Forensic Architecture/Forensis, NTLA und OGF: Der deutsche koloniale Genozid in Namibia

- Forensic Architecture, German Colonial Genocide in Namibia: The Hornkranz Massacre, 2024
Samstag, 15. November 2025, 13–17 Uhr
SCREENING + PODIUM
13 Uhr
SCREENING
Forensic Architecture
German Colonial Genocide in Namibia: Shark Island, 2024, 36 Min.
German Colonial Genocide in Namibia: The Hornkranz Massacre, 2024, 32 Min.
15 Uhr
PODIUM
Mark Mushiba, Forensic Architecture/Forensis
Sima Luipert, Nama Traditional Leaders Association (NTLA)
Nandiuasora Mazeingo, Global Ovaherero Genocide Foundation (OGF)
Sophie-Charlotte Thieroff, Akademie Schloss Solitude, u.a. Koordinatorin des Namibia-Stipendiums im Rahmen der Namibia-Initiative des Landes Baden-Württemberg
Sprache: Englisch; Eintritt: frei
Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit im Rahmen der Ausstellung Three Doors (2024), freut sich der Württembergische Kunstverein, am Samstag, dem 15. November 2025, ab 13 Uhr, zwei Filme von Forensic Architecture/Forensis zu zeigen.
Die Filme gehen der Geschichte, den Folgen und Kontinuitäten des deutschen kolonialen Genozids in Namibia (1904–1908) nach: bezogen auf das Konzentrations- und Todeslager auf Shark Island, einer (heutigen) Halbinsel im Hafen von Lüderitz (vormals Angra Pequena), sowie auf das Hornkranz-Massaker 1893 an den Witbooi-Nama.
Wir freuen uns insbesondere, dass Mark Mushiba von Forensic Architecture/Forensis, Sima Luipert, Mitglied der Nama Traditional Leaders Association (NTLA), sowie Nandiuasora Mazeingo, Vorsitzender der Global Ovaherero Genocide Foundation (OGF), anwesend sind und am Podium teilnehmen.
GEGENSTAND DER FILME
Sowohl das 1905 von der deutschen sogenannten Schutztruppe errichtete Lager als auch die auf die deutsche Gewaltherrschaft zurückgehenden Massengräber auf Shark Island drohen, als Stätten des Erinnerns, Gedenkens und der Verantwortung zu verschwinden. Grund dafür sind der Tourismus, Immobilienspekulationen sowie Sonnen- und Windkraftindustrie, an der ausgerechnet ein deutsches Unternehmen beteiligt ist. Auf Initiative von und in Zusammenarbeit mit den betroffenen indigenen Organisationen arbeitet Forensic Architecture/Forensis daran, dem Verschwinden dieser Erinnerungsorte entgegenzuwirken.
Dies gilt auch für die Zeugnisse der von Deutschland 1893 verübten Vertreibung und Vernichtung der Nama auf Hornkranz, einer Ansiedlung der Witbooi-Familie. Die Folgen der kolonialen, genozidalen Gewalt haben sich dort unter anderem in massiven Umweltveränderungen niedergeschlagen. Die beiden Filme und die damit verbundenen Recherchen wurden in enger Partnerschaft mit der NTLA sowie der OGF realisiert.
DAS PODIUM
Die NTLA und die OGF sind Vertretungsorgane der Nama und Ovaherero, die sich sowohl in Namibia als auch in der Diaspora für die Bewahrung und Anerkennung der traditionellen Bräuche, Praktiken, Geschichte und des kulturellen Erbes ihrer Völker engagieren. Das Podium hebt insbesondere ihren Einsatz und Kampf für das Gedenken, die wiederherstellende Gerechtigkeit und Würde sowie für Entschädigungen im Kontext des deutschen Völkermords an ihren Vorfahr*innen hervor.
Thematisiert wird dabei auch die Zusammenarbeit zwischen NTLA, OGF und Forensic Architecture/Forensis. Die multidisziplinäre Forschungsgruppe Forensic Architecture und ihre Berliner Schwesterorganisation Forensis haben nicht nur avancierte Formen der forensischen Forschung entwickelt, sondern zeichnen sich auch durch ihren sensiblen Umgang mit Betroffenen aus, deren Interessen, Perspektiven und Stimmen im Zentrum ihrer Arbeit stehen. Im Fall des deutschen kolonialen Genozids in Namibia umfasst dies beispielsweise die maßgebliche Einbindung von Oral History.
Ein weiterer Schwerpunkt des Podiums betrifft Fragen zur Aufarbeitung des deutschen Völkermords an den Nama und Ovaherero. Zu den kontrovers diskutierten Punkten zählen dabei nicht nur die Anerkennung dieses Genozids – den Deutschland lediglich mit der Einschränkung „aus heutiger Sicht“ eingesteht –, sondern auch das Ob, Was und Wie von Restitutionen und Entschädigungen. Welche Ansätze aus Sicht der Betroffenen sind hier notwendig und sinnvoll?
Forensic Atchitecture
https://forensic-architecture.org/location/namibia
Nama Traditional Leaders Association
https://www.ntla.de
Ovaherero Genocide Foundation
https://ogfnamibia.org
Gefördert durch das
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
