Bettina Lockemann. Kontaktzonen

Vortragsreihe (Vorläufiges Programm)

Programm

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Montag, 29. März 2010, 19 Uhr

Crime pays! Die Funktionalisierung der Angst in Kulturindustrie und Stadtplanung
Vortrag von Michael Zinganel, Graz / Wien

Abstract
Karl Marx zufolge produziert ‚der Verbrecher’ nicht nur ‚das Verbrechen’ selbst, sondern auch alle gegen das Verbrechen gerichteten Maßnahmen. Die Angst vor ‚dem Verbrechen’, bildet sich sowohl in ästhetischen Produktionen ab, in einer cultural industry of fear als auch in präventiven bautechnischen, architektonischen und städtebaulichen Innovationen: Seit den ersten eingefriedeten Stadtgründungen als Zentren des Handels hat sich das Spektrum an Bedrohungsszenarien aber nicht – wie zu erwarten wäre – reduziert, sondern im Gegenteil radikal ausdifferenziert: produktiv im Marx’schen Sinne sind heute nicht nur feindliche Armeen, Einbrecher oder Terroristen, sondern mitunter auch die bloße Präsenz von Armut, wenn sie den Wert der eigenen Immobilie in Frage stellen oder die Konsumlaune in Shoppingmalls mindern könnten.
Die Stadt droht in communities of intererst zu zerfallen, die sich je nach finanzieller Kaufkraft voreinander abzuschließen imstande sind: Diese sozialräumlichen Verinselungen sind aber keineswegs so hermetisch, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Denn nur durch die Überschreitung ihrer Grenzen lassen sich Arbeitsort, Schule oder Konsum- und Freizeiteinrichtungen erreichen. Und umgekehrt müssen die DienstleisterInnen eingelassen werden, die den dem angestrebten Milieu und Status angepassten Lebensstil erst ermöglichen.
Zum anderen kann das Leben in den geschützten Zonen auch als zu langweilig empfunden werden: Es zeigt sich sogar, dass Städte im regionalen und internationalen Wettbewerb Zonen authentischer urbaner Kultur aufweisen müssen, an denen sie ihre ‚Toleranz’ gegenüber sozialen Randgruppen offensiv zur Schau stellen. Aber auch selbst Tatorte realer Verbrechen, Orte politischer Konflikte, vormals oder aktuell gefährliche Zonen der Stadt lassen sich zu touristischen Attraktionen für ‚Authentizität’ suchende Stadttouristen umwerten.

Bio

Michael Zinganel arbeitet als Kulturwissenschafter, Architekturtheoretiker, bildender Künstler und Kurator in Graz und Wien, u. a. für das Forum Stadtpark Graz von 1996 bis zum Kulturhauptstadtjahr 2003. Ausstellungen, Projekte und Publikationen über „Die Produktivkraft des Verbrechens für die Entwicklung von Sicherheitstechnik, Architektur und Stadtplanung“ und „Tourismus als Motors des transnationalen Kulturtransfers“. www.zinganel.mur.at

Freitag, 9. April 2010, 19 Uhr

Nur was uns anschaut sehen wir. Der Blick der Spur in der unsichtbaren Stadt
Vortrag von Ana María Rabe, Madrid

Abstract
Auf welchen Wegen lernt man eine Stadt kennen? Der Tourist wird die Stadt, die er besucht, in den bekannten, hundertfach reproduzierten Denkmälern, Aussichten und Szenarien aufsuchen, mit denen sie allgemein in Verbindung gebracht wird. Doch was sieht er dabei? Die Stadt manifestiert sich in ihrer Eigenart und ihrem Leben auf tausendfache Weise. In Bildern, die auf ein reines Wiedererkennen angelegt sind, in eindeutigen, als solche sichtbaren Spuren jedoch entzieht sie sich. Wer Leben und Eigenart einer Stadt kennen lernen möchte, muss offen sein für das Unsichtbare, das sich auf dem Rücken des Sichtbaren befindet. Er muss die Umkehrung der Blickrichtung akzeptieren, es zulassen, von unbeabsichtigten, unbemerkten Spuren angesehen zu werden. Im Dialog mit Walter Benjamins Auffassung von Bild und Abbild, von detektivischem Flaneur und flüchtiger Spur werden in dem Vortrag Möglichkeiten und Grenzen des Erscheinens der Stadt in Monumenten und Fotografien besprochen und vorgestellt.

Bio

Ana María Rabe studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Philosophie und promovierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig mit einer philosophischen Arbeit, in der sie den Raum der Kunst bestimmte und ausgewählten Raumkonzeptionen der Physik und Philosophiegeschichte gegenüberstellte. 1992 war sie Lehrbeauftragte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und von 1993 bis 1999 Assistentin für Philosophie an der Kunstakademie München. Es folgten Lehraufträge und Gastdozenturen in München und Madrid, sowie zahlreiche Vorträge und Seminare an Universitäten, Kunsthochschulen und Forschungszentren in Deutschland, Spanien, Österreich, Weißrussland, der Schweiz, Russland, England, Kolumbien und Puerto Rico. 2007 organisierte und leitete Ana María Rabe ein internationales Symposium zu „Kunst und Raum“ am Goethe-Institut und der Residència d’Investigadors in Barcelona. Seit April 2008 arbeitet sie als Research Scholar am Philosophischen Institut des Forschungszentrums CSIC in Madrid zu Fragen, die Kunst, Leben, Raum und Zeit unter besonderer Berücksichtigung von Räumen der Erinnerung betreffen.
Ana María Rabe hat zahlreiche philosophische und kunsttheoretische Artikel und Aufsätze in deutsch- und spanischsprachigen Zeitschriften und Büchern, sowie zahlreiche Kunstkritiken in amerikanischen, argentinischen, deutschen und spanischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. 2007 erschien beim Verlag Wilhelm Fink ihr Buch „Das Netz der Welt. Ein philosophischer Essay zum Raum der Kunst“. In Kürze wird in Barcelona der von Ana María Rabe herausgegebene dreisprachige (deutsch-spanisch-katalanische) Band “Die Künste im Zeitalter des Raumes” erscheinen.

Freitag, 9. April 2010, 20 Uhr

Begegnungen in der Kontaktzone
Vortrag von Bettina Lockemann

Abstract

In dem Vortrag werden Herangehensweise und Hintergründe des Fotoprojekts „Contact Zone“ vorgestellt, das während eines dreimonatigen Japanaufenthaltes entstanden ist und sich mit den langjährigen Beziehungen zwischen Japan und Europa beschäftigt. Die Grundlagen unserer Wahrnehmung der japanischen Kultur und unsere daraus resultierende Erwartungshaltung an Bilder von Japan werden ebenso thematisiert wie Aspekte der Erfahrung des Fremden. Der Vortrag berührt auch die fotografische Auseinandersetzung mit der Welt, die im Rahmen meiner künstlerischen dokumentarfotografischen Praxis eine zentrale Rolle spielt.
 
Bio

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