Nathalie Boseul SHIN

Joon HO JEON
Kira KIM
Tae Jung KIM
Riyas KOMU
Yongbaek LEE
Ligyung
MOON Hyungmin
Sun Tag NOH
Jae Oon RHO
Yangachi

Nathalie Boseul SHIN hat ihren Ausstellungsbeitrag gemeinsam mit dem MIDDLE COREA project, einer neu gegründeten Gruppe aus Bildenden Künstlern und Kuratoren, entwickelt. Ausgehend von der Realität eines geteilten Korea, wendet sich das Projekt der Fiktion eines alternativen, idealen Staatsraumes zu. Die zwei Kilometer breite, so genannte „entmilitarisierte Zone“ (DMZ), die zwischen den beiden getrennten koreanischen Staatsgebieten liegt, dient dabei als Modell. Denn der unbevölkerte, vermeintlich ideologiefreie und ökologisch intakte Raum der DMZ bietet sich als ideale Projektionsfläche – als Tabula Rasa – für einen solchen Neuentwurf an. Die für „On Difference #2“ produzierten Videos, digitalen Fotografien und Online-Arbeiten transformieren die aus dem offiziellen Bewusstsein getilgte Grenzregion in einen utopischen Lebensraum.

Werke und Projekte in der Ausstellung

Joon Ho JEON
The White House, 2005
Computeranimation

Wohl kein anderes Zahlungsmittel der Welt wird so sehr mit seinem Ursprungsland und allen Projektionen von Freiheit, Individualität und Prosperität identifiziert, wie der US-amerikanische Dollar. Diese Gleichsetzung ist der Ausgangspunkt von JEONs Animation, die einen ironischen Kommentar zum bigotten Selbstbild der USA als Ursprungsland von Freiheit und Demokratie liefert.

Ligyung
MIDDLE COREA Flag, 2005 – 2006

Die Flagge von MIDDLE COREA versteht sich als veränderliches, offenes Bild der Repräsentation eines virtuellen Territoriums. Gegenwärtig basiert das Emblem unter anderem auf einer Aufnahme des Himmels der DMZ (der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea). Bei jeder neuen Präsentation von MIDDLE COREA wird zukünftig der Himmel des vorherigen Ausstellungsortes auf der Flagge erscheinen.

MOON Hyungmin
Unknown City, 2005 – 2006
Digitale C-Prints

Die Fotoserie Unknown City basiert auf Bildern aus Großstädten wie Tokyo, San Francisco und New York, aus denen durch digitale Bildbearbeitung alle Schriftelemente (Werbeslogans und Markennamen auf Werbetafeln, Straßennamen etc.) entfernt wurden. Wir sehen Orte, die einerseits frei sind von ideologischen Botschaften, in denen andererseits aber auch eine Orientierung nahezu unmöglich ist. Diese zwiespältige Leere wirft die Frage auf, inwiefern „neutrale“, ideologiefreie Territorien möglich und vorstellbar sind.

Tae Joon KIM, Nathalie Boseul SHIN und andere
MIDDLE COREA Handbuch, 2005

Das Projekt MIDDLE COREA entstand im Jahr 2005 auf der Basis von Gesprächen zwischen Philosophen, Theoretikern und Künstlern über die Teilung Koreas. Hieraus ergab sich die Idee zur Konzeption eines alternativen Staatsmodells. Das Handbuch zu MIDDLE COREA versteht sich als Angebot, dieses Modell, das zwar vor dem Hintergrund einer sehr spezifischen lokalen Situation entstanden ist, auch auf andere Kontexte zu übertragen.

Riyas KOMU
People, 2005 – 2006
Öl auf Leinwand

Riyas KOMU zeigt fiktive Porträts der Staatsbürger von MIDDLE COREA. Die ethnische Zugehörigkeit und Herkunft der Porträtierten ist dabei bewusst uneindeutig und unterstreicht so die Flexibilität und Offenheit des Nationalitätskonzepts von MIDDLE COREA.

Yongbaek LEE
Angel Soldier, 2005
Multimediale Installation

Die Installation setzt sich in verschiedenen Medien mit Formen der An- und Abwesenheit auseinander. Das Prinzip militärischer Tarnung wird umgekehrt in ein Spiel mit sich überlagernden Repräsentations- und Realitätsebenen. Durch die Verbindung scheinbar unvereinbarer Zeichensysteme – aus der Kunst, der Computertechnologie und dem Militär – wird eine Neubestimmung künstlerischer Praktiken vorgeschlagen: Im Sinne eines strategischen Prozesses, der sich in unendlichen Reproduktions- und Transformationsprozessen vervielfältigt und verzweigt. Wie die Soldaten, die hier nahezu vollständig in ihrer Tarnung als künstliche Blumen aufgehen, so versteht sich MIDDLE COREA als ein utopisches Modell, das in seiner allmählichen Verzweigung innerhalb realer Lebenswelten schließlich darin verschwindet.

Sun Tag NOH
Smells like the division of the Korean peninsula
Pigmentdruck, 2003

Die USA werden in Südkorea Mi-Kuk, das heißt „Schönes Land“, genannt. Tatsächlich ist die Rolle und Wahrnehmung der USA in Südkorea allerdings sehr viel gespaltener, als es diese Bezeichnung suggeriert. Zunächst als Befreier aus der Japanischen Abhängigkeit gefeiert, haben die USA mit ihrer Militärpräsenz während des Koreakrieges spürbar eigene strategische Absichten verfolgt. So wurden Nord- und Südkorea in den 1950er Jahren zum Spielball der Ideologien zwischen den USA und der UdSSR. Bis heute sind 10.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert. Morde und Vergewaltigungen durch US-Soldaten haben zu zahlreichen Demonstrationen gegen ihre fortdauernde Präsenz geführt. Sun Tag NOHs Fotografien vermitteln die Ambivalenz des koreanisch-amerikanischen Verhältnisses.

Jae Oon RHO

3Open Up (Factory/Fire/E-3 Sentry AEW), 2001
Internet

3Open Up besteht aus drei Bildmotiven, die sich mit der Teilung Koreas und den daraus resultierenden unbewussten Ängsten und Projektionen auseinandersetzen. Die Bilder zeigen alltägliche Szenarien voller latenter Bedrohung. So weckt die Ansicht auf einen koreanischen Bauernhof Assoziationen an Krieg oder den atomaren Overkill. Der Blick durch das Fernrohr einer Aussichtsplattform suggeriert ein allgegenwärtiges Feuer. Der Stern auf dem Kampfflugzeug der U.S. Air Force erinnert zugleich an die Nationalflagge von Nordkorea. Ein geheimes Bündnis?

3Stand Up (North/South/Future), 2004
Internet

3Stand Up zeigt Ansichten auf drei ähnliche Gebäudeensembles, die sich an unterschiedlichen Standorten in Nord-, Südkorea und den USA befinden. Es handelt sich dabei um eine in Nordkorea an der Grenze zu Südkorea errichtete, unbewohnte künstliche Stadt, um ein Fabrikgelände in der südkoreanischen Stadt Hasung sowie um eine im Internet gefundene Aufnahme des Pikes Peak Park in Colorado Springs aus den 1970er Jahren.

Evil’s Hearts, 2005
Internet

RHO spielt in seiner Arbeit mit architektonischen Metaphern des „Bösen“ – von Albert Speers Entwurf der Reichskanzlei über das unter General Park Jung Hee* erbaute Stadion bis hin zum Todesstern 2005 aus dem Science-Fiction Star Wars. Die virtuelle Reise ins Innere dieser Gebäude ist zugleich ein Eintauchen in die Psychologie totalitärer Macht.
*nach einem Militärputsch 1961 Präsident Südkoreas

Yangachi

MIDDLE COREA – Website, 2005
Internet
http://www.middlecorea.net

Offizielle Website des virtuellen Staates MIDDLE COREA mit Hintergrundinformationen zu Geschichte, Territorium und Bewohnern.

MIDDLE COREA Pass, 2005 – 2006
Internet

Die Staatsbürgerschaft von MIDDLE COREA wird nicht vergeben, sondern kann frei gewählt werden. Über diese Website kann sich jeder als offizieller Staatsbürger von MIDDLE COREA registrieren lassen und sich umgehend seinen Pass ausdrucken.

South Korea Robot, 2005
13 Digitalfotografien

Die Fotoserie basiert auf den Aufnahmen von Baukränen im Zentrum von Seoul, die nachträglich vom Künstler stark manipuliert wurden, so dass sie wie roboterartige Wesen erscheinen. Die „Boomtown“ Seoul ist eine permanente Baustelle. Kräne sind hier von einer so allgegenwärtigen Präsenz, dass sie kaum noch wahrgenommen werden – ebenso wenig wie die gesellschaftlichen Veränderungen, welche die Ideologien grenzenloser Expansion hervorbringen.