Kirsten Wagner: ‚Postkapitalen‘ oder Was kommt nach der Stadt?

Die Wissensstadt

Vortrag
Donnerstag, 15. Januar 2009, 19 Uhr

Abstract

Mit dem so genannten Informationszeitalter schien vieles dem Verschwinden anheim gegeben: der Körper, der Raum, die Stadt, das Buch und mit ihm seine Institution, die Bibliothek. Doch alles kehrte wieder, und zwar nicht nur als visuelle Metapher auf den Bildschirmoberflächen. Während sich der physische Körper als gleichermaßen unhintergehbarer wie widerständiger Faktor in den technischen Dingensembles zeigte, konnten sich die Megacities – was die Mediengeographie anhand ihrer schillernden Diagramme und Karten eindrücklich vor Augen geführt hat – als räumliche und ökonomische Zentren einer global vernetzten Medienkultur behaupten. Und trotz der fortschreitenden Digitalisierung auch historischer Text- und Bildbestände erlebte die Bibliothek in den letzten Jahren eine ungeahnte Renaissance. Davon zeugen eine Reihe spektakulärer Bibliotheksneubauten.

Im Rahmen der computergestützten Datenverwaltung tauchte die Stadt als visuelle Metapher und räumliches Ordnungsmodell schon in den 1970er Jahren auf. Von den verschiedenen Datenverwaltungssystemen der Architecture Machine Group des Massachusetts Institute of Technology ausgehend und verstärkt durch die sich urban definierenden Netzgemeinschaften der 1980er Jahre, kam es in den 1990er Jahren zu einer buchstäblichen Flut an digitalen Informations- und Wissensstädten. Das Verfahren, Wissen räumlich anzuordnen und anhand architektonischer Bildgeber wie der Stadt zu veranschaulichen, hat indes eine lange Tradition.

Bei einer kritischen Betrachtung digitaler Wissensstädte werden diese historischen Vorläufer ebenso einzubeziehen sein wie die Grenzen und Utopien räumlicher Wissensorganisation.

Kurzbiografie
1989-96 Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie an den Universitäten Braunschweig und Oldenburg; 1997-1998 Künstlerische Leitung Oldenburger Kunstverein; 1998-2000 Graduiertenkolleg Politische Ikonographie, Universität Hamburg; 2001-2002 Promotionsstipendium Land Schleswig-Holstein; 2004 Promotion; seit 2002 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin; Mitglied im DFG-Netzwerk Räume der Stadt. Perspektiven einer kunstgeschichtlichen Raumforschung; aktuelles Forschungsprojekt im Sonderforschungsbereich 447 Kulturen des Performativen zur Bibliotheksarchitektur; weitere Arbeitsschwerpunkte: Raummodelle des Wissens von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Raumwahrnehmung in der Ästhetik und Architekturtheorie des 19. und 20. Jahrhunderts, Bild der Stadt.

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