Territorien des In/Humanen
PERFORMANCE–REIHE
28. September bis 21. Oktober 2010
Vom 28. September bis 21. Oktober 2010 präsentiert die Akademie Schloss Solitude in Kooperation mit dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart eine umfangreiche Performance-Reihe mit internationalen Künstlern aus unterschiedlichen Kunstsparten. Die Performance-Reihe findet im Rahmen von 20 Jahre Akademie Schloss Solitude statt. Sie ist Christoph Schlingensief gewidmet, dem Juror für Darstellende Kunst 2009–2011 der Akademie Schloss Solitude.
PROGRAMM
(Inhalt: siehe unten)
Di, 28. September 2010, 20:00 Uhr
Eröffnung
Mit einer Einführung von Iris Dressler, Nadine Jäger und Jean-Baptiste Joly
Im Anschluss:
Ivan Civic, Shedding Time
Performance
Herbordt / Mohren, Alles was ich habe #2: Dear Visitor
Inszenierte Ausstellung
Post Theater [New York / Berlin / Tokyo], Express Fight Club
Eine medial gesteuerte Choreografie-Maschine
Di, 28. September bis Do, 21. Oktober 2010
tägl. (außer Mo) während der regulären Öffnungszeiten des Württembergischen Kunstvereins
Ivan Civic, Shedding Time
Performance
Mi, 29. September 2010, ab 20 Uhr
Letzter Einlass um 22:15 Uhr
Herbordt / Mohren, Alles was ich habe #2: Dear Visitor
Inszenierte Ausstellung
20:00 und 22:00 Uhr
Post Theater [New York / Berlin / Tokyo], Express Fight Club
Eine medial gesteuerte Choreografie-Maschine
21:00 Uhr
Norbert Schliewe/Liliana Corobca, Pygmalion und das Ei
Performative Lesung
Do, 30. September 2010, ab 18 Uhr
Letzter Einlass um 22:15 Uhr
Herbordt / Mohren, Alles was ich habe #2: Dear Visitor
Inszenierte Ausstellung
18:00 und 19:00 Uhr
Post Theater [New York / Berlin / Tokyo], Express Fight Club
Eine medial gesteuerte Choreografie-Maschine
20:00 Uhr
Bernhard Dechant, Braveheart
Theater
Mi, 13. Oktober 2010, 21:00 Uhr
Hamed Taheri, Femmina Balba
Theater
Do, 14. Oktober 2010, 20:00 Uhr
Michl Schmidt, Eine Kaffeefahrt der Menschlichkeit
Performance
Mi, 20. Oktober 2010, 21:00 Uhr
Ines Birkhan/Bertram Dhellemmes (Company Real Dance Super Sentai) Dancing on Ashes (Fascinus)
Performance
Do, 21. Oktober 2010, 20:00 Uhr
Ole Aselmann, Berlin – Beijing, Teil 1
Installation-Performance
Maren Antonia Geers, Beerdigungsgymnastik – Soweit die Kürze des Lebens es uns erlaubt, solche aufwendigen Wiederholungen zu wagen.
Installation-Performance
INHALTE
Ivan Civic, Shedding Time
Performance
Der Künstler befindet sich in einer Installation in welcher die reale Zeit eine untergeordnete Rolle spielt. Zwischen zwei Steinen stehend, einen Hammer in der einen Hand, zielt die im Loop verlaufende Handlung auf ein verordnetes »Ticken«, wie eine menschliche Uhr, die versucht den Rhythmus der Zeit neu zu erfinden und dabei ständig scheitert weil die Performance selbst in ihrer Laufzeit begrenzt ist.
Termine: Di, 28. September bis Do, 21. Oktober 2010
tägl.(außer Mo) während der regulären Öffnungszeiten des Württembergischen Kunstvereins
Herbordt / Mohren, Alles was ich habe #2: Dear Visitor
Inszenierte Ausstellung
172 Fragen an eine unbestimmte Zukunft; 947 archivierte Antworten aus Filmen, Kunstwerken, Texten, Netzrecherchen und ExpertInnengesprä- chen; diverse Gebrauchsgegenstände, Objekte und vergessene Memorabilia; ein Performance-Tool als Archiv, mobile Forschungseinheit, Ausstellungsarchitektur und Bühne.
Die zweite Episode von Alles was ich habe arrangiert sämtliche Archivmaterialien zu einer begehbaren Landschaft. Als einziger Protago- nist durchstreift der Zuschauer das Modell einer Welt, die es erst noch zu formulieren gilt. Zwischen Fragen, Objekten und Zetteln, zwischen Audio-Führungen und hinterlassenen Nachrichten, entspinnen sich immer neue Dialoge – stumme Gespräche darüber, wie es mit der Welt wie wir sie kannten auch weitergehen könnte.
»Wir befinden uns in einer jener vielschichtig durchdachten, theatralischen Installationen des Duos Bernhard Herbordt und Melanie Mohren, die in Gestalt eines labyrinthischen Archivs aus Textzetteln, Stimmen und Ding-Kollagen nichts weniger darstellt als eine Grundinventur des Lebens schlechthin.« (Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung)
Performance-Tool: Hannes Hartmann und Leonie Mohr
Dauer: ca. 45 Minuten
Produktion: Herbordt/Mohren in Koproduktion mit der Akademie Schloss Solitude Stuttgart und Sophiensaele Berlin.
Herzlichen Dank dem Schauspiel Staatstheater Stuttgart.
Termine: Di, 28. September 2010 bis Do, 30. September 2010
Post Theater [New York / Berlin / Tokyo], Express Fight Club
Eine medial gesteuerte Choreografie-Maschine
Multi-Media Performance über eine subversive Vereinigung – 30 anonyme Darsteller agieren in der Choreografie eines alternativen »Fight Clubs«. Das Performance-Konzept wurde bereits in Berlin, Salamanca, Köln, Sofia und Taipei mit lokalen Darstellern umgesetzt. Die Prämisse ist stets dieselbe, die Interpretationen ändern sich durch die Mitwirken- den: Der Roman Fight Club von Chuck Palahniuk und der gleichnamige Film von David Fincher fragen danach, ob unser Beruf wirklich unsere Berufung ist. Wenn nicht Arbeit, was dann definiert unser Selbstbild?
Ob im Kontext von zeitgenössischem Tanz oder Theater – stets kommt den Videoprojektionen der japanischen Medienkünstlerin Hiroko Tanahashi eine Rolle zu, die über das Dekorative hinausgeht. Die Medien werden zum Performer in einem Spiel, bei dem die Kategorien »live« und »vorproduziert« und manchmal auch »Performer« und »Zuschauer« nicht mehr zu trennen sind. Vorhergehende Versionen von Express Fight Club waren bereits im National Museum of Singapore, in der Staatsoper Berlin, der Chiao Tung University in Taiwan und in die letzte Tanznacht Berlin zu sehen.
Dauer: ca. 40 Minuten in englischer und deutscher Sprache.
Aufgrund limitierter Zuschauerzahlen wird dringend um Platzreservie- rung unter nj gebeten. @ akademie-solitude.de
Ermöglicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, mit Unterstützung durch die Tanznacht Berlin, die Staatsoper Unter den Linden und das National Museum of Singapore.
Termine:
Di, 28. September 2010 (im Anschluss an die Eröffnung, 20 Uhr)
Mi, 29. September 2010, 20:00 und 22:00 Uhr
Do, 30. September 2010, 18:00 und 19:00 Uhr
Norbert Schliewe/Liliana Corobca, Pygmalion und das Ei
Performative LesungPygmalion will Galatea erschaffen. Als Rohmaterial wählt er ein Ei. Das Ei jedoch hat schon eine berühmte Form. Pygmalion kümmert sich nicht darum, er versucht es zu behauen, umzuformen, einzudellen, zu züchtigen, in die erträumte Form zu bringen. Das Ei, ein wesentliches, ursprüngliches und vollkommenes Element, ärgert sich und klagt im Geheimen. Dann begehrt es auf und äußert seinen Ärger, indem es sich um die eigene Achse dreht, wie ein Globus. Aber Pygmalion lässt sich nicht beirren, er hält es fest und fixiert es mit Hilfe einer speziellen mehrdimensionalen Vorrichtung. In seiner Verzweiflung nimmt das Ei all seine Kräfte zusam- men, fliegt auf und, zack, Pygmalion gegen die Stirn. Darauf rinnt es über seine Nase hinunter zum Kinn und zum Mund und erfüllt den dummen Schöpfer mit Ekel und Wollust. (Liliana Corobca)
Mit: Wannan Tang
Dauer: 40 Minuten
Termin: Mi, 29. September 2010, 21:00 Uhr
Bernhard Dechant, Bravehear
Theater
Beharrlich streikt der Projektor. Aus dem Stegreif stottert der Vorführer schließlich: »So ich fang jetzt an. Und der Film kommt dazu, wenn er kommt.«
Der tapfere Mann mutiert zum Kinoerzähler, berichtet, spielt nach und kommentiert, was zu sehen gewesen wäre. [...] Für nichts ist er sich zu schade, er malt pantomimisch die Highlands nach, mimt eine Schafherde, müht sich mit einem Dudelsack ab. Und entwächst vor den Zuschauern seinem bedrückenden Alltag zum imaginären Helden mit Kilt, Kriegsbemalung und kolossalem Bihänder. Die Rolle ist Dechant auf den Leib geschrieben. Er spielt den Dilettanten, ist aber keiner. Er hat große Momente, wenn es um die Liebe geht und er die eigenen kleinen Niederlagen in der Wirklichkeit eingesteht. [...]
Um das Stück zu verstehen, muss man den Film nicht gesehen haben. Und danach möchte man es auch nicht mehr.
Mit: Katarina Hayr
Dauer: 90 Minuten
Termin: Do, 30. September 2010, 20:00 Uhr
Hamed Taheri, Femmina Balba
Theater
Das dreijährige Kind »Useppe« und sein Kätzchen sind eines Tages ein- fach verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen. Niemand weiß, was passiert ist. Die Mutter von Useppe, Femmina Balba, hört das Kätzchen ständig weinen. Sie sucht ihren Sohn indem sie dem Weinen des Kätz- chens folgt. Hamed Taheri nimmt das Publikum in seinem Solostück
mit auf eine Reise durch die zeitgenössische Welt. Durch die Suche der Femmina Balba nach ihrem Sohn wird das Bild unserer Welt schonungs- los entblößt. Das, was unendlich zerstört werden kann, kann unendlich überleben. Femmina Balba gleicht einem Mosaik von Zitaten, die aus Werken von Rilke, Dostojewskij, Calderón, Himmler, Benjamin, Goethe und Shakespeare stammen. Am Ende bleibt die Frage offen was mit Usep- pe passiert ist.
Schauspielerin: Elisa Rössler
Dauer: 60 Minuten
Termin: Mi, 13. Oktober 2010, 21:00 Uhr
Michl Schmidt, Eine Kaffeefahrt der Menschlichkeit
Performance
In Eine Kaffeefahrt der Menschlichkeit wird eine Reihe von Objekten, Werkzeugen und Strategien präsentiert, die während Michl Schmidts Aufenthalt an der Akademie Schloss Solitude entstanden sind. Seine künstlerische Auseinandersetzung findet zumeist anhand der konkreten Machbarkeit von Projekten statt. Durch sein Solitude-Stipendium stellte sich ihm die Frage: »Was tue ich wenn meine Wohnung bezahlt ist und ich ausreichend Taschengeld erhalte, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten?« Auf der Basis dieser Fragestellung entstand eine Reihe von Beiträgen, die sich mit »do it yourself« beschäftigen, ohne dass ihnen eine existentielle Notwendigkeit zugrunde liegt, eine Art »bricolage de luxe«. Dabei sind Objekte entstanden, die einerseits einen ungewöhnlichen Gebrauchswert besitzen und gleichzeitig die Reflektion ihrer eigenen Ge- schichte, ihres eigenen Mythos wiedergeben.
Die Performance untersucht die Vermittlung von Objekten, die nicht den Anspruch besitzen für sich stehen zu können, sondern die der Vermitt- lung bedürfen. Der Künstler übernimmt die Rolle des Direktvermarkters, vorbei an den okkulten Kanälen der Kunstvermittlung und Vermarktung.
Dauer: 45 Minuten
Termin: Do, 14. Oktober 2010, 20:00 Uhr
Ines Birkhan/Bertram Dhellemmes (Company Real Dance Super Sentai, Dancing on Ashes (Fascinus)
Performance
»Her words are like chiseling blades reorganizing mental matter
And each of them comes with sharp hand and head movements
She shapes meanings with wide-open hands and tense fingers
Until they turn into objects that one could see and feel«
Fascinus ist bereits die fünfte Performance der Serie Dancing on Ashes. Diese Performance-Serie soll dem Zuschauer ein Fenster zum künstlerischen und erzählerischen Universum öffnen, das derzeit im Rahmen des transmedialen Projekts Angel Meat entsteht.
Dauer: 45 Minuten (Die Performance findet zum Teil im Freien statt.)
Termin: Mi, 20. Oktober 2010, 21:00 Uhr
Ole Aselmann, Berlin – Beijing, Teil 1
Installation-Performance
In mehreren Etappen von Berlin nach Peking zu wandern, ist Ole Aselmanns aktuelles Projekt. Der erste Teil der Wanderung führte ihn im Sommer 2009 circa 2.500 km weit von Berlin durch Polen und die Ukraine bis an die russische Grenze und im Sommer 2010 durch Rus- sland und Kasachstan. Nachdem er in seinen vorigen Arbeiten, den verschiedenen Varianten der »Cafeteriahyperästhesia« die gesammelte Kultur des Abendlandes aufgetürmt hat (von Bach bis Bonnie Tyler, von Jesus bis Wernher von Braun ...) trägt er diese jetzt nach Asien, um sie dort zu hybridisieren.
Ole Asemanns Reiseberichte, die unter anderem von ukrainischem Borscht, amerikanischen Kochshows mit B.A. vom A-Team und Albträumen vom Dalai Lama handeln, sind die Textgrundlage vom Wurstkönig, mit dem – zusammen mit dem Dalai Lama, einem Cello-GI und Cultur-Keeper- Soldaten – eine im Zentrum stehende Installation/Skulptur, bespielt wird.
U.a. mit: Dietrich Kuhlbrodt
Dauer: 45 Minuten
Termin: Do, 21. Oktober 2010, 20:00 Uhr
Maren Antonia Geers, Beerdigungsgymnastik
Soweit die Kürze des Lebens es uns erlaubt, solche aufwendigen Wiederholungen zu wagen.
Installation-Performance
Insekten orientieren sich in der Nacht am Licht des Mondes. Indem sie immer den gleichen Winkel zum Mond halten, fliegen sie geradeaus, bedingt durch die Distanz zum Mond. Verwechselt das Insekt den Mond mit einer Laterne, umkreist sie diese mit einem immer geringer werdenden Abstand bis sie schließlich irrtümlicherweise hinein fliegt.
»In keinem einzigen all dieser Argumente für oder gegen einen Flug zum Mond hat es je eine Rolle gespielt, dass wir das tun sollten, um uns die Erde ansehen zu können. Eine einmalige Gelegenheit, einen Blick auf uns selbst zu werfen aus der Ferne des Alls. Wie verrückt und vollkom- men menschlich.« (Astronaut Joseph Allen über das Appollo-Programm)
Schauspieler: Frank Hoffmann
Dauer: 15 Minuten
Termin: Do, 21. Oktober 2010, 20:00 Uhr