Bettina Lockemann. Kontaktzonen

Werke in der Ausstellung

Courtesy (Wenn nicht anders erwähnt): Bettina Lockemann


Unbestimmtes Terrain
, 2009

90 Farbfotografien

Die Fotoserie entstand während verschiedener Aufenthalte der Künstlerin in Istanbul, der alten osmanischen, und Ankara, der modernen türkischen Hauptstadt. Ausgangspunkt war dabei die Frage nach der Sichtbarkeit von Grenzverläufen zwischen Europa und Asien sowie des urbanen, gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Wandels der letzten 100 Jahre. Die Fotografien dringen weit in die Stadträume ein und nähern sich gleichermaßen Vertrautem wie Befremdlichem. Zugleich wird der Betrachterblick immer wieder verstellt, ein Aus- oder gar Überblick verhindert. So sind Situationen des Übergangs und Wandels zwar ständig präsent. Doch das, was geschieht, und wohin dies führen wird, bleibt offen.

Die Überfahrt (Europa) / Die Überfahrt (Asien)
, 2009
2 x Zwei-Kanal-Videoinstallation
Asien #1, #2: je 17:20 Min. / Europa #1, #2: je 12:36 Min.
 
Die Aufnahmen zu dieser zweiteiligen Videoinstallation entstanden auf Fährschiffen, die zwischen dem europäischen und asiatischen Teil der Stadt Istanbul pendeln. Während die eine Doppelprojektion die Entfernung vom und Anfahrt auf den asiatischen Teil der Stadt zeigt, stellt die andere Doppelprojektion die Bewegung vom und zum europäischen Teil einander gegenüber.

Contact Zone
, 2008

Serie von 74 Fotografien, sw

Die Fotoserie Contact Zone entstand während eines dreimonatigen Japanaufenthaltes der Künstlerin. Lockemann reflektiert darin Konstruktionen des Fremden – konkret die Vorstellungen, die in westlichen Gesellschaften über Asien bzw. Japan vorherrschen – und unterwandert diese zugleich. Ihre Aufnahmen urbaner Situationen aus verschiedenen japanischen Städten fokussieren nicht jene Motive, die das aus einer westlichen Perspektive vermeintlich Andersartige, sondern umgekehrt, das vermeintlich Eigene zeigen: etwa Gebäude und Gebäudekomplexe, die von westlichen Architekten entworfen oder geprägt wurden.

Yamanote, 2007
Video, Farbe, Ton, 62 Min.

Die Yamanote ist eine S-Bahn-Ringlinie, die rund um die Tokioter Innenstadt führt. Hier, vom inneren Rand aus und abseits der touristischen Highlights, eröffnet sich die ganze Vielfältigkeit der japanischen Hauptstadt. Die einstündige Fahrt mit dieser Linie vermittelt ein Stück des Alltags der japanischen Metropole, wobei diese Alltagserfahrung für EuropäerInnen zu einer Fremderfahrung wird. Sowohl die Aussicht aus dem Fenster als auch die Ansagen in Japanisch und Englisch oder die Gespräche der Mitreisenden ziehen das Publikum in eine fremde Welt, die jedoch nicht exotisch erscheint. Die Fremderfahrung wirkt letztlich vertraut

EP/2006/K., 2006–2007
Serie von 28 Fotografien, sw

Die Aufnahmen dieser Serie entstanden in den Räumen des Europäischen Parlaments in Brüssel. Lockemann interessierten hier insbesondere die bürokratischen Strukturen des Gebäudes und Parlamentsalltags, dessen Arbeitsprozesse kaum nachvollziehbar sind. Auch wenn sich Vieles beobachten lässt, bleibt das Geschehen insgesamt undurchdringlich. Diese Undurchdringlichkeit lotet Lockemann in ihrer Arbeit aus. Dabei diente ihr auch Franz Kafka als Ideengeber, der die Unzugänglichkeit der Bürokratie für den Normalbürger in seinen Romanen zum Ausdruck bringt.

Bettina Lockemann / Elisabeth Neudörfl
Deltaville, 2004

Videoinstallation, 9:32 Min.
Courtesy: Büro für Bildangelegenheiten

In Anspielung auf Jean-Luc Godards film Alphaville (1965), entwirft diese Arbeit den fiktiven Ort Deltaville. Deltaville generiert ein Netzwerk, zwischen dessen architektonischen Knotenpunkten Handlungen im sozialen Raum entstehen. Diese Aktivitäten finden ausschließlich in einem Computerprogramm statt, das als Programmcode dargestellt wird.

Code Orange, 2003
Serie von 80 Fotografien, sw

Die Serie Code Orange wurde 2003 in Washington DC und New York fotografiert und beschäftigt sich mit Aspekten von Sicherheitswahn und Überwachung. Trotz des dokumentarischen Ansatzes der Fotografien wird darin nicht versucht, ein objektives Bild zu zeichnen, sondern vielmehr eine Atmosphäre von Verdacht und Überwachung erzeugt. Scheinbar belanglose Szenen werden mit Bedeutung aufgeladen und zu einer vagen Erzählung verknüpft. Die Fotografien vermitteln eine Ambivalenz, die den Betrachter über das Geschehen im Unklaren lässt.

Fringes of Utopia
, 2001–2002

Serie von 55 Fotografien, sw

Die Serie Fringes of Utopia. Observations on West Coast Urbanism entstand zwischen 2001 und 2002 in Los Angeles, Las Vegas und San Diego. Die Städte der amerikanischen Westküste werden häufig als Musterbeispiele für eine zukünftige Stadtentwicklung gehandelt. In ihrem verschwenderischen Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Land, Wasser und Energie, in ihrer Bevorzugung des Autos als Transportmittel, im Verschwinden des öffentlichen Raumes und mit ihren ungelösten Fragen nach Sicherheit markieren sie einen städtischen Prototyp des „Sprawls“ (Zersiedelung), wie ihn bereits zahlreiche Science-Fiction Autoren beschrieben haben. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte dieser Stadtentwicklung und nimmt sich der Leere und der weiten Räume an, die so in Europa nicht zu finden sind.

Dockland, 2001

14 Tintenstrahlplots, sw

Der Titel der Fotoserie verweist auf das Londoner Stadtgebiet Docklands, wobei die Bilder in Rotterdam aufgenommen wurden. Sie fokussieren die Umwandlung von Hafengebieten in Bürokomplexe für Medienunternehmen und Lofts für eine zahlungskräftige Klientel.

Virtuelle Stadt, 1999

30 Thermodrucke, Farbe

Virtuelle Stadt
basiert auf einem umfangreichen Archiv von Webcambildern, das Lockemann zwischen 1996 und 1999 zusammengetragen hat, also zu Beginn der Popularisierung dieser Kameratechnik. Die Webcambilder wurden mit weißem Passepartout auf Fotopapier ausbelichtet und gerahmt. Es entsteht der Eindruck, als handele es sich um Schnappschüsse von Städten, nur ist die Autorin nicht selbst an diesen Orten gewesen, vielmehr hat sie das Netz als Kamera benutzt und die Bilder aus ihrem Kontext herausgelöst. Es entsteht ein Bild von internationalen Städten, die man nicht genau zuordnen kann.
 
Border Patrol, 2001 – 2002
Drei-Kanal-Videoinstallation
#1 (Bundesrat): 32:34 Min.; #2 (Bundestag): 59:31 Min.; # 3 (Verfassungsgericht): 33:43 Min.

1999 und 2000 wurde das ehemalige Bannmeilengesetz der BRD umgeschrieben in das Gesetz über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes. Dies betraf den Bundestag und Bundesrat in Berlin sowie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die vormals wie heute unsichtbaren Grenzen sind dabei nicht nur in ihrer Definition, sondern zum Teil auch topografisch (von Bonn nach Berlin) verschoben worden: ein Prozess, der mit der Öffnung der Grenzen zwischen Ost- und Westdeutschland verknüpft war, die bekanntlich neue unsichtbare Grenzen hervorgebracht hat.
Border Patrol besteht aus drei parallel laufenden, jedoch nicht auf einen Blick zu erfassenden Videoprojektionen, in denen die Kamera jeweils einer Frau folgt, die die neubestimmten wie verschobenen Bannmeilen in Berlin und Karlsruhe abschreitet. Dabei entsteht der Eindruck, dass nicht die Frauen es sind, die sich fortbewegen, sondern dass vielmehr das Umfeld – urbane Nicht-Orte oder ein unspezifisches Innenstadtgebiet – an ihnen vorbeizieht, da die Kamera stets denselben Abstand zu den ProtagonistInnen hält.

Internationale Stadt, 1999
81 Dias, sw

Ist es möglich, in verschiedenen Städten Bilder zu fotografieren, die nichts ortstypisches mehr beinhalten, sondern ein allgemeines Bild von Stadt, also das Bild einer „Generic City“ (Allgemeinen Stadt) entwickeln, wie Rem Koolhaas die Internationalisierung der zeitgenössischen Städte nennt? Die Diaarbeit Internationale Stadt geht dieser Frage nach. Sie zeigt Aufnahmen aus den Städten New York, Berlin, London, Paris und Zürich. Diese enthalten nichts, was man nicht schon kennt und bieten gerade deshalb eine Projektionsfläche für die eigenen Erfahrungen mit Städten und mit Bildern von Städten.
 

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