Werke in der Ausstellung

(Auswahl)

Portret
Portret
Retorica
Fingers
Fingers
Sacrifice
Sacrifice
Heaven
Ritual
Play-Rev-Play
Shared Moments
Brain Fields

 
Portret, 1992
Videoobjekt

Auf einem kleinen Monitor, der in einer Glasvitrine an der Wand hängt, ist das Profil des Künstlers zu sehen. Aus seinem Mund führt ein Schlauch direkt zum Auge, in das permanent Flüssigkeit hineintropft. In seiner Zeichenhaftigkeit legt das Bild die Vermutung eines paradoxen „closed circuit“ nahe.

Retorica, 1992
Videoinstallation

In „Retorica“ inszeniert Peter Bogers den Sprachlernprozess unter umgekehrten Vorzeichen. Zwei Monitore sind in unterschiedlicher Höhe so zueinander gehängt, dass sie sich scheinbar dialogisch aufeinander beziehen. Der untere Monitor zeigt abwechselnd das Auge und den Mund eines Mannes, der obere dieselben Gesichtsfragmente eines Babys. In einem perfekt synchronisierten, endlosen Spiel gibt das Kind jeweils einen Laut vor, um dann den Erwachsenen bei der Nachahmung seines Geplappers zu beobachten. In dieser umgekehrten Hierarchie des Sprachlernprozesses ist das Kind der Erforscher einer linguistischen Beziehung, in der das Verhältnis zwischen Bezeichnen und (Wieder)Erkennen verrückt wird.

Fingers, 1993
Videoskulptur

In „Fingers“ sind zwei kleine Kontrollmonitore an den Enden eines hufeisenförmigen Gehäuses, einer Art Magnet, montiert, der in einer Vitrine liegt. Die Videobilder zeigen kreisförmig angeordnete Fingerspitzen vor schwarzem Hintergrund, die sich synchron und in  symmetrischen Formationen bewegen. Der Schnitt der Videobilder erzeugt den Eindruck, als folge die Bewegung der Fingerspitzen der Logik der magnetischen Widerstände.

Sacrifice, 1994
Videoobjekt und Fotografie

Die Arbeit „Sacrifice“ besteht aus einer s/w Fotografie sowie einem Glassockel, in den ein Kontrollmonitor eingelassen ist. In die obere Platte des Sockels ist ein Lupenstein integriert unter dem sich der Monitor befindet. Das Video zeigt die Nahaufnahme eines Mundes, der sich, begleitet von einem gurgelnden Geräusch, mit Wasser füllt, das immer wieder in der Mundhöhle versickert. Das Foto zeigt die Ateliersituation, in der das Video produziert wurde. Man sieht den Künstler, der in einer Badewanne liegt und von Aufzeichnungsapparaturen (Kamera, Mikrophone) umgeben wird, die ihm zugleich die Kontrolle über das Aufnahmeprocedere erlaubt. In diesem Selbstversuch fallen Kontorolle und Ausgeliefert-Sein ebenso zusammen wie das Verhältnis von Betrachter und Betrachtetem, Künstler und Modell, Subjekt und Objekt.

Heaven,1995
Videoinstallation

„ Heaven“ ist eine aus siebzehn Monitoren bestehende Rauminstallation. Die Videos zeigen beiläufige, in einem privaten Innenraum aufgezeichnete Ereignisse: Das Rühren eines Löffels in einer Kaffeetasse,  das Wehen einer Gardine, das Pulsieren einer Schläfe oder die Bewegung eines Sekundenzeigers. Von jeder dieser Aktionen sehen wir nur eine Sekunde, die immer wieder vorwärts und rückwärts läuft. In einem einzigen Video bricht die Außenwelt in die ansonsten intime Atmosphäre ein: Im gleichen Rhythmus wie die anderen Videos, zeigt es Fernsehbilder einer einstürzenden Innenarchitektur während des Erdbebens in Kobe.

Ritual 1, 1997
Videoinstallation

”Ritual 1” ist ein Konzentrat aus Bildern und Geräuschen fiktiver Gewaltszenen, die aus TV-Serien stammen. Die Installation besteht aus zwölf kreisförmig am Boden und mit dem Bildschirm zur Mitte hin angeordneten Monitoren. Je Monitor schieben sich die Filmstills aneinander gereihter Gewaltszenen von links nach rechts über den Bildschirm. Nur wenn das Bild vollständig auf einem Monitor zu sehen ist läuft die Handlung für exakt eine Sekunde lang ab – und dies im Uhrzeigersinn von Monitor zu Monitor mit genau einer Sekunde Verzögerung. Die in ihrer Reduktion comichaft überzeichneten Gewaltausbrüche wandern somit im Kreis.

Play-Rev.-Play, 1999
Videoinstallation

„Play-Rev.-Play“ besteht aus drei synchronisierten Videoprojektionen von jeweils monumentalem Ausmaß. Sie zeigen einen Kopf, eine Hand und einen Fuß, die scheinbar schwerelos unter Wasser schweben. In regelmäßigen Abständen schwimmen die isolierten Körperfragmente, begleitet von einem verzerrten Einatmen, an die Wasseroberfläche. Von einer plötzlich im Bild auftauchend Hand werden sie jedoch immer wieder unter Wasser gedrückt. Genau dieser kurze Moment wird in seiner zeitlichen wie räumlichen Struktur gedehnt. Die isolierten und nur scheinbar autonom agierenden Körperglieder werden einer Choreographie unterzogen, die nicht den Bewegungsabläufen eines einheitlichen Körpers folgt, sondern der von außen gesteuerten Bildmaschine.

Shared Moments, 2001
Videoinstallation

„Shared Moments“ basiert auf einer umfangreichen Sammlung von Aufnahmen, die banale soziale Verhaltensmuster studieren: Personen, die in Straßencafés sitzen, Szenen am Bahnhof, Paraglider, ein junger Mann, der gewaschen wird, ein Kind, das schläft. Die einzelnen Motive wurden über mehrere Tage, Wochen oder Monate aufgezeichnet. Ort und Zeitraum jedes dieser Filmprotokolle wird im Untertitel – bis zur 25stel Sekunde genau – angegeben. Die Installation besteht aus drei Projektionen, wobei jede Projektion wiederum in bis zu vier Screens aufgeteilt wird. Das heißt, von den einzelnen Motivstudien werden jeweils drei, sechs oder zwölf Variationen parallel gezeigt. In der Gesamtschau vermittelt das montierte Material den Eindruck einer Simultaneität von Zeit, Raum und Handlung, die faktisch nicht gegeben ist. Die einzelnen Szenen spitzen sich dabei auf den immer selben „Augenblick“ zu: Den Moment, in dem die beobachteten Personen – gleichzeitig – in die Kamera schauen. Sie bilden quasi die Lücken in Bogers rigidem System, das die intimen Momente unabhängig voneinander erlebter „Wirklichkeiten“ in raum- und zeitlosen „Tableau vivants“ fixiert.

Brain Field, 2006
Videoinstallation und Malerei

Die Videoinstallation basiert auf einer abstrakten Malerei aus schwarzer Farbe, die der Künstler in einer Aktion zwischen wissenschaftlichem Experiment, Action-Painting und Video-Performance durchgeführt hat. In gleichmäßigen und symmetrisch rotierenden Bewegungen der rechten und linken Hand unternahm er den Versuch, beide Gehirnhälften und somit die motorische Steuerung der Hände in Einklang zu bringen. Zwei Kameras, die auf den Unterarmen des Künstlers montiert waren, haben den Prozess aufgezeichnet. Die Aufnahmen wurden nachträglich bearbeitet.

Chorus, 2006
Soundinstallation

Ein Rednerpult wird von einer hohen Anzahl Mikrofone umgeben, als stünde eine wichtige Pressekonferenz bevor. Im Gegensatz zur eigentlichen Funktion von Mikrofonen, nämlich die Stimmen, die in sie hinein gesprochen werden, zu übertragen, produzieren die Mikrofone in „Chorus“ ihre Stimmen selbst, deren jeweilige Aussagen einander gleichermaßen widersprechen wie bestätigen. In einem durch das Luftholen vorgegebenen, nur schwer fassbaren Rhythmus werden die Stimmen synchronisiert.

Unified Fields, 2006

Der Quantenphysiker John Hagelin, dreimaliger Präsidentschaftskandidat der USA, ist Begründer und Verfechter der „Theorie zur großen Vereinheitlichung“ (grand unified field theory), die auf der Lehre der „transzendentalen Meditation“ des Maharishi Mahesh Yogi beruht. Nach der „Theorie zur großen Vereinheitlichung“ sei ein einziges, universelles Feld der Naturintelligenz die Grundlage für das physische Universum: eine einheitliche Quelle der Ordnung, die sich im ganzen Universum ausdrücke. Vor diesem Hintergrund seien die zentralen Weltprobleme mittels kollektiver Meditation zu lösen. So haben im Rahmen eines Versuchs angeblich 4.000 Meditierende die Zahl der Gewaltverbrechen in Washington D.C. verringert.
Peter Bogers’ Videoinstallation „The Unified Field“ zeigt ein stark bearbeitetes Video, in dem der fernseherprobte Professor seine totalitäre Theorie erläutert. Sein Redefluss wird unterbrochen durch eine Vielzahl von Stimmen: ein uneinheitliches Stimmengewirr, dass durch eine technologische Manipulation – beim Atemholen – vereinheitlicht wird.

deueng
suchenImpressum
instagramfacebooktwitteryoutube
Schlossplatz 2
D-70173 Stuttgart
Fon: +49 (0)711 - 22 33 70
Fax: +49 (0)711-22 33 791
zentrale@wkv-stuttgart.de
Württembergischer Kunstverein Stuttgart