Shutdown Programm #9

Radu Ciorniciuc, Acasa, My Home
STREAMING
7.–10. Dezember 2020
ONLINE GESPRÄCH
Montag, 7. Dezember 2020, 19 Uhr
Mit Radu Ciorniciuc, Lina Vdovil, Ümit Uludag und Ülkü Süngün
Anmeldung und Vimeolink unter
ruehl(at)wkv-stuttgart.de

Vom 7. bis 10. Dezember 2020 streamt der Württembergische Kunstverein im Rahmen seines Shutdown Programms Radu Ciorniciucs viel beachteten Film Acasa, My Home (86') von 2020. Am Montag, den 7. Dezember 2020 gibt es zudem die Möglichkeit sich den Film gemeinsam anzuschauen und an einer anschließenden Diskussion zwischen dem Regisseur, Ciorniciuc, der Co-Autorin, Lina Vdovîi, dem Produzenten des Films, Ümit Uludag, sowie der Künstlerin Ülkü Süngün teilzunehmen.

Süngün hat eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel Über lokale und globale Strukturen von Antiziganismus kuratiert, die Fragen der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins, Actually, the Dead Are Not Dead. Una forma de ser, vertieft und lokal kontextualisiert. Dabei geht es um eine Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Formen und Praktiken der Diskriminierung von und Emanzipation der Rom*nja und Sinti*zze. Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe folgen in Kürze.

Interessierte am Streaming und / oder der Onlinediskussion müssen sich unter ruehl(at)wkv-stuttgart.de anmelden.

Acasa, My Home,  2020, 86'
Zwei Jahrzehnte lebt Familie Enache im Einklang mit der Natur nur fünf Kilometer von Bukarest in einem stillgelegten Wasserreservoir. Die Hochhäuser der Großstadt in Sichtweite, folgen die neun Kinder und ihre Eltern dem Rhythmus der Natur: Sie schlafen in einer Hütte am Seeufer und fangen Fische mit ihren bloßen Händen. Als das Gebiet plötzlich zum Naturschutzreservat erklärt wird, sind die Rom*nja gezwungen, ihr unkonventionelles Leben hinter sich zu lassen und in die Stadt zu ziehen. Während die neun Kinder und ihre Eltern versuchen, sich der modernen Zivilisation anzupassen, beginnt jedes einzelne Familienmitglied seinen Platz in der Welt und seine Zukunft in Frage zu stellen.

Acasa, My Home ist das Langfilmdebüt des Regisseurs und Investigativreporter Radu Ciorniciuc. 2020 wurde der Film beim Sundance Film Festival uraufgeführt und gewann den Preis für die beste Kameraführung. Acasa, My Home erhielt zwanzig weitere internationale Auszeichnungen und ist aktuell für den European Film Award nominiert.

Statement des Regisseurs
"The harmonious bond with nature and the difficulties of the Enache’s wild lifestyle dictated the social dynamics inside the family. The bond between the members was not only forged by love, but also by their will to stay alive. Only by working and being together could the family survive in that harsh environment. This was their shield against the dangers coming from inside and outside the Delta.
But independence is a core value of how our society sees the social integration process. Very soon after moving to the city, the family members learned that the opportunities of having a comfortable life can only be reached by becoming independent. Living or working together was not an option anymore especially for the family’s youngsters. They had lesser difficulties than their parents to adapt to the new reality and were more willing to succeed as integrated citizens.
The film is built around one family’s drama and, keeping the proportions, around one of modern man’s biggest dilemmas: to go back to nature, where life is free but harsh without the benefits of civilization? Or to be part of a society that offers opportunities of a comfortable life, but only to those who are willing to embrace the pressures that come with comfort?

Visual approach
The most important aspect of my approach for shooting this film was to build trust with the Enache’s. The last three years I’ve spent with them gave me intimate access to the family. This was crucial for creating, inside the film, the feeling of being a close family member - something that I want the audience to experience as well: the experience of an assimilated witness to an initiating journey - without making the family look vulnerable, but equal human beings passing through a complicated period of their lives.
In order to create this feeling of familiarity and home, the camera is always shooting at the eye level of the characters and at close distances, especially when highly emotional events are taking place.
In the first two parts of the film, where most of the action is taking place in the wilderness, the shootings are done hand held, but the camera movements are slow and steady, creating a feeling of being grounded in the natural environment.
When the family moves into the city, the key scenes are shot on a tripod, and the compositions become more linear, in order to illustrate the rigors and formalities of life in civilization." Radu Ciorniciuc

Zu den Personen

Radu Ciorniciuc
Radu Ciorniciuc ist ein rumänischer Filmregisseur, Kameramann und Investigativreporter. Er befasst sich mit den Schwerpunkten Menschenrechte, Umwelt und Tierschutz. 2012 war er Mitbegründer von Casa Jurnalistului, der ersten unabhängigen Medienorganisation in Rumänien.

Lina Vdovîi
Lina Vdovîi ist eine aus Moldawien stammende und in Rumänien lebende preisgekrönte unabhängige Reporterin. Sie ist Co-Autorin von Acasa, My Home.

Ümit Uludag

Ümit Uludag ist Co-Produzent von Acasa, My Home. Seit 2017 leitet Uludag das Stuttgarter Büro der Produktionsfirma CORSO Film.

Ülkü Süngün
Ülkü Süngün ist eine Stuttgarter Bildende Künstlerin. In ihrer Arbeit setzt sie sich über unterschiedliche Medien wie Bildhauerei, Installation oder Lecture Performances kritisch mit Identitäts- und Migrationspolitiken auseinander und betreibt mit ihrer prozessoffenen und kollaborativen Vorgehensweise künstlerische Forschung.

Zur Veranstaltungsreihe
Über lokale und globale Strukturen von Antiziganismus

In der aktuellen WKV-Ausstellung Actually, the Dead Are Not Dead. Una forma de ser, kuratiert von María García und Pedro G. Romero, werden künstlerisch-politische Artikulationen insbesondere der in Spanien lebenden Sinti*zze und Rom*nja, neben Werken über ihre widerständigen Praktiken und ihre Emanzipation, vielfältig thematisiert. Zentral hierbei ist das Fest, der Flamenco und die Kris – eine politische Form der Versammlung. Ausgehend und inspiriert von den künstlerischen Arbeiten der Ausstellung möchte ich mit der vierteiligen Programmreihe Über lokale und globale Strukturen von Antiziganismus, einige Fragestellungen der Ausstellung bezüglich des Wohnens, der Kriminalisierung, sowie der Verfolgung und Vernichtung thematisieren. Dabei sollen vor allem widerständige Praktiken innerhalb der Bürger*innenrechtsarbeit aufgegriffen und diese in einen Zusammenhang mit lokalen Ereignissen gebracht werden.
In Deutschland werden Ressentiments und Vorurteile gegenüber Sinti*zze und Rom*nja oft in die NS-Zeit projiziert und somit externalisiert, obwohl der Antiziganismus eine lange Vorgeschichte hat und auch nach Kriegsende wegen mangelnder Aufarbeitung ungebrochen weitergewirkt hat. Selbst heute findet er sich in konkurrierenden Erinnerungspolitiken zu den Verfolgten und Ermordeten des NS-Regimes wieder. In Formen von andauernder Kriminalisierung und extensiver polizeilicher Erfassung ist er ebenso auszumachen wie in Verbindung mit Migration und Flucht vor allem aus dem Balkan.
– Ülkü Süngün

Alle Veranstaltungen der Reihe Über lokale und globale Strukturen von Antiziganismus im Überblick


Radu Ciorniciuc, Filmemacher
Acasa, My Home
STREAMING
7.–10. Dezember 2020
ONLINE VORTRAG + GESPRÄCH
Montag, 7. Dezember 2020, 19 Uhr
Mit Radu Ciorniciuc, Lina Vdovil, Ümit Uludag, Ülkü Süngün
Sprache: Englisch

Verena Lehman, Mitbegründerin der Initiative Sinti-Roma-Pride
#dasdenkmalbleibt
ONLINE VORTRAG + GESPRÄCH
Freitag, 29. Januar 2021, 19 Uhr
Mit Verena Lehmann und Ülkü Süngün
Sprache: Deutsch

Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus, Heidelberg
Der selektive Blick
ONLINE VORTRAG + GESPRÄCH
Mittwoch, 10. Februar 2021, 19 Uhr
Mit Frank Reuter, Robert Gabris und Ülkü Süngün
Sprache: Deutsch

Mehmet Daimagüler, Rechtsanwalt (u.a. NSU Opferanwalt), Chana Dischereit (Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg)
Neue Radikalität, alte Ressentiments im Ländle
ONLINE VORTRAG + GESPRÄCH
Mittwoch, 17. März 2021, 19 Uhr
Mit Mehmet Daimagüler, Chana Dischereit und Ülkü Süngün
Sprache: Deutsch

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