Foto: Dieter Hartwig

Jeremy Wade

Lost at Sea with Puddles and Sunny
22. + 23. September 2020, jeweils 20 Uhr

Jeremy Wade bedient sich einer politisch aufgeladene Form der queeren Science-Fiction, um im komplizierten Jetzt durchzublicken. In seiner neuesten Show Lost at Sea with Puddles and Sunny (Verloren auf See mit Puddles und Sunny) stellt er, zusammen mit der Musik von Quintin Tolimieri, einen angeschlagenen rauflustigen Vogel namens Puddles the Pelican dar, der zum Kabarettsänger Sunny gehört und auf einem Kreuzfahrtschiff am Ende aller Zeiten lebt. Als Überlebende der Ölkatastrophe von Deep Horizon singt, krächzt, stöhnt und erzählt Puddles Geschichten von Liebe und Verlust, um die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes wach zu halten. Teerbrocken würgend fuchtelt sie wild umher und schnattert: „Einst ein prächtiger Vogel, jetzt mit Öl überzogen. Wer von euch Schlampen hat ein Streichholz?“ Sie krächzt, weint, stöhnt und singt sich Nacht für Nacht die Seele aus dem Leib, in Ehrfurcht vor allem, was verloren ist. Mit ihrem zutiefst tragischen Sinn für Humor findet sie in der dunkelsten Stunde das Licht und kämpft mit jedem letzten Atemzug für eine unmögliche Reparatur.

So oft haben Künstler*innen versucht, die Grenzen der Kunstpraktiken zu überschreiten, um über sich selbst hinauszuwachsen oder weil sie sich in einem anderen Licht darstellen möchten. Das ist heikel und obwohl ich es befürworte, funktioniert es manchmal einfach nicht. Nicht so im Falle von Jeremy Wades Puddles-Verkörperung. Mit Hilfe seiner Praxis der Körperwahrnehmung ist Wade eine einnehmende und zugleich verstörend verzweifelte Gesangsnummer in einem Nachtclub gelungen, die einen mit Emotionen erfüllt, mit Humor abheben lässt und dann in Sekundenschnelle wieder herunterreißt. Seine stimmliche Zerbrechlichkeit und Darbietung sind meisterhaft. Buchen Sie ihn.
– Peaches

Jeremy Wade
Brüche, Exzess, Hyperanfälligkeit, Intensivpflege – Jeremy Wade ist ein extremer Performer und Performance-Macher mit einer weitreichenden Praxis des Kuratierens und Lehrens. Nach seinem Abschluss an der School for New Dance Development in Amsterdam im Jahr 2000 und der Auszeichnung mit dem Bessie Award für seine erste abendfüllende Performance Glory beim Dance Theater Workshop 2006 in New York City zog er nach Berlin und arbeitet seither eng mit dem Theater HAU Hebbel am Ufer sowie der Gessnerallee, Zürich, zusammen. Zu den jüngsten Stücken von Wade zählen Fountain, Together Forever, Death Asshole Rave Video, Drawn Onward und Between Sirens, in denen er den Tod des Menschen, Zombie-Subjektivität, seltsame Zustände des Seins und feministische Strategien des Weltmachens erforscht, um die sozialen Codes zu untergraben, die unsere Körper definieren und unterdrücken. Sein Alter Ego, The Battlefield Nurse, ist Gründerin und Mitveranstalterin des Projekts The Future Clinic for Critical Care, das sich mit Behinderten verbündet hat.

Wade hat im Mai 2019 mit dem Musiker Marc Lohr im HAU Hebbel am Ufer 2 ein neues Solo mit dem Titel The Clearing uraufgeführt und später im Juni sein erstes Stück, Glory, neu inszeniert: ein brutales Nacktduett, das 2006 mit dem schwedischen Choreografen und Performer Sindri Runudde und dem Musiker Brendan Dougherty in den Berliner Sophiensaelen entstanden war. 2019 nahm er an dem von Paul B. Preciado und Viktor Neumann kuratierten Parliament of Bodies im Rahmen der Bergen Assembly 2019, Actually, the Dead Are Not Dead teil, deren künstlerische Leiter*innen Hans D. Christ und Iris Dressler waren.

Quentin Tolimieri
Quentin Tolimieri ist Komponist, Pianist und Improvisator. Seine Werke wurden weltweit  aufgeführt und bei verschiedenen Plattenfirmen veröffentlicht, darunter Wandelweiser Records, Creative Sources und pfMENTUM. Er hat einen MA in Komposition der University of Southampton und einen BFA in Komposition und Klavier des California Institute of the Arts, wo er unter anderem bei Michael Finnissy, Michael Pisaro und Joe Maneri studierte. Vor kurzem ist er nach Berlin umgezogen, nachdem er viele Jahre als freischaffender Musiker in New York City gearbeitet hat.

Links
www.jeremywade.org
www.futureclinic.org

wade_handout_de.pdf

Eine Performance von
Jeremy Wade
Mit Musik von
Quentin Tolimieri

Aufführungen

22. September 2020, jeweils 20 Uhr, Einlass ab 19:30 Uhr
23. September 2020, jeweils 20 Uhr, Einlass ab 19:30 Uhr

Eintritt: frei

Begrenzte Teilnehmer*innenzahl
je Abend 80

Maskenpflicht

Anmeldung unter

inforemove-this@remove-thiswkv-stuttgart.de
Fon: +49 (0)711 – 22 33 70

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