanalyse, 1ère partie, Un certain regard, 1974
Gérard Courant, Ocaña. Der Engel, der in der Qual singt, 1979
Imogen Stidworthy, (.), Ausstellungsansicht, Matt's Gallery, London, 2011, Foto: Peter White
Rasa Todosijevic, Was ist Kunst?, 1976
Katarina Zdjelar, The Perfect Sound, 2009
Katarina Zdjelar, The Perfect Sound, 2009
Yang Zhenzhong, I Will Die, 2000–2005

WERKE IN DER AUSSTELLUNG (Auswahl)
(Courtesy, wenn nicht anders vermerkt: die KünstlerInnen)

Bani Abidi
geb. 1971 in Karachi (PK), lebt und arbeitet in Delhi (IN), Karachi und Berlin (DE)
The Speech Writer, 2011
10 Daumenkinos in Box, Verlag Raking Leaves, 28 x 24 x 3 cm
www.baniabidi.com/works.html
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The Speech Writer (Der Redenschreiber) ist eine fiktionale Videodokumentation über einen politischen Redenschreiber, die in Form eines zehnteiligen Daumenkinos vorliegt. Der Protagonist, ein pensionierter Redenschreiber, der sein Leben lang die Reden anderer verfasste, hat in seiner Wohnung ein Mikrofon installiert, das mit zahlreichen vor seinem Haus montierten Lautsprechern verbunden ist. Jeden Tag sendet er von hier aus Botschaften nach draußen. Doch noch immer können wir ihn nicht hören, sondern nur der stummen Bewegung seines Mundes folgen.

Daniel García Andújar
geb. 1966 in Almoradí (ES), lebt und arbeitet in Barcelona (ES)
Erik, the Ventriloquist (Erik, der Bauchredner), 2012
Installation, Workshop und Performance im öffentlichen Raum
Produktion: Württembergischer Kunstverein und Technologies To The People
www.danielandujar.org
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Daniel García Andújars im Rahmen der Ausstellung entwickelte Installation und Arbeitsplattform untersucht Artikulationsformen von Protest und Widerstand im öffentlichen Raum – sowie deren staatliche Kontrolle. Er befragt die Machthierarchien wie sie von PolitikerInnen, privaten und staatlichen Sicherheitskräften und anderen Akteuren im Theater des öffentlichen Raumes aufgeführt werden. Die Installation besteht aus einem Kostüm bzw. einer Ausrüstung, die der Ausstattung eines Bauchredners ähnelt und die Andújar in ein „Anti-Anti-Riot-Kit“ verwandelt hat. Sie enthält darüber hinaus Flaggen, Stencil-Vorlagen und andere Protestutensilien sowie ein Sammlung digitaler Handbücher und Werkzeuge für den umkämpften Raum Stadt. Sie ist zugleich Ausgangspunkt für einen Workshop und einer Reihe von urbanen Performances.

Anonym, Transgender Voice 3
www.youtube.com/watch
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Ein junger Mann/eine junge Frau demonstriert in einem von mehreren youtube-Auftritten, wie er/sie zwischen „männlicher“ und „weiblicher“ Stimme hin und her wechseln kann.

John Baldessari
geb. 1931 in National City (USA), lebt und arbeitet in Santa Monica (USA)
Teaching a Plant the Alphabet, 1972
Video, 18:40 Min., s/w, Ton
Courtesy: Electronic Arts Intermix (EAI), New York
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Angelegt als vergeblicher Akt, einer Pflanze einen Sprechakt abzuringen, ist Teaching a Plant the Alphabet eine absurde Lektion in Sachen Alphabetisierung.

Samuel Beckett
geb. 1906 in Foxrock bei Dublin (IE), gest. 1989 in Paris (FR).
Not I, 1977
Video, BBC, 15:06 Min., s/w, Ton, basierend auf dem 1972 verfassten gleichnamigen Stück, D: Billie Whitelaw
www.ubu.com/film/beckett_not.html
Courtesy: BBC, London
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Not I ist ein zwanzigminütiger Theatermonolog, der im September 1972 im Forum Theater in New York uraufgeführt und 1977 unter der Regie von Tristram Powell als TV-Spiel für die BBC produziert wurde. Während es in der Theaterversion zwei Akteure, „Mouth“ (Mund) und „Auditor“ (Zuhörer) gibt, beschränkt sich die TV-Version auf „Mouth“, den Mund der Schauspielerin Billie Whitelaw, der während des gesamten Spiels im Close-Up zu sehen ist. Mit atemberaubender Geschwindigkeit bringt Mouth einen Schwall fragmentierter, in Wiederholungen und Schleifen organisierter Sätze hervor, die indirekt die Geschichte einer Frau erzählen, die unter einem gewissen, nicht weiter bezeichneten Trauma leidet. Die Frau ist seit der Kindheit nahezu stumm, bis auf einige gelegentliche Ausbrüche. Unentwegt beteuert Mouth, dass nicht sie es ist, der die Ereignisse, die sie beschreibt, zugestoßen sind: „what? … who? … no! … she!” Auf eindrückliche Weise kreist Not I um jenen der Stimme innewohnenden fremden Kern, der hier einen vom Körper scheinbar losgelösten Mund in Besitz genommen hat. Zugleich scheint in diesem Kampf, aus der phallozentrischen Ordnung der Sprache auszubrechen, die Möglichkeit und Unmöglichkeit einer weiblichen Rede auf.

deufert&plischke

Kattrin Deufert, geb. 1973, und Thomas Plischke, geb. 1975, leben und arbeiten in Berlin (DE)
Emergence Room, seit 2010
Installation und Workshop
www.emergenceroom.net
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Kattrin Deufert und Thomas Plischke arbeiten seit 2001 als Künstlerzwilling deufert&plischke zusammen. 2010 begannen sie das Emergence Room-Projekt, ein künstlerisch gestalteter, je nach Kontext sich verändernder Arbeitsraum. Der Emergence Room verweist auf die mythologische Gestalt der Arachne aus Ovids Metamorphosen, deren Webkünste legendär waren. Ihr Können und Selbstbewusstsein forderte die Göttin Athene heraus, von der Arachne nach einem Web-Wettstreit in eine Spinne verwandelt wird. deufert&plischke greifen in ihrer performativen Installation die Metapher des Webens und Verwebens von Mustern und Gedanken auf und kreisen dabei um verschiedene Aspekte der Ausstellung. Zu finden sind hier eine Reihe von Materialien und Werkzeugen, die von den BesucherInnen – ebenso wie von den TeilnehmerInnen eines Workshops – genutzt und erweitert werden können, so dass das Archiv permanent wächst und sich verändert. An verschiedenen Stationen der Ausstellung installieren deufert &plischke zudem Module, an denen die BesucherInnen ihre Gedanken zu einem bestimmten Werk festhalten und später im Emergence Room veröffentlichen können. Es geht darum, die BesucherInnen bzw. NutzerInnen der Ausstellung als vielstimmige Kommentatoren, Interpretatoren und Souffleure ins Spiel zu bringen.

Ines Doujak
geb. 1959 in Klagenfurt (A), lebt und arbeitet in Wien (A)
Webschiffe, Kriegspfade, 2011–2013
Exzentrisches Archiv 17/48, Serie von 17 Postern und 1 Leseheft, work in progress
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Ines Doujaks Posterserie entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts, bei dem die Künstlerin Objekte aus einer Sammlung - ihrem „exzentrischen Archiv“ - andiner Textilien an ExpertInnen in aller Welt verschickte und diese bat, mit den Objekten in Kommunikation zu treten. Indigene Wissensformen, die Textilien eine Wesenheit, Handlungsfähigkeit und Sprechvermögen zuschreiben, sollten dabei aufgegriffen und ernst genommen werden. Die Poster enthalten jeweils eine visuelle Interpretation der Gegenstände sowie drei Texte, die sich auf eine Geschichte der Kolonialität von Farben und Stoffen, auf ein revolutionäres Datum im Zusammenhang mit Textilproduktion und auf eine Korrespondenz beziehen.

Juan Manuel Echavarría
geb. 1947 in Medellín (CO), lebt und arbeitet in New York (USA)
Guerra y Pa, 2001
Video, 8:37 Min., Farbe, Ton
jmechavarria.com/gallery/video/gallery_video_guerra_pa.html
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Die beiden Protagonisten dieser Videoarbeit, zwei Papageien, betreten nacheinander die „Bühne“: ein kreuzartiges Holzgestänge, auf dem sie ihren akrobatisch-tänzerischen Kampf um die territoriale Vormachtstellung austragen. Das Krächzen der beiden ist als die Worte „Guerra“ (Krieg) und „Pa(z)“ (Frieden) identifizierbar.

Juan Manuel Echavarría
geb. 1947 in Medellín (CO), lebt und arbeitet in New York (USA)
Bocas de Ceniza (Münder aus Asche), 2003-2004
Video, 18:15 Min., Farbe, Ton
www.jmechavarria.com/chapter_bocasdeceniza.html
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Der Titel dieser Videoarbeit bezieht sich auf den Namen einer Flussmündung in Kolumbien, in der regelmäßig die Leichen von Opfern des Drogenkrieges gefunden werden. Nacheinander sehen wir die Gesichter von acht Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, die uns ihre persönlichen Geschichten, die von der Gewalt und Vertreibung durch die seit 1948 anhaltenden bewaffneten Konflikte in Kolumbien geprägt sind, erzählen, indem sie davon singen.

Tim Etchells
geb. 1962 in Sheffield (UK), lebt und arbeitet in Sheffield

Void Story
, 2009–2012

Installation (Drei-Kanal-Videoprojektion, Fotoprints)
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Ursprünglich 2009 als Theaterperformance des britischen Autors, Regisseurs und bildenden Künstlers Tim Etchells von Mitgliedern seiner Theatercompany Forced Entertainment aufgeführt, ist Void Story eine düster-komische zeitgenössische Fabel. Der Text und die Collagen der Void Story erzählen die Geschichte einer nervenaufreibenden Odyssee zweier von Heimsuchungen verfolgter Protagonisten durch die schwindenden Überbleibsel gegenwärtiger Kultur. Beraubt, beschossen, von Insekten gestochen, durchqueren sie eine schaurige Stadtlandschaft nach der anderen, werden durch unterirdische Tunnelsysteme gehetzt, reisen als blinde Passagiere in Tiefkühltransportern, hausen in gespenstischen Hotels und irren durch Wildnis, zwielichtige Straßen und Jahrmärkte. Sie reisen mitten hinein in die schwärzeste Schwärze einer Nacht, in der keine Sterne mehr zu sehen sind. Tim Etchells hat diese Performance für Acts of Voicing erstmals als audiovisuelle Diainstallation adaptiert.

Wait Here, 2008
Neonarbeit

Rainer Ganahl
geb. 1961 in Bludenz (A), lebt und arbeitet in New York (USA) und Stuttgart (DE)
Seminar/Lecture (S/L), seit 1995
www.ganahl.info
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Seit 1995 fotografiert Rainer Ganahl regelmäßig Vorträge und Seminare, die größtenteils an US-amerikanischen Elitehochschulen stattfinden und mit den DiskursführerInnen der Kunst und kritischen Theorie – von Giorgio Agamben bis Jeff Wall, von Rosalind Krauss bis Slavoj Zizek, von Judith Butler bis Angela Davis – aufwarten. Dabei zeigt er uns nicht nur die jeweiligen RednerInnen in Aktion, sondern auch das Publikum sowie die Bildprojektionen, die die meisten Vorträge begleiten. Ganahl beobachtet die verschiedenen Anordnungen von und zwischen Raum, Körpern, Objekten und Technologien.

Mariam Ghani
geb. 1978 in New York (USA), lebt und arbeitet in New York
The Trespassers, 2010-2011
Installation mit Video (105 Min., Farbe, Ton) und Archiv
Produziert im Auftrag der Sharjah Art Foundation
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The Trespassers basiert auf frei zugänglichen, in englischer Sprache vorliegenden Akten und Verhörprotokollen, die aus US-amerikanischen Militärgefängnissen im Irak, in Afghanistan und Guantanamo sowie aus geheimen Gefängnissen, den sogenannten Black Sites, stammen. Die Videoarbeit zeigt eine Hand, die mit einer Lupe unermüdlich dem Textfluss dieser Dokumente folgt. Aus dem Off sind zwei verschiedene Stimmen zu hören, die den zu sehenden Text simultan in arabischer Sprache und Dari übersetzen. Die Stimmen scheinen dabei die Geschwindigkeit der Hand anzutreiben, die wiederum den Blick des Betrachters antreibt, der dem zu Lesenden kaum hinterherkommt. Bild und Ton, Stimme und Sprache driften bei dieser (Rück)Übersetzung einer Übersetzung permanent auseinander. Die Stimmen überlagern dabei auch das Lesen der Dokumente und weiterer Materialien, die die Videoarbeit begleiten.
Ghani arbeitete für The Trespassers mit SimultanübersetzerInnen aus den Irakischen und Afghanischen Diasporen, die vom US-Militär eingesetzt werden, um Verhöre ihrer Landsleute zu übersetzen – und um zugleich auf ihre Loyalität hin überprüft zu werden. In den Akten sind keinerlei Spuren von ihnen zu finden, obwohl ihre spontanen sprachlichen Auslassungen, Hinzufügungen und Abweichungen – die jeder Übersetzung inhärent sind – eine maßgebliche Rolle spielen.

Gary Hill
geb. 1951 in Santa Monica (USA), lebt und arbeitet in Seattle (USA)
Tale Enclosure, 1985
in Zusammenarbeit mit George Quasha und Charles Stein
Video, 5:50 Min., Farbe, Ton
Courtesy: Electronic Arts Intermix (EAI), New York

In Tale Enclosure untersucht Gary Hill die körperlichen und unbewussten Ursprünge des Sprechens. Die Videoarbeit beginnt mit dem Ein- und Ausblenden einzelner Worte eines Gedichts von George Quasha, während man bereits die stimmlichen Experimente einer Performance desselben mit George Stein hören kann, um die die Arbeit im Folgenden kreist. In einer kontinuierlichen Kameraeinstellung fokussiert Hill den Mund, das Gesicht und die Hände der Performer, die sich selbst live über einen Monitor beobachten und somit auf die Aufnahmen – z.B. durch schnelle Bewegungen, die Unschärfen und Verwischungen erzeugen – einwirken können. Die Ordnung von Körper und Sprache werden gleichermaßen aufgelöst und neu zusammengesetzt.

Anette Hoffmann/ Matei Bellu/ Regina Sarreiter
Anette Hoffmann lebt und arbeitet in Kapstadt (ZA), Matei Bellu und Regina Sarreiter leben und arbeiten in Berlin (DE)
Unerhörter Bericht über die deutschen Verbrechen in den kolonisierten Gebieten und über das fortwährende Wirken der Gewalt bis in die Gegenwart, 2012
Digitale Tonaufnahmen, Video, Wandtext
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Ethnologen und Anthropologen waren lange davon überzeugt, dass die kolonisierten Gesellschaften und Kulturen, die sie für 'primitiv' hielten, vom modernen Fortschritt verdrängt werden und unwiederbringlich verschwinden müssten. In der Absicht, diese Kulturen zu erhalten, ließen sie seit dem 19. Jahrhundert von Missionaren, Kolonialbeamten und -soldaten nicht selten unter Anwendung von Gewalt materielle Artefakte, anthropometrische Daten, Abformungen menschlicher Körper, selbst sterbliche Überreste sammeln. Gestützt und begleitet wurde diese Musealisierung von einem humanistischen Diskurs, der den kolonialen ‚Anderen’ dadurch zu ‚retten’ vorgab, in dem dieser als Exponat weitgehend verdinglicht und entmenschlicht wurde; letztendlich legitimierte dieser Diskurs auch die systematische Unterwerfung, Entwürdigung, Ermordung von Menschen – unheimlich verschränkt sich hier strukturelle, epistemische, physische Gewalt kolonialer Logik und Herrschaft. Das Resultat dieser rassistischen Sammelpraktik – die vermeintlich Wissen produzierte, aber Unwissen akkumulierte – lagert bis heute in den Depots und Ausstellungsräumen ethnologischer Museen und dokumentiert vor allem Ignoranz und Grauen kolonialen Denkens und Handelns. So reiste auch Hans Lichtenecker 1931, etwas mehr als 25 Jahre nach dem deutschen Genozid an der Bevölkerung der Herero und Nama, in die ehemals deutsche Kolonie Südwestafrika, um unterstützt von der Universität München ein ’Archiv aussterbender Rassen’ anzulegen. Dabei wurden neben anthropometrischen Messungen und Abformungen von Ohren und Gesichtern auch Tonaufnahmen auf Otjiherero und Khoekhoegowap gesammelt. Trotz der Situation, unter Zwang sprechen zu müssen, behaupteten die Sprecher eine Position der Gleichheit, die ihnen die koloniale Herrschaft systematisch verweigerte. Doch Lichtenecker interessierte sich weder für die Sprache, noch für die Inhalte, sondern betrachtete die Stimmen einzig als abstrakte Laute. Die Sprecher aber richteten ihre Nachrichten direkt und selbstbewusst an Zuhörer in Deutschland. Erst im Zuhören schließt sich der Sprechakt und behauptet erfolgreich die eingeforderte Gleichheit. (Hoffmann, Bellu, Sarreiter)

Karl Holmqvist
geb. 1964 in Västerås (SE), lebt und arbeitet in Stockholm (SE) und Berlin (DE)
I’m with you in Rockland, 2005
Video, 25:03 Min., s/w, Ton (www.ubu.com/film/holmqvist_rockland.html)
Courtesy: Galerie Neu, Berlin
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I’m with you in Rockland ist eine textbasierte Videoarbeit, die auf Allen Ginsbergs berühmtes Gedicht Howl von 1955 anspielt und an die Ästhetik der Slam Poetry erinnert. Zu hören ist Holmqvists Stimme, die in einem schrägen Singsang unzusammenhängende Zitate aus Medien, Popkultur und Literatur rezitiert. Diese verknüpft er wiederum mit Klischees und Banalitäten aus den Bereichen Mode und Wirtschaft, aber auch mit ernsten Themen aus der Politik, wie den „Krieg gegen den Terror“. Wiederholt werden die verschiedenen Zitatfetzen mit der zentralen Frage, um die diese Arbeit zu kreisen scheint, verklammert: „How do you say …?“ Die Bildebene enthält ein durchgehend schwarzes Bild mit weißen Untertiteln, die Holmqvists Litanei wiedergeben – oder wie ein Teleprompter vorgeben?

Ranjit Hoskoté
geb. 1969 in Bombay (IN), lebt und arbeitet in Bombay
Letters to Al-Mu'tasim (Briefe an Al-Mu'tasim), 2012
Forschungs-Installation mit historischen Dokumenten, Aufzeichnungen und Literatur des Autors
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Letters to Al-Mu'tasim greift auf Jorge Luis Borges' Roman Der Weg zu Al-Mutasim (1944) zurück: die fiktive Rezension eines imaginären Buches, das unter anderem auf Fariduddin Attars Erzählung Vogelgespräche verweist. Es dient Hoskoté als Sinnbild für ein stimmloses Phänomen: „jene arabischen, persischen, türkischen und indischen Fäden, die dem europäischen Teppich eingewoben sind“ (Hoskoté). Die Installation verkörpert seine langjährige Forschung über den Zusammenfluss des kulturellen, ökonomischen und politischen Austauschs, der das transkontinentale Band von Spanien bis Indonesien geformt hat.

Jacques Lacan
geb. 1901 in Paris (FR), gest. 1981 in Paris
Psychanalyse, 1ère partie, Un certain regard, 1974
Fernsehsendung vom 9. März 1974, ORTF, 45:58 Minuten
Interview von Jacques Alain Miller
Original ohne Untertitel
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In diesem einzigen (in zwei Teilen ausgestrahlten) Fernsehauftritt des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan antwortet dieser auf eine Reihe von Fragen, die ihm sein Schwiegersohn Jacques Alain Miller stellt. Die Form seiner Rede bzw. Kommunikation mit dem Medium Fernsehen ist dabei ebenso bestechend wie zuweilen befremdlich und unheimlich.

Minouk Lim
geb. 1968 in Daejeon (KR), lebt und arbeitet in Seoul (KR)
Dokumentation und Performance, 2012
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International Calling Frequency
Minouk Lim zeigt eine Dokumentation und Handlungsanweisung ihrer Musik-Performance International Calling Frequency (ICF; Internationale Ruffrequenz), die in Zusammenarbeit mit Minwhee Lee komponiert wurde. Im Zentrum steht dabei ein Lied, das auf Die Internationale zurückgreift. Im Unterschied zum Original hat die ICF keinen Text. Die Performer versammeln sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Treffpunkt und stellen sich im Abstand von 20 Metern zueinander auf. Dieser Abstand stellt die legale Distanz dar, die es bei einer unangemeldeten Demonstration in Südkorea einzuhalten gilt. Über das gemeinsame Summen des Liedes wird eine Verbindung zwischen den TeilnehmerInnen hergestellt.
Minouk Lim entwickelt überdies für die Ausstellung eine neue Performance.

Mara Mattuschka
geb. 1959 in Sofia (BG), lebt und arbeitet in Wien (AT)
Parasympathica, 1985
16 mm auf DVD,5 Min., s/w, Ton
Courtesy: Sixpack Film, Wien
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Der Experimentalfilm Parasympathica geht den binären Konstruktionen von Körper, Bewusstsein und Sprache nach und unterwandert diese zugleich. Protagonistin ist die Künstlerin Mara Mattuschka in ihrer Rolle als Mimi Minus. Die eine Hälfte ihres Körpers ist weiß und die andere schwarz geschminkt. Immer wieder dreht sich ihr Körper in hoher Geschwindigkeit nach links und rechts, so dass der gespaltene Körper flüchtig wieder als einheitlicher erscheint. Aus dem Off hören wir zum einen die Rezitationen einer spanischsprachigen Auflistung des Kanons der katholischen Tugenden und Laster, welche die Künstlerin in verschiedenen theatralischen Posen zu imitieren versucht, sowie einen nüchternen Text über Schmetterlinge und deren auf Symmetrie beruhende Schönheit.

José Pérez Ocaña
geb. 1947 in Cantillana (ES), gest. 1983 in Sevilla (ES)
Verschiedene Dokumente und Materialien
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Der in der Provinz Sevilla geborene Künstler José Pérez Ocaña zählt zu den ProtagonistInnen der queeren Underground-Kultur im Barcelona der 1980er-Jahre, also zu Beginn des politischen Wandels nach der Franco-Diktatur. In seinen mit Freunden wie dem Comic-Zeichner Nazario durchgeführten Aktionen, Performances und Paraden im öffentlichen Raum – insbesondere auf der berühmten Promenade La Rambla – vermischen sich die Ästhetiken von Camp, Karneval, sevillanischer „Semana Santa“ (Karwoche) und Flamenco zu eigenwilligen Szenarios. Sie sind zudem von uneindeutigen, zwischengeschlechtlichen Selbstrepräsentationen geprägt. Beides gilt auch für Ocañas Malereien, Zeichnungen und Skulpturen, die er in Ausstellungen zu überbordenden Gesamtkunstwerken arrangierte. Ocaña starb im Alter von 36 Jahren an den Folgen eines Unfalls während einer seiner Paraden, als sein Kostüm Feuer fing.

Ocaña. Der Engel, der in der Qual singt, 1979
Ein Film von Gérard Courant, 8 mm auf DVD, 10 Min., Spanisch
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Der französische Filmemacher Gérard Courant traf Ocaña 1979 während der Filmfestspiele in Berlin. Es entstand die Idee zu einem Projekt am Brandenburger Tor. Auf eine Holztribüne, die dort den Touristen einen Blick in den Osten erlaubte, stellten sie eine lebensgroße Pappfigur von Marylin Monroe – eine Werbung für Eiscreme, die sie in einem Kino gefunden hatten – mit der Ocaña interagiert. Das zunächst als Stummfilm geplante Projekt wurde im Nachhinein vertont. Bei der Tonspur handelt es sich um die Aufzeichnungen der Live-Vertonung, die Ocaña während einer Vorführung in Cannes vornahm. Auch die Reaktionen des Publikums im Saal sind dabei zu hören.

Nazario Luque, Ocaña. El fuego infinito (Ocaña. Das endlose Feuer)

Zeichnungen der Kostüme und Bühnenbilder des Stücks Ocaña. El fuego infinito, Digitale Kopien.
Courtesy: Centro de Documentación de las Artes Escénicas de Andalucía. Agencia Andaluza de Instituciones Culturales. Consejería de Cultura y Deporte. Junta de Andalucía

Manuel Pelmus
geb. 1974 in Bukarest (RO), lebt und arbeitet in Bukarest
preview 2012, 2012
Eine von Brynar Abel Bandlien aufgeführte Arbeit
Koproduziert durch den Württembergischen Kunstverein Stuttgart
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Die Stimme spielt in Manuel Pelmus’ Projekten immer wieder eine zentrale Rolle. So ist er in seinem Solostück preview (2007) nur über seine Stimme anwesend, die aus dem Dunkeln heraus Bewegungen des Körpers beschreibt. Seine Rede kreist um elementare Fragen hinsichtlich der Grenzen des sichtbaren Körpers. preview 2012 ist eine Weiterentwicklung für Acts of Voicing, in der die Grenzen zwischen Live-Performance und Audioinstallation verschwimmen, zugunsten einer veränderten Hierarchie der Sinne: Die Ohren haben Vorrang vor den Augen.

David Riff / Dmitry Gutov
Riff: geb. 1975, lebt und arbeitet in Moskau (RU) und Berlin (DE)
The Need for Money, 2012
Neuproduktion im Rahmen der Ausstellung; Audioarbeit; 5 Malereien
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The Need for Money ist Teil und Destillat des Projekts The Karl Marx School of the English Language (KMSEL), einer ästhetischen Re-Lektüre von Karl Marx, die ihren Ausgangpunkt in einer 2005 in Moskau gegründeten Sprachwerkstatt nahm. In diesem Workshop wurde die englische Sprache und Aussprache an Hand der übersetzten Schriften von Marx erlernt. Diese Praxis wurde zum performativen und gemalten Idiom für das Äußern fundamentaler ästhetischer und politischer Anliegen. Der Titel bezieht sich auf einen Satz aus Karl Marx’ Das Kapital, den ein englisch- und ein russischsprachiger Sprecher immer wieder wiederholen – im Bemühen, den Akzent des Letzteren zu bereinigen.

Anri Sala
geb. 1974 in Tirana (AL), lebt und arbeitet in Paris (FR)
Natural Mystic (Tomahawk #2), 2002
Video, 2:08 Min., Farbe, Ton
Courtesy: Johnen Galerie, Berlin
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Ein Mann betritt ein leeres Tonstudio und nimmt vor einem Mikrofon Platz. Auf eindrückliche Weise ahmt er das Geräusch einer sich nähernden Tomahawk-Rakete nach.

Smith/Stewart
Stephanie Smith, *1968, Edward Stewart *1961, leben in Glasgow (UK)
Inside Out, 1997
Video, s/w
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Inside Out lässt sich, wie viele Arbeiten des schottischen Künstlerduos Smith und Stewart, als Verweis auf den Schriftsteller Samuel Beckett lesen. So beschreibt dieser in seiner Kurzgeschichte Company ein sich öffnendes und schließendes Augenlid als „Hooded. Bared“ (Verhüllt. Entblößt). In Inside Out wird der Mund zum Forschungs- und die Kamera zum Sehorgan: Man sieht einen sich öffnenden und schließenden Mund. Ist der Mund geschlossen, versinkt der Raum in vollkommene Dunkelheit und Stille. Erst der sich wieder öffnende, atmende Mund erzeugt ein weißes Licht, das die Kommunikation zwischen Innen und Außen herstellt. Die Körperatmung verweist auf die Beziehung zwischen Sprache und Visualisierung: Atem wird Bild und Ton, die Kamera im Mund übernimmt die Rolle der Retina, der Mund ersetzt das Auge. Im Spiel mit Dunkelheit und Licht und durch die Aufhebung der Distanz zwischen Bild und Betrachter vergegenwärtigt der Zuschauer seine Atmung als fundamentalen prä-verbalen körperlichen Akt.

Imogen Stidworthy
geb. 1963 in London (UK), lebt und arbeitet in Liverpool (UK)
(.), 2011
Videoinstallation
Courtesy: Die Künstlerin und Matt’s Gallery, London
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Imogen Stidworthys mehrteilige Videoinstallation mit dem ungewöhnlichen – und unaussprechlichen – Titel (.) kreist um die Person Sacha van Loo, ein Mitarbeiter der Antwerpener Polizei, der seit seiner Geburt blind ist. Wegen seines ausgeprägten Gehörsinns, seiner Kenntnis zahlreicher Sprachen und Dialekte ist van Loo für die kriminalistische Analyse und Auswertung von Stimmen zuständig. Eine Videoprojektion zeigt van Loo bei der Arbeit, wie er über Kopfhörer konzentriert einer Tonaufnahme lauscht und hin und wieder einige Bemerkungen dazu murmelt. Dann gibt er über eine Braille-Tastatur Dinge in einen Computer ein und löst dabei einen Stimmcomputer aus. Bei der von van Loo analysierten Stimmaufnahme, die wir nur über seine fragmentarischen Kommentare mitbekommen, handelt es sich um eine von der Künstlerin vorgelesene Passage aus der russischen Originalausgabe von Alexander Solschenizyns Roman Der erste Kreis der Hölle (1968). In dieser Passage stellt der Mathematiker Gleb Nerzhin, der temporär aus dem Gulag entlassen wurde, um auf Befehl Stalins mit anderen an der Entwicklung stimmbasierter Technologien zu arbeiten, den Prototyp eines Stimmaufzeichnungsgerätes vor. Die Maschine produziert Papierausdrucke der Stimmen von Verdächtigen, die dem Stellenwert von Fingerabdrucken gleichkommen.
Ein weiteres Video zeigt 3D-Scans einer Straße, die nicht mit optischen Medien sondern Sonartechnologie hergestellt wurden.
Ein drittes Video, das mit einer komplexen Soundinstallation verknüpft ist, begleitet van Loo bei einem Spaziergang durch die Stadt. Im Video sehen wir ihn immer nur aus der Rückenperspektive. Die auf einer Holzkonstruktion basierende Klanginstallation gibt die ihn umgebende Geräuschkullise räumlich wieder. Wir verorten van Loo also primär akustisch.

Marcus Steinweg
geb. 1971 in Koblenz (DE), lebt und arbeitet in Berlin (DE)
Diagram: The Real, 2012
Diagramm, Laserdruck, Filzstift und Klebeband auf Papier
Courtesy: BQ, Berlin
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Der Philosoph und Künstler Marcus Steinweg ist bekannt für seine komplexen Diagramme, die er zu verschiedenen Themen unter anderem in Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen Thomas Hirschhorn und deufert + plischke entwickelt.
Die Diagramme bestehen aus eigenen Text-Absätzen, wissenschaftlichen Begriffen und Namen von Philosophen, die auf Papier collagiert und in Beziehung zu einander gesetzt werden. Diese minimalistischen, jedoch hochkomplexen Collagen könnte man auch als abstrakte Denkbilder, Mind-Maps oder konkrete Poesie bezeichnen. Für Acts of Voicing produziert Steinweg ein neues, themenspezifisches Diagramm.

Rasa Todosijevic
geb. 1945 in Belgrad (RS), lebt und arbeitet in Belgrad
Was ist Kunst?, 1976
Video, 11:54 Min., s/w, Ton
Courtesy: Kontakt. Die Kunstsammlung der Erste Group, Wien
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Das Video zeigt die Dokumentation einer Performance, die Rasa Todosijevic zwischen 1976 und 1981 an verschiedenen Orten aufführte. Ein Mann, Todosijevic selbst, stellt immer wieder und in unterschiedlichen Aggressions- und Verzweiflungsgraden ein und dieselbe Frage „Was ist Kunst?“, während die andere Person, meist eine Frau, nur passiv dasitzt und schweigt. In der Videodokumentation sehen wir nur das Gesicht der stummen Frau, sowie die Hände des brüllenden / flehenden Manns, der ihr Gesicht mit mal sanfterem und  mal stärkerem Druck berührt und mit schwarzer Farbe beschmiert. Das Szenario lässt eine Vielzahl von Assoziationen und Lektüren zu: ein gewaltsames Verhör, bei dem die Rollen von Täter und Opfer, Macht und Ohnmacht, Mann und Frau, Sprechen und Schweigen klar verteilt sind; wobei man das beharrliche Schweigen auch als Verweigerung und Widerstand betrachten kann. Es wird zudem offensichtlich – und auch dem deutschsprachigen Titel zufolge – auf die Sprachgewalt der deutschen Faschisten angespielt und dabei im Umkehrschluss auf die totalitären Diskurse innerhalb des Kunstbetriebes verwiesen. Doch schlussendlich bleibt die Frage „Was ist Kunst?“ unbeantwortet im Raum.

Fadi Toufiq
Autor und Künstler, lebt und arbeitet in Beirut (LB)
Die Tabula Rasa von Stuttgart, 2012
Installation mit Brettspiel und Archiv
Neuproduktion, Koproduziert durch den Württembergischen Kunstverein Stuttgart
Courtesy: Fadi Toufiq
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Fadi Toufiq hat für Acts of Voicing ein Brettspiel entwickelt, das die Beziehungen von Stadtentwicklung, Mitbestimmung und Bürgerbeteiligung auslotet und auf das Projekt Stuttgart 21 zurückgreift.
In vielen Städten auf der ganzen Welt gibt es entweder einen Plan oder tatsächliche Baumaßnahmen, um einen überirdischen Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof zu verwandeln, mit dem Ziel, die aus diesem Umwandlungsprozess resultierenden überirdischen Freiflächen für Mega-Immobilienprojekte zu nutzen. Dieser ständige Drang hin zu städtischen Neuordnungsprojekten ist vergleichbar mit der andauernden neoliberalen Suche nach Grundstücken für Privatinvestoren zwecks Kapitalakkumulation. Das Brettspiel behandelt jenen Bauland-Ausschnitt als einen Ort des Wettstreits von Spielern, die darum kämpfen, wer hier das Sagen hat und bestimmen kann, wie das noch leere Bauland dem von ihm befürworteten Plan entsprechend gestaltet wird.

Ingrid Wildi Merino / Decolonial Group Berlin
Wildi Merino: geb. 1963 in Santiago de Chile (CL), lebt und arbeitet seit 1981 in der Schweiz (CH)
Arquitectura de las transferencias. La hibris del punto cero (Architektur der Übertragungen. Die Hybris des Nullpunkts), 2012
Performance und Installation
ingridwildimerino.net
www.decolonizethecity.de
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Ingrid Wildi Merino hat für die Ausstellung eine neue Arbeit entwickelt, die auf einer Zusammenarbeit mit der Berliner Decolonial Group beruht. Sie besteht aus einer Choreografie für sechs Stimmen, bei der Fragmente aus Santiago Castro Gómez’ Publikation La Hybris del Punto Cero (Die Hybris des Nullpunktes, 2005) rezitiert werden. Auf kritische Weise untersucht La Hybris del Punto Cero die angeblich neutralen Diskurse der europäischen Aufklärung. Die unterschiedlichen Satzfragmente aus diesem Buch werden in verteilten Rollen vorgetragen und dabei in eine neue, nicht-lineare Ordnung überführt. Die Performance wird in Stuttgart in einem eigens dafür konzipierten Raum uraufgeführt, der neben Mikrofonen auch eine Reihe von Porträts von zentralen Figuren der Theorien des dekolonialen Denkens enthält. Nach der Uraufführung dienen die Mikrofone als Lautsprecher, während ein Videoessay die Performance dokumentiert.

Katarina Zdjelar
geb. 1979 in Belgrad (RS), lebt und arbeitet in Rotterdam (NL)
The Perfect Sound, 2009
Video, 14:30 Min., Farbe, Ton
Courtesy: Die Künstlerin und CIRCUS, Berlin
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In The Perfect Sound beobachten wir einen Sprachtherapeuten aus Birmingham, der gestenreich versucht, einem Einwanderer die perfekte englische Aussprache zu vermitteln. Es geht darum, das Verräterische der Stimme, das, was auf Fremdheit verweist, zu überwinden und abzutrainieren. Dabei spielt der britische Kontext eine besondere Rolle, da hier Sprache und Sprechen nicht nur den Status des Fremden verraten, sondern auch letzte verbleibende, fast undurchlässige Spuren des Klassensystems zutage fördern. Während der Übungen, in denen vor allem die Aussprache von mehr oder weniger komplexen Lauten trainiert wird, versinkt das Szenario immer wieder in völliger Dunkelheit. 

Yang Zhenzhong
geb. 1968 in Hangzhou (CN), lebt und arbeitet in Shanghai (CN)
I Will Die, 2000–2005
Video, Farbe, Ton
Courtesy: ShanghART Gallery, Shanghai

In einem Zeitraum von fünf Jahren hat Yang Zhenzhong an verschiedenen öffentlichen Orten überall auf der Welt Personen gebeten, spontan den Satz „Ich werde sterben“ in die Kamera zu sprechen.

deueng
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